# taz.de -- Unionsstreit um Rückkehr nach Syrien: Wadephul konterkariert den Migrationskurs der CDU
       
       > Die heftige Kritik an Außenminister Wadephul zeigt, wie nervös die Union
       > ist. Nichts läuft rund und man findet kein Mittel dagegen.
       
 (IMG) Bild: Steht in der Kritik seiner eigenen Partei: Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU)
       
       Eine Woche lang hat die Union jetzt über eine Äußerung ihres Außenministers
       diskutiert. Klug war diese Äußerung nicht. Nicht, weil sie nicht stimmt.
       Natürlich ist mehr als fraglich, ob ein großer Teil der Menschen, die vor
       dem Bürgerkrieg in Syrien nach Deutschland geflohen sind, zeitnah
       zurückkehren kann und will.
       
       Große Teile von Syrien sind zerstört, die Sicherheitslage ist ungewiss,
       politisch ist das Land instabil. Johann Wadephul hat in einer verwüsteten
       Vorstadt von Damaskus nur das Offensichtliche ausgesprochen.
       
       Auch ist im Konkreten innerhalb der Union der Dissens eher klein. Dass die
       Bundesregierung versuchen will, [1][zunächst Straftäter und Gefährder nach
       Syrien abzuschieben], ist im Koalitionsvertrag festgeschrieben. Wadephul
       steht dahinter, er hat auch eine Einladung an den neuen syrischen
       Machthaber überbracht. Das Ziel: diese Abschiebungen möglich zu machen.
       
       Der Konflikt ist viel gravierender. Wadephul hat mit der Benennung des
       Offensichtlichen die Strategie von Friedrich Merz, der CSU und großen
       Teilen der CDU konterkariert: der AfD mit größtmöglicher Härte in der
       Migrationspolitik das Wasser abzugraben. Und wenn das bislang nicht
       funktioniert, so die Überlegung, dann muss man eben noch mehr Härte zeigen.
       In diese Strategie passt Wadephuls Äußerung nicht. Und nicht nur das: Der
       ganze Mann fügt sich da nicht so recht ein. Wadephul ist ein eher liberaler
       Christdemokrat, einer der leisen Töne, kein Rumholzer wie Merz, Alexander
       Dobrindt oder Jens Spahn.
       
       ## Wo ist die Außenpolititik aus einem Guss?
       
       Die Heftigkeit der Kritik an Wadephul zeigt, dass sich einiges aufgestaut
       hat. Dass Wadephul von einer „Zwangssolidarität“ mit Israel gesprochen
       hatte und die [2][Kritik an der Netanjahu-Regierung schrittweise
       verschärfte], kam besonders bei der CSU und der Jungen Union nicht gut an.
       
       Auch die Äußerung, eine Entsendung deutscher Soldaten in die Ukraine würde
       die Bundeswehr überfordern, als Merz gerade mit Trump über die Ukraine
       sprach, hielten viele für fehlplatziert. Und dann hatte er noch ohne
       Absprache rausgehauen, dass Deutschland hinter Trumps Fünf-Prozent-Plan für
       die Nato stehe.
       
       Wadephul drückt sich zudem immer wieder unpräzise aus, manchmal auch
       falsch. Das wirkt dann nicht wie die „Außenpolitik aus einem Guss“ mit dem
       Kanzleramt, die versprochen war.
       
       Die heftige Kritik zeigt aber vor allem, wie nervös die Union ist. Die
       Regierung läuft nicht rund, die Wirtschaft springt nicht an, die
       [3][Umfrageergebnisse sind mies] – und man findet kein Mittel dagegen. Da
       will man nicht zulassen, dass auch noch bei der Migrationspolitik Zweifel
       aufkommen, wo hier doch vermeintlich geliefert wird.
       
       Weil dieser Eindruck entstehen konnte, war Wadephuls Äußerung in der Logik
       der Union unklug. Die scharfen Reaktionen, die die Debatte erst groß
       machten, waren es allerdings auch. Und das viel zu späte Eingreifen des
       Kanzlers sowieso. Kommunikativ also ein Desaster. Und viel verschwendete
       Zeit. Die hätte man besser zur überfälligen Überprüfung der eigenen
       Strategie eingesetzt.
       
       7 Nov 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Debatte-ueber-Abschiebungen-in-der-Union/!6127237
 (DIR) [2] /Besuch-von-Wadephul-in-Israel/!6101740
 (DIR) [3] https://www.wahlrecht.de/umfragen/
       
       ## AUTOREN
       
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