# taz.de -- Ex-Bundesfinanzminister wird Lobbyist: Kritik an Kundenberater Christian Lindner
       
       > Ex-Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) heuert bei der
       > US-Beratungsfirma Teneo an. LobbyControl und Linke warnen vor
       > Interessenkonflikten.
       
 (IMG) Bild: Da werden sie beraten, mit schlechtestem Wissen und Gewissen und Option zur offenen Feldschlacht
       
       Berlin afp | Der geplante Einstieg von Ex-Bundesfinanzminister Christian
       Lindner (FDP) bei der US-Beratungsfirma Teneo ruft Kritik hervor. Die
       Nichtregierungsorganisation LobbyControl warnte am Donnerstag vor einem
       „handfesten Interessenkonflikt“. Es könne „kaum sichergestellt werden, dass
       Lindner sein Kontaktnetzwerk nicht für Lobbykunden aus seinem früheren
       politischen Verantwortungsbereich nutzt oder diese im Hinblick auf ihre
       Lobbyarbeit berät“, erklärte LobbyControl-Sprecher Timo Lange. Die Linke
       forderte die Bundesregierung auf, Lindners Einstieg bei Teneo nicht zu
       genehmigen.
       
       Das US-Unternehmen Teneo berät weltweit Führungskräfte – etwa in
       Umbruchphasen, in Krisen oder bei großen Transaktionen wie dem Einstieg der
       italienischen Unicredit bei der Commerzbank. Teneo-Chef Paul Keary hatte
       den Einstieg des früheren Ministers und FDP-Chefs am Mittwoch bekannt
       gegeben. „Christian Lindners Erfahrungen in höchsten Regierungsämtern und
       sein tiefer ökonomischer Sachverstand qualifizieren ihn auf einzigartige
       Weise, unsere Kunden zu beraten“, erklärte Keary.
       
       ## Interessenkonflikte vorprogrammiert
       
       Lindner selbst bezeichnete seinen künftigen Job als „Investition in die
       transatlantische Partnerschaft“. Deutsche Unternehmen könnten „von Teneos
       profunder Kenntnis der US-Märkte profitieren, und ich selbst kann den
       US-Kunden von Teneo europäische Perspektiven vermitteln“.
       
       Nach Angaben des Unternehmens soll Lindner Kunden in den USA, Deutschland
       und anderen EU-Ländern beraten. Im Kern soll es dabei um
       Wachstumsstrategien auf europäischen und weltweiten Märkten gehen.
       
       LobbyControl wies am Donnerstag darauf hin, dass Teneo „mehrere Kunden aus
       der Finanzbranche gegenüber Bundesregierung und Bundestag“ vertrete. Dazu
       zählten Trade Republic und die italienische UniCredit-Bank. Hieraus könnten
       sich Interessenkonflikte ergeben.
       
       ## Beispiel Unicredit
       
       Der Linken-Finanzexperte Christian Görke forderte die Bundesregierung auf,
       „Lindners Einstieg beim Unicredit-Beratungsunternehmen Teneo nicht zu
       genehmigen“. Als Bundesfinanzminister habe dieser „mit Verkäufen von Aktien
       der Commerzbank dafür gesorgt, dass sie ein Übernahmekandidat wird“. Nun
       wolle Lindner daran mitwirken, „dass sie tatsächlich von Unicredit
       übernommen werden könnte“. Das sei „frech und unverschämt“, kritisierte
       Görke.
       
       Für ehemalige Regierungsmitglieder gilt in Deutschland eine Karenzzeit von
       zwölf Monaten zwischen dem Ausscheiden aus dem Amt und der Übernahme von
       Jobs in der Wirtschaft. Dadurch sollen Interessenkonflikte verhindert
       werden. In Ausnahmefällen kann diese Frist auf 18 Monate verlängert werden,
       wenn öffentliche Interessen gefährdet sind. Während dieser Zeit muss die
       Bundesregierung den Wechsel in die neuen Positionen genehmigen.
       
       LobbyControl forderte die Bundesregierung auf, im Falle Lindners die volle
       18-Monats-Frist auszuschöpfen und ihm den Einstieg bei Teneo nicht zu
       genehmigen. Generell gelte aus Sicht von LobbyControl ohnehin: „Die
       maximale Abkühlphase von 18 Monaten ist zu kurz, der Abstand zur Amtszeit
       als Minister zu gering, Kontakte und Insiderwissen nicht ausreichend
       abgekühlt.“
       
       23 Oct 2025
       
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