# taz.de -- Deutsche Wohnen & Co enteignen: SPD trommelt für Mietendeckel – statt Enteignung
       
       > Vorschlag mit schwarz-rotem Zoffpotenzial: SPD will Entwurf für ein
       > Vergesellschaftungsrahmengesetz vorlegen, mit dem Mieten gedeckelt werden
       > sollen.
       
 (IMG) Bild: Deckel drauf: SPD-Fraktionschef Raed Saleh
       
       Berlin taz | Die Berliner SPD-Fraktion startet einen erneuten Anlauf für
       einen Mietendeckel – und setzt dabei ausgerechnet auf den
       Vergesellschaftungsparagrafen 15 des Grundgesetzes. Am Freitag stellt die
       Partei einen entsprechenden Gesetzesentwurf vor, wie [1][der Spiegel zuerst
       berichtete]. Demnach ist das Ziel des Gesetzes die „unmittelbare Deckung
       eines öffentlichen Bedarfs der Daseinsvorsorge“. Das Gesetz könne auch in
       den Bereichen Energie, Wasser und Wärme angewendet werden.
       
       Konkret will die SPD einen Entwurf für ein „Rahmengesetz“ vorstellen, das
       künftige Vergesellschaftungen regeln soll. Das ist für sich keine
       Überraschung. [2][Erst kürzlich hatten CDU und SPD die Eckpunkte für ein
       solches Gesetz vorgelegt.] Neu ist jedoch, dass die
       Sozialdemokrat:innen nun offenbar über den Artikel 15 auch offiziell
       nicht mehr die Enteignung von Wohnungskonzernen anstreben – sondern einen
       neuen Mietendeckel.
       
       Artikel 15 des Grundgesetzes erlaubt, „Grund und Boden, Naturschätze und
       Produktionsmittel“ zum „Zwecke der Vergesellschaftung“ gegen Entschädigung
       „in Gemeineigentum oder in andere Formen der Gemeinwirtschaft“ zu
       überführen. Statt Wohnungskonzerne „in Gemeineigentum“ zu überführen, will
       die SPD jetzt über den Passus „andere Formen der Gemeinwirtschaft“ neue
       Preisregulierungen, etwa von Wohnraum, ermöglichen.
       
       „Die Vergesellschaftung ermöglicht den Bundesländern eine soziale
       Marktregulierung, auch ohne Enteignung“, sagte SPD-Fraktionschef Raed
       Saleh. Über Artikel 15 könne das Land die Gewinnmaximierung von
       Immobilienkonzernen und ihr marktorientiertes Verhalten beschränken – etwa
       in Form eines „Preisdeckels“ für „alle Vermieter für fünf Jahre“.
       
       ## Widerspruch vom Koalitionspartner
       
       Da mit Artikel 15 neuer rechtlicher Boden betreten wird, könne nach Ansicht
       der SPD die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts umgangen werden.
       Dieses hatte 2021 den Berliner Mietendeckel gekippt und dabei argumentiert,
       dem Land fehlten dafür die gesetzgeberischen Kompetenzen.
       
       Der Verstoß hat das Potenzial, [3][für Streit in der schwarz-roten
       Regierungskoalition zu sorgen]. CDU-Fraktionschef Dirk Stettner sagte auch
       gleich, das geplante Rahmengesetz sei „nicht für einen Mietendeckel
       gedacht“ – und fügte hinzu, einen solchen werde es „mit der CDU nicht
       geben“. Es ist also offen, inwiefern ein solches Rahmengesetz überhaupt
       zusammen mit der CDU verabschiedet werden kann.
       
       In jedem Fall könnte die SPD mit dem Vorstoß das Thema „Mietendeckel“ im
       kommenden Wahlkampf offensiv angehen – um damit auch Grüne und Linke unter
       Druck zu setzen. [4][Schon auf dem jüngsten Landesparteitag hatten die
       Sozialdemokrat:innen vor allem auf die Komplexe Mieten und Wohnen
       gesetzt.]
       
       Die Initiative Deutsche Wohnen & Co enteignen übte prompt heftige Kritik.
       Von einem „verfassungsrechtlichen Amoklauf“ sprach Sprecher Achim
       Lindemann. Die SPD verfolge offenbar „das Ziel eines provozierten
       Scheiterns vor den Verfassungsgerichten“.
       
       Ein Mietendeckel könne schon deshalb nicht als Vergesellschaftung
       bezeichnet werden, weil sich durch bloße Preisgrenzen nicht die
       grundsätzliche Wirtschaftsweise ändere, sagte Lindemann. Auch habe das Land
       weiter keine gesetzgeberische Kompetenz für einen Mietendeckel. (mit dpa)
       
       3 Jul 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.spiegel.de/politik/deutschland/berlin-spd-nimmt-neuen-anlauf-fuer-mietendeckel-a-9f8c5c8e-feb2-4469-92c3-13b19c7bd665?sara_ref=re-so-app-sh
 (DIR) [2] /Deutsche-Wohnen--Co-enteignen/!6092920
 (DIR) [3] /Deutsche-Wohnen--Co-enteignen/!6078640
 (DIR) [4] /Parteitag-der-SPD-Berlin/!6090465
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Timm Kühn
       
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