# taz.de -- Afghanistan-Treffen im Moskau-Format: Taliban-Freunde gegen Trumps Forderung
       
       > In Afghanistans Nachbarschaft ist kein Staat an einer US-Militärpräsenz
       > in der Region interessiert, wie sie Präsident Trump ins Spiel gebracht
       > hat. 
       
 (IMG) Bild: Russlands Außenminister Sergej Lawrow und der Außenminister der afghanischen Taliban Amir Chan Mutaki am Mittwoch in Moskau
       
       BERLIN taz | Bei einer Afghanistan-Konferenz nach dem sogenannten
       Moskau-Format haben die zehn beteiligten Nationen die Forderung von
       US-Präsident Donald Trump zur Rückgabe des afghanischen Militärstützpunktes
       Bagram an die USA zurückgewiesen. Ohne die USA zu nennen, heißt es in der
       zum Abschluss des Treffens am Dienstag veröffentlichten gemeinsamen
       [1][Erklärung]: „Versuche von Staaten sind inakzeptabel, ihre militärische
       Infrastruktur in Afghanistan und seinen Nachbarländern zu stationieren,
       weil dies nicht im Interesse des regionalen Friedens und der Stabilität
       ist“.
       
       In seiner Eröffnungsrede hatte sich Russlands Außenminister Sergej Lawrow
       auch vehement gegen die Stationierung von Soldaten "extraregionaler
       Akteure" ausgesprochen.
       
       Trump hatte im September erklärt, die USA wollten den beim Abzug ihrer
       Truppen vom Hindukusch 2021 aufgegebenen Stützpunkt Bagram zurückhaben.
       [2][Anderenfalls würden "schlechte Dinge passieren".] Zur Begründung sagte
       er, dass die Luftwaffenbasis „nur eine Stunde von dem Ort liegt, wo China
       seine Atomwaffen herstellt“.
       
       Der Militärstützpunkt in der Shomali-Ebene nördlich von Kabul war in den
       1950er Jahren mit Hilfe Moskaus errichtet worden und die wichtigste Basis
       während der sowjetischen Besetzung Afghanistans (1979 bis 1989). Von Ende
       2001 bis August 2021 war es die wichtigste Drehscheibe für den Kampf der
       US-Streitkräfte und der Nato gegen die Taliban.
       
       ## Moskau versucht Einfluss zu gewinnen
       
       Deren nationalistisch-islamistisches Regime hatte Trumps Forderung umgehend
       mit der Bemerkung zurückgewiesen, man dulde keine fremden Soldaten in
       Afghanistan.
       
       Die 2017 gegründeten Afghanistan-Konsultationen im Moskau-Format fanden
       jetzt bereits zum siebten Mal statt, davon zum fünften Mal nach der
       erneuten Machtübernahme der Taliban 2021. Außer Afghanistan und Russland
       gehören auch China, Indien, Iran, Pakistan sowie die vier
       zentralasiatischen Republiken Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan und
       Usbekistan dazu. Erstmals nahm jetzt Belarus als Beobachter teil. Keiner
       dieser Staaten hat ein Interesse an einer erneuten US-Militärpräsenz in der
       Region.
       
       Bis 2023 hatte die Regierung in Moskau noch Vertreter von Katar, den
       Arabischen Emiraten, Saudi-Arabien und der Türkei zu den Treffen geladen,
       worauf der Sicherheitsexperte Ali Adili in einer [3][Analyse] hinweist.
       Einst waren sogar mal die USA als Gäste vertreten.
       
       Jetzt war erstmals der Außenminister des afghanischen Taliban-Regimes, Amir
       Chan Mutaki, als offizieller Teilnehmer der Konferenz dabei, die auf der
       Ebene von Afghanistan-Sonderbotschaftern und einigen Außenministern
       stattfand. Bei den Treffen 2023 und 2024 hatten die Taliban nur als Gäste
       teilnehmen dürfen.
       
       ## Moskau hat die engsten Beziehungen zum Taliban-Regime
       
       Russland hatte im Juli das Taliban-Regime diplomatisch anerkannt als bisher
       weltweit einziger Staat. Erst wenige Monate zuvor hatte Moskau die Taliban
       von seiner Terrorliste gestrichen. Mit dem Moskau-Format und der
       Anerkennung der Taliban versucht das Putin-Regime wieder Einfluss in der
       Region zu gewinnen.
       
       In der in Moskau verabschiedeten Erklärung wird die Notwendigkeit einer
       friedlichen und unabhängigen Entwicklung eines einigen Afghanistans betont
       wie auch die Notwendigkeit humanitärer Hilfe, der Gesundheitsversorgung,
       der Armutsbekämpfung, der Katastrophenvorsorge und des Handels sowie der
       regionalen Integration Afghanistans.
       
       Zugleich wird die Notwendigkeit der Zusammenarbeit gegen den Terrorismus
       betont. Insbesondere das Nachbarland Pakistan wirft den afghanischen
       Taliban vor, den pakistanischen Taliban Unterschlupf zu gewähren und ihnen
       Angriffe in Pakistan zu ermöglichen.
       
       Die sich lange terroristischer Methoden bedienenden afghanischen Taliban
       kämpfen ihrerseits gegen den lokalen Ableger des konkurrierenden
       Terrornetzwerkes Islamischer Staat (ISPK). Um dessen Ausbreitung zu
       erschweren, sind die Nachbarstaaten zu stärkerer Zusammenarbeit mit den
       Machthabern am Hindukusch bereit.
       
       ## Frauen- und Menschenrechte kein Thema mehr
       
       Auffällig ist, dass die jetzige Erklärung frühere Forderungen nach einer
       "inklusiven Entwicklung" in Afghanistan nicht mehr wiederholt und auch
       sonst keine Kritik an der Diskriminierung von Frauen oder an
       Menschenrechtsverletzungen der Taliban übt. Das konterkariert entsprechende
       Bemühungen etwa der Vereinten Nationen. Für den Sicherheitsexperte Adili
       zeigt dies einen Wandel des Treffens in Richtung zu den von Afghanistan
       ausgehenden potenziellen Sicherheitsrisiken sowie der "Nutzung als
       regionaler Plattform im Rahmen geopolitischer Rivalitäten".
       
       Am Tag vor dem Treffen im Moskau-Format hatten bereits die Vertreter von
       Russland, China, Iran und Pakistan im kleinen Kreis konferiert und ihre
       Positionen abgestimmt.
       
       8 Oct 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://mid.ru/en/foreign_policy/international_safety/regprla/2052216/
 (DIR) [2] https://www.reuters.com/world/asia-pacific/trump-says-bad-things-will-happen-if-afghanistan-does-not-return-bagram-air-base-2025-09-20/
 (DIR) [3] https://substack.com/inbox/post/175537264?r=57ecfq&utm_campaign=post&utm_medium=web&showWelcomeOnShare=false&triedRedirect=true
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sven Hansen
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Afghanistan
 (DIR) Afghanistankrieg
 (DIR) Russland
 (DIR) Taliban
 (DIR) Sergej Lawrow
 (DIR) Indien
 (DIR) Schwerpunkt Afghanistan
 (DIR) Taliban
 (DIR) Schwerpunkt Afghanistan
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Diplomatische Anerkennung in Aussicht: Indien hofiert das afghanische Taliban-Regime
       
       Die indische Regierung empfängt den afghanischen Außenminister der Taliban.
       Kontroversen bleiben nicht aus.
       
 (DIR) Suche nach Gerechtigkeit: Taliban auf der Anklagebank
       
       Afghanische Exilorganisationen starten in Madrid ein „Volkstribunal für die
       Frauen Afghanistans“. Die Taliban bleiben lieber fern.
       
 (DIR) Abschiebungen von Afghan:innen: Innenministerium verhandelt im Oktober mit Taliban in Kabul
       
       Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) will regelmäßig Straftäter
       nach Afghanistan abschieben. Dafür will er mit den Taliban
       zusammenarbeiten.
       
 (DIR) Afghanistan-Treffen im Moskauer Format: „Für die Taliban entschieden“
       
       Russland hofiert das Kabuler Islamisten-Regime und hofft auf Einfluss, die
       Taliban wollen Anerkennung. Bisher hat es sich für beide nicht ausgezahlt.