# taz.de -- Abschiebungen von Afghan:innen: Innenministerium verhandelt im Oktober mit Taliban in Kabul
       
       > Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) will regelmäßig Straftäter
       > nach Afghanistan abschieben. Dafür will er mit den Taliban
       > zusammenarbeiten.
       
 (IMG) Bild: Checkpoint der Taliban in Kabul: Regelmäßige Abschiebungen auch mit Linienflügen
       
       Berlin AFP | Das Bundesinnenministerium will im Oktober direkte Gespräche
       mit der [1][radikalislamischen Taliban-Regierung] über Abschiebungen nach
       Afghanistan führen. Beamte des Ministeriums würden nach Kabul reisen, um
       dort mit Verantwortlichen der Taliban zu verhandeln, teilte ein Sprecher
       des Innenministeriums am Sonntag auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP
       mit. Ziel sei es, „Straf- und Gewalttäter künftig konsequent zurück nach
       Afghanistan zu bringen“. Der Sprecher bestätigte damit einen Bericht der
       „Bild“-Zeitung.
       
       [2][Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU)] hatte bereits mehrfach
       angekündigt, regelmäßig Straftäter nach Afghanistan abschieben zu wollen.
       Erst am Donnerstag gab er im Bundestag regelmäßige Abschiebungen „nicht nur
       mit Charter-Flügen, sondern auch mit Linienflügen“ als Ziel aus. Dazu seien
       die Gespräche in der afghanischen Hauptstadt notwendig.
       
       Die Bundesregierung schob erst zweimal seit der Machtübernahme der Taliban
       im Sommer 2021 Straftäter per Charter-Flug nach Afghanistan ab. Einen
       ersten solchen Flug hatte noch die Ampel-Regierung im August 2024
       organisiert, einen zweiten dann die neue Bundesregierung Mitte Juli. Die
       Verhandlungen dazu erfolgten jeweils mithilfe des Emirats Katar.
       
       Anfang September gab es laut Innenministerium dann Gespräche „auf Ebene
       technischer Kontakte“ mit afghanischen Vertretern in der katarischen
       Hauptstadt Doha zu weiteren Abschiebungen. Die Bundesregierung betonte
       danach, es handele sich dabei „in keinster Weise“ um eine
       De-facto-Anerkennung der international weitgehend geächteten
       Taliban-Regierung.
       
       ## Unterstützung von der schwarz-roten Koalition
       
       Scharfe Kritik an den nun für Oktober geplanten Gesprächen in Kabul kommt
       von der Opposition. „Hier findet durch die Bundesregierung eine äußerst
       bedenkliche Normalisierung eines islamistischen Terrorregimes statt“, sagte
       die außenpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Cansu
       Özdemir, der Nachrichtenagentur AFP. Dies dürfe nicht sein.
       
       „Niemandem ist zudem vermittelbar, warum man jahrelang Krieg gegen die
       Taliban geführt hat, aber nun mit ihnen verhandelt und so zu ihrer
       Normalisierung beiträgt“, kritisierte Özdemir. Für die Linke sei klar:
       „Keine Deals mit dem islamistischen Talibanregime – weder direkt noch
       indirekt.“
       
       [3][Unterstützung für seine Pläne, mit der Taliban verhandeln zu wollen],
       bekommt Dobrindt hingegen aus der schwarz-roten Koalition. „Das fordert die
       Union schon länger“, sagte der CDU-Innenpolitiker Alexander Throm der
       „Rheinischen Post“. „Gut, dass Minister Dobrindt dies nun umsetzt.“
       Geflüchtete, die in Deutschland Straftaten begehen, müssten nach ihrer
       Haftstrafe das Land verlassen; das gelte auch für Menschen aus Syrien und
       Afghanistan.
       
       „Es ist richtig, dass es nach Afghanistan Abschiebungen von Straftätern und
       Gefährdern gibt“, sagte der Zeitung auch SPD-Parlamentsgeschäftsführer Dirk
       Wiese. Er sprach sich allerdings für ein sensibles Vorgehen aus. So müssten
       die bisherigen Kontakte über Katar mit den entsprechenden Stellen in
       Afghanistan intensiviert werden – „ohne dabei offizielle diplomatische
       Beziehungen mit den Taliban aufzunehmen“.
       
       Die stellvertretende SPD-Fraktionschefin Sonja Eichwede hält zwar „Kontakt
       auf technischer Ebene“ mit der Taliban ebenfalls für notwendig. „Das darf
       keinesfalls dazu führen, dass der Kontakt zu einem Terrorregime
       normalisiert wird“, betonte sie aber in der „Welt“. „Direkte Beziehungen
       auf Regierungsebene mit dem Terrorregime in Kabul sollte es nicht geben.“
       
       28 Sep 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Gegen-Frauen-Bildung-und-Wirtschaft-/!6114658
 (DIR) [2] /-Drohnenspionage-in-Europa-/!6116100
 (DIR) [3] /Abschiebungen-nach-Afghanistan/!6110287
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Taliban
 (DIR) Abschiebung
 (DIR) Alexander Dobrindt
 (DIR) Innenministerium
 (DIR) Schwerpunkt Afghanistan
 (DIR) Alexander Dobrindt
 (DIR) Schwerpunkt Afghanistan
 (DIR) Schwerpunkt Afghanistan
 (DIR) Schwerpunkt Afghanistan
 (DIR) Kolumne Erste Frauen
 (DIR) Schwerpunkt Afghanistan
 (DIR) Schwerpunkt Afghanistan
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) EU-Innenministertreffen: Alexander Dobrindt will „härten und schärfen“
       
       In Luxemburg fordert Deutschlands Innenminister (CSU) vor EU-Amtskollegen
       eine noch schärfere Asylpolitik. Gegenwind bekommt er bei Grenzkontrollen.
       
 (DIR) Afghanistan-Treffen im Moskau-Format: Taliban-Freunde gegen Trumps Forderung
       
       In Afghanistans Nachbarschaft ist kein Staat an einer US-Militärpräsenz in
       der Region interessiert, wie sie Präsident Trump ins Spiel gebracht hat. 
       
 (DIR) Aufnahmeprogramm für Afghan*innen: Afghanischer Richter klagt in Karlsruhe
       
       Ein ehemals hoher afghanischer Richter legt Verfassungsbeschwerde ein. Die
       Bundesregierung solle ihre Aufnahmezusage einhalten und Visa ausstellen.
       
 (DIR) Abschiebungen nach Afghanistan: Afghanisches Konsulats-Personal schmeißt hin
       
       Um nach Afghanistan abschieben zu können, lässt Dobrindt Taliban-Vertreter
       ins Land. Aus Protest kündigt nun das bisherige Konsulatspersonal in Bonn.
       
 (DIR) Sportlerin für Frauenrechte: Rennen für afghanische Mädchen
       
       Robina Jalali ist als erste Afghanin bei Olympia und zieht später ins
       Parlament ein. Seit die Taliban wieder an der Macht sind, fehlt von ihr
       jede Spur.
       
 (DIR) Gegen Frauen, Bildung und Wirtschaft: Gender-Apartheid der Taliban jetzt auch virtuell
       
       In Afghanistan beginnen die Machthaber, in vielen Städten den Zugang zum
       Internet zu blockieren und in Universitäten Bücher von Frauen zu verbieten.
       
 (DIR) Abschiebungen nach Afghanistan: Regierung verteidigt Gespräche mit Taliban
       
       Innenminister Dobrindt will mehr Abschiebungen durchsetzen. Dafür sollen
       seine Mitarbeiter in Kabul mit Vertretern des afghanischen Regimes
       verhandeln.