# taz.de -- Günstiger und umweltfreundlicher: Forscher zerpflücken E-Auto-Mythen
       
       > Wie umweltfreundlich sind Stromer, wie lange halten die Batterien und
       > zahlt man als Nutzer drauf? Eine große Studie schafft Klarheit.
       
 (IMG) Bild: Lohnt sich immer mehr: Elektroauto
       
       Karlsruhe dpa | Wer kein Elektroauto fahren will, findet bei einer
       schnellen Internetsuche viele [1][Ausreden]. Teuer und in Wahrheit
       [2][schlecht fürs Klima], heißt es dort teilweise. Und brennen die nicht?
       Doch eine aktuelle [3][Übersicht] des Fraunhofer-Instituts für System- und
       Innovationsforschung (ISI) in Karlsruhe zeigt nun: Die große Mehrheit der
       Wissenschaft kommt zu einem anderen Urteil – und es fällt recht deutlich
       zugunsten der Stromer aus.
       
       „Generell gibt es in Deutschland noch eine relativ hohe Skepsis gegen das
       Elektroauto“, sagt Studienautor Martin Wietschel, der am ISI die Abteilung
       Energietechnologien und Energiesysteme leitet. „Viele Gründe dafür können
       wir aus wissenschaftlicher Perspektive aber nicht nachvollziehen.“ Mehr als
       70 Studien und andere wissenschaftliche Quellen haben er und seine
       Mitautoren ausgewertet, um aus wissenschaftlicher Perspektive den Sachstand
       zusammenzufassen. Es ist die Neuauflage eines ähnlichen Überblicks aus dem
       Jahr 2020. „Seither hat sich viel getan, gerade bei den Batterien“, sagt
       der Experte. Das stärke die Position des Elektroautos.
       
       „Bei den [4][Treibhausgasemissionen] gehen die Einschätzungen nicht mehr so
       weit auseinander wie früher“, sagt Wietschel. Bei einer ganzheitlichen
       Betrachtung von der Herstellung bis zur Entsorgung attestieren die Forscher
       einem heute in Deutschland gekauften Mittelklasse-Stromer bei
       durchschnittlicher Fahrleistung rund 40 bis 50 Prozent weniger
       Treibhausgas-Ausstoß als einem vergleichbaren Verbrenner.
       
       In der Herstellung kommen die Stromer demnach zwar je nach Energiequelle,
       Energieeffizienz der Produktion und der Batteriegröße auf
       Treibhausgasemissionen, die um 60 bis 130 Prozent höher sind als bei
       Verbrennern. Beim Fahren ist der CO2-Ausstoß dann aber deutlich geringer.
       Geht man vom deutschen Strommix und einem Anhalten der Energiewende aus,
       kommt man auf lange Sicht zum oben genannten Vorteil.
       
       ## Je grüner der Strom desto besser
       
       Allerdings verschweigen die Forscher auch nicht, dass es Ausnahmen gibt:
       „Wird ein schweres, wenig effizientes E-Fahrzeug mit großer
       Batteriekapazität und geringer jährlicher Fahrleistung bilanziert, welches
       generell nur mit dem derzeitigen deutschen Strommix lädt, so ist die
       Treibhausgasbilanz kaum besser gegenüber einem entsprechenden
       konventionellen Fahrzeug.“ Allerdings stellt sich die Frage, wie häufig das
       Beispiel eines großen Autos mit großer Batterie und geringer Fahrleistung
       in der Realität ist.
       
       Und mit einem Voranschreiten der Energiewende und damit grünerem Strom
       werde der Vorteil der Stromer größer, heißt es. Ebenso dann, wenn schon
       jetzt vor allem mit erneuerbarem Strom geladen werde – durch gesteuertes
       Laden zum richtigen Zeitpunkt oder bei den derzeit knapp 50-Prozent der
       E-Fahrzeugnutzer, die eine eigene Photovoltaik-Anlage haben.
       
       „Schon heute kann ein Elektroauto günstiger sein als ein Verbrenner, wenn
       Sie auf die kompletten Kosten schauen – nicht nur auf den in der Regel
       höheren Anschaffungspreis“, sagt Wietschel. „Wir gehen dabei von Neuwagen
       aus, mit billigeren Gebrauchtwagen könnte das noch deutlicher zugunsten des
       Elektroautos ausfallen.“
       
       Insgesamt kommt es aber auf verschiedene Faktoren an, unter anderem darauf,
       wo und wie man lädt. Habe man zu Hause oder am Arbeitsplatz eine
       Lademöglichkeit, „dann können E-Fahrzeuge bereits nach drei Jahren
       Haltedauer wirtschaftlicher sein als vergleichbare Verbrenner“, heißt es in
       der Studie. Insgesamt spricht sie von schon heute ähnlichen Kilometerkosten
       bei durchschnittlichen Fahrleistungen in der Mittelklasse. „Die derzeit
       noch höheren Anschaffungskosten werden durch die geringeren laufenden
       Kosten ausgeglichen.“ Die beziehen sich dabei nicht nur auf die billigere
       Energie, sondern auch auf niedrigere Instandhaltungskosten.
       
       ## Preise sinken auch durch bidirektionales Laden
       
       Und auch hier kann es noch besser werden: Einerseits gehen die Forscher von
       sinkenden Preisen für die Elektroautos und besseren und günstigeren
       Batterien aus. Andererseits bringt bidirektionales Laden nicht nur etwas
       für die Umwelt, sondern auch für den Geldbeutel. Die Möglichkeit, dass das
       Auto Energie aufnimmt und später wieder ins eigene Haus oder sogar ins Netz
       abgibt, könne ein starker weiterer Schub für die Wirtschaftlichkeit sein,
       sagt Wietschel. „Im Idealfall kann man dadurch bis zu 1.000 Euro im Jahr
       sparen. Und auch für die Umwelt wäre das gut, weil beispielsweise
       Sonnenstrom dann besser genutzt werden kann.“
       
       Sorgen, dass die Batterien des Autos dadurch schneller kaputtgehen könnten,
       halten die Forscher für unberechtigt. „Und spätestens in ein paar Jahren
       werden wir wahrscheinlich ohnehin den Punkt erreichen, bei dem die Batterie
       deutlich länger hält als der Rest des Autos“, sagt Wietschel. Noch gebe es
       wenige Autos, mit denen bidirektionales Laden möglich sei, schränkt er
       allerdings ein. „Was schon jetzt funktioniert ist gesteuertes Laden am
       Smart Meter. Auch das verbessert Umweltfreundlichkeit und
       Wirtschaftlichkeit. Denn der Strom ist meistens dann am billigsten, wenn er
       auch am umweltfreundlichsten ist – und die Preisunterschiede sind teilweise
       enorm. Selbst wenn man die Batterie nur halb vollmacht, sind schnell 10
       Euro gespart.“
       
       Auch dieses Thema kommt im Zusammenhang mit Elektroautos immer wieder hoch.
       Das Urteil der Forscher ist aber klar: „Vergleicht man die Häufigkeit von
       Bränden von Elektro-Pkw mit den von konventionellen Pkw ist nach heutigem
       Stand nicht von einer höheren Brandgefahr auszugehen“, schreiben sie. „Es
       gibt sogar eine Reihe an aktuellen Studien, die bei reinen
       Batteriefahrzeugen von einer deutlich geringeren Brandgefahr ausgehen.“
       Allerdings sei die Datenlage hier noch eher dünn.
       
       Hier schneiden die Elektroautos teils etwas schlechter ab. In einigen
       Bereichen liegen sie dabei hinter Verbrennern. Eines davon ist Feinstaub.
       Das mag auf den ersten Blick überraschen, bringt man damit doch vor allem
       ältere Diesel in Verbindung, doch inzwischen ist hier bei Neuwagen nicht
       mehr der Motor, sondern der Reifenabrieb die entscheidende Größe. Und dabei
       ist das höhere Gewicht der Stromer ein Nachteil. Allerdings gebe es
       Entwicklungen in der Reifentechnologie, die hier helfen könnten, schreiben
       die Autoren.
       
       „Es gibt umweltfreundlichere Arten, sich fortzubewegen als ein
       Elektroauto“, fasst Wietschel zusammen. „Aber ein Elektroauto ist immer
       noch klar umweltfreundlicher als ein vergleichbarer Verbrenner.“
       
       22 May 2025
       
       ## LINKS
       
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 (DIR) [4] /Studie-zu-Elektroautos/!5788382
       
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