# taz.de -- Kritik an Katherina Reiche: Kritik von NGOs, verhaltenes Lob aus der Industrie
       
       > Umweltverbände beklagen die große Nähe von Katherina Reiche zur
       > Energiewirtschaft. Sie fürchten negative Auswirkungen für die
       > Klimapolitik.
       
 (IMG) Bild: Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) während eines Besuches des Kohlekraftwerkes „Schwarze Pumpe“ in Spremberg, 04.08.2025
       
       Umweltverbände und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) sehen ihre
       Befürchtung bestätigt, dass Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche
       (CDU) nicht die nötige Distanz zu den Interessen der Energiewirtschaft
       wahrt. Reiche ist im Mai ohne Pause aus ihrer Position als Chefin der
       Eon-Tochter Westenergie an die Spitze des Wirtschafts- und
       Energieministeriums gewechselt. Sie hatte umgehend klar gemacht, dass sie
       einen anderen Kurs einschlagen wird als ihr Vorgänger Robert Habeck
       (Grüne), der die Energiewende forciert hat.
       
       Die NGO LobbyControl hatte bei Reiches Amtsantritt vor 100 Tagen vor ihrer
       Nähe zur Energiewirtschaft gewarnt. „Wir sehen unsere Befürchtungen
       bestätigt“, sagte Timo Lange, Sprecher von LobbyControl, der taz. Die
       Energieministerin folge fast ausschließlich den Interessen der großen
       Energieunternehmen, sagte er. Die Ministerin lege bei Entscheidungen keinen
       Wert darauf, Gruppen aus der Zivilgesellschaft, der Wissenschaft und der
       Erneuerbare-Energien-Szene anzuhören. Sie müsse diese Gruppe aber für eine
       ausgewogene Politik stärker einbeziehen.
       
       [1][LobbyControl hat Reiche aufgefordert], freiwillige und umfassende
       Angaben zu ihren Unternehmensbeteiligungen zu machen. Erst auf öffentlichen
       Druck hin legte Reiche Informationen zu bestehenden Beteiligungen offen.
       Dabei wurde deutlich, dass sie Optionsscheine eines Unternehmens besaß, in
       dessen Aufsichtsrat sie vor ihrer Amtszeit als Ministerin tätig war und das
       in den Zuständigkeitsbereich ihres Hauses fällt.
       
       Auch die Deutsche Umwelthilfe (DUH) wirft der Ministerin vor, die
       Interessen der [2][konventionellen Energiewirtschaft zu stark zu
       berücksichtigen]. Das gelte etwa für Reiches Gutachten zum Stand der
       Energiewende, dem sogenannten Energiemonitoring, kritisiert Sascha
       Müller-Kraenner, DUH-Bundesgeschäftsführer.
       
       ## Ernüchternde Bilanz
       
       Die DUH fürchtet, dass das Monitoring zu dem Schluss kommt, dass der
       künftige Energiebedarf niedriger ist als bislang prognostiziert. Dann
       könnte der Ausbau der Erneuerbaren gebremst werden. Das sei
       „Klientelpolitik erster Güte für die großen Gaskonzerne“, sagte
       Müller-Kraenner. Außerdem fürchtet er, dass das Gutachten dazu dienen wird,
       den von Reiche angekündigten massiven Gasausbau zu legitimieren. Reiche
       will neue Gaskraftwerke mit einer Kapazität von bis zu 20 Gigawatt bauen
       lassen. Die DUH hält das für „überdimensioniert“.
       
       Die 100-Tage-Bilanz von Greenpeace fällt ebenfalls ernüchternd aus. „Die
       bisherigen Entscheidungen und Signale von [3][Katherina Reiche in der
       Energiepolitik sind wirtschaftspolitisch unklug], rechtlich angreifbar und
       klimapolitisch verheerend“, sagte Martin Kaiser, Geschäftsführer von
       Greenpeace Deutschland.
       
       Eine andere Sicht auf Reiches Politik hat der Verband kommunaler
       Unternehmen (VKU), zu dem Reiche 2015 ohne Karenzzeit von ihrem Posten als
       Staatssekretärin im Verkehrsministerium gewechselt war. Der VKU hält die
       geplanten Gaskraftwerkskapazitäten von 20 Gigawatt für nötig.
       
       Der Verband ist nicht der Auffassung, dass Reiche die Energiewende
       ausbremst. Vielmehr handle es sich um eine Beschleunigung der notwendigen
       Transformation, sagte ein Sprecher. Der Verband begrüßt auch, dass die
       Ministerin eine Reihe von Gesetzesvorhaben auf den Weg gebracht hat, etwa
       zur Planungsbeschleunigung.
       
       Der Bundesverband der Deutschen Industrie wollte sich nicht inhaltlich
       äußern. Der Verband ziehe bislang eine „zurückhaltend wohlwollende Bilanz“,
       sagte ein Sprecher.
       
       13 Aug 2025
       
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