# taz.de -- Ex-Black-Panther-Mitglied Assata Shakur: Die nie gefasste Kämpferin ist tot
       
       > Assata Shakur war die einst meistgesuchte Frau der USA, Kämpferin für
       > radikale Freiheit und Ikone im Exil. Nun ist sie in Kuba mit 78 Jahren
       > gestorben.
       
 (IMG) Bild: Assata Shakur wird unter Bewachung und in Handschellen ins Middlesex County Jail gebracht, 1976
       
       Berlin taz | In den USA der sechziger Jahre brodelte es. [1][Martin Luther
       King] sprach in Washington vom Traum einer gerechteren Gesellschaft,
       während die Polizei in Selma Demonstrierende mit Knüppeln niederprügelte.
       Während im Süden noch Schilder mit „Whites only“ hingen, politisierte sich
       die 1947 geborene Studentin und die Tante vom Rapper Tupac Shakur, Joanne
       Deborah Byron. [2][Sie legte ihren, wie sie selbst sagte, „Sklavennamen“ ab
       und nannte sich Assata Shakur.]
       
       Als Mitglied der [3][Black Panther Party], einer sozialrevolutionären,
       antirassistischen Gruppe, sprach sie über Befreiung und Würde, organisierte
       Frühstücke für Kinder und kümmerte sich um Communities, die der Staat
       benachteiligte. Doch je härter die Repression wurde, desto stärker wuchs in
       ihr die Überzeugung, dass all das nicht genügt – und sie schloss sich der
       Black Liberation Army an, einer schwarz-nationalistischen und
       marxistisch-leninistischen Organisation, die den bewaffneten Kampf als
       notwendige Antwort auf systemische Gewalt verstand.
       
       Dieser Schritt in den Untergrund machte sie zur Zielscheibe. Die Behörden
       verschärften die Repression: Das FBI unter J. Edgar Hoover bezeichnete die
       Black Panthers als „größte Bedrohung der inneren Sicherheit“ und zerschlug
       sie mit dem COINTELPRO-Programm systematisch. Aus Demonstrationen wurden in
       den Akten „Aufstände“, aus Sozialprogrammen „subversive Aktionen“. In
       diesem Klima der Verfolgung eskalierte die Auseinandersetzung – bis zu
       jenem 2. Mai 1973, als die Polizei das Auto, in dem Shakur mit zwei
       Begleitern saß, auf dem New Jersey Turnpike stoppte. Grund war ein defektes
       Rücklicht.
       
       Kurz darauf kommt es zu einer Schießerei: ein Beamter stirbt, ein weiterer
       wird schwer verletzt, Shakur selbst angeschossen. Sie beteuerte zeitlebens
       ihre Unschuld, versicherte, am Tatmorgen keine Waffe in der Hand gehalten
       zu haben – ihre Arme seien während der tödlichen Schüsse erhoben gewesen.
       1977 sprach ein Gericht sie dennoch schuldig. Das Urteil lautete
       lebenslange Haft. „Ich bin eine politische Gefangene“, erklärte sie;
       Bürgerrechtlerin Angela Davis stellte sich an ihre Seite.
       
       ## Seit 1984 war Shakur im Exil in Kuba
       
       Was das Gericht zu einem Schlusspunkt erklärt hatte, wurde für ihre
       Unterstützer:innen erst zum Anfang: 1979 sprengten Genossen sie aus
       dem Gefängnis. Tausende feierten die Befreiung, während das FBI Jagd
       machte. 1984 erreichte sie Kuba und Fidel Castros Regierung gewährte ihr
       offiziell Asyl. Sie unterrichtete, schrieb ihre Autobiografie, trat in
       kubanischen Medien auf und wurde zu einer Symbolfigur für viele linke
       Bewegungen weltweit. „Ich will keine Superheldin sein“, schrieb sie
       allerdings in ihrer Autobiografie. „Ich will frei sein.“
       
       Für die USA aber blieb sie Staatsfeindin: 2013 setzte das FBI sie als erste
       Frau auf die Liste der meistgesuchten Terrorist:innen, zwei Millionen
       Dollar Kopfgeld. Kuba verweigerte jede Auslieferung – und machte damit
       klar, dass Shakur im Exil bleiben würde. Gleichzeitig gewannen ihre
       Schriften mit Black Lives Matter neue Popularität – für manche Manifest der
       Befreiung, für andere bloß marxistische Pamphlete.
       
       Selbst ihr Tod löst die Fronten nicht: Während ein republikanischer
       Abgeordneter Gerechtigkeit für den getöteten Polizisten vermisst, kündigt
       New Jerseys Gouverneur an, selbst ihre sterblichen Überreste nicht in die
       USA zurückkehren zu lassen.
       
       Assata Shakur aus Queens wurde 78 Jahre alt. Am 25. September ist sie in
       Havanna verstorben. Bis zuletzt war sie Projektionsfläche: für staatliche
       Dämonisierung – und für die Sehnsucht nach radikaler Freiheit.
       
       29 Sep 2025
       
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       Shakur.