# taz.de -- Schicksal vom Bündnis Sahra Wagenknecht: Vielleicht werden wir das BSW schon bald vermissen
       
       > In Ostdeutschland hat jeder Zehnte das Bündnis Sahra Wagenknecht gewählt.
       > Wen wählen diese Menschen, falls die Partei bald untergehen sollte?
       
 (IMG) Bild: Verschwindet das Bündnis Sahra Wagenknecht in der Versenkung?
       
       Es ist einfach, sich über das Bündnis Sahra Wagenknecht lustig zu machen.
       Und die Partei hat es ja auch ein bisschen verdient. Mit Populismus gegen
       „Latte-Macchiato-Eltern“ (sorry, wer trinkt noch Latte Macchiato, es ist
       2025) ist Sahra Wagenknecht durch die Republik gezogen, hat gegen die Ampel
       gewettert und Verständnis für den russischen Angriffskrieg gezeigt.
       
       Bei der Bundestagswahl fehlten ihr dann 9.500 Stimmen, so dermaßen knapp
       scheitern Parteien selten an der 5-Prozent-Hürde. Diese Woche [1][hat das
       BSW nun Beschwerde vor dem Wahlausschuss des Bundestags] eingelegt.
       Unwahrscheinlich, dass der erfolgreich ist.
       
       Es kann gut sein, dass es das nun war für das BSW. Dass es sich beim
       Thüringer Parteitag am Wochenende weiter zerlegt und die Namensgeberin
       bald hinwirft, weil sie lieber einen Saarland-Reiseführer schreiben will.
       Bei den meisten politischen Beobachtern meint man dazu ein Achselzucken zu
       vernehmen, wenn nicht gar Häme oder Erleichterung: Tja, Pech gehabt.
       
       In Brandenburg, Sachsen und in Thüringen würde es die Partei vorerst weiter
       geben, bis zu den nächsten Wahlen. [2][In Thüringen könnte sich die Partei
       in alter linker Tradition abspalten], aber die Initialen behalten: BSW, das
       stünde dann für „Bündnis Schütz Wolf“, nach den Namen der beiden Minister.
       War doch gerade erst Ostern, irgendjemand in der Partei wird doch „Das
       Leben des Brian“ gesehen haben, wo sich die „judäische Volksfront“ und die
       „Volksfront von Judäa“ bekriegen: Ihr Spalter!
       
       ## Wo wandern die BSW-Anhänger hin?
       
       Und doch ist es kurzsichtig, das vermeintliche Ende des BSW zu bejubeln.
       Das BSW war die schnellste und erfolgreichste Parteigründung seit Langem.
       Man kann von ihm etwas lernen über politische Kultur und warum sich viele
       Menschen von den etablierten Parteien nicht vertreten fühlen. Wem die
       Demokratie am Herzen liegt, dem darf das Schicksal des BSW nicht egal sein.
       Nicht aus Sympathie mit dessen politischen Zielen, die sind, vor allem in
       der Außenpolitik, gruselig. Sondern weil die Frage ist, wen diese Menschen
       wählen, wenn die Partei nicht mehr existiert.
       
       In Ostdeutschland holte das BSW etwa jede zehnte Stimme. 35 Jahre nach dem
       Mauerfall gibt es wieder eine ostdeutsche Protestpartei, wie damals die
       PDS. [3][Schon im nächsten Jahr stehen Landtagswahlen an in Sachsen-Anhalt]
       und Mecklenburg-Vorpommern. Ob es dort eine Mehrheit für die Demokratie
       gibt, hängt auch davon ab, wen die BSW-Wähler wählen werden. Ob die Partei
       ein Comeback feiert, ob ihre Wähler zuhause bleiben oder gar zur AfD gehen.
       Damit es nicht so weit kommt, müssten die anderen Parteien diese Wähler
       zurückgewinnen, was schwer wird, weil sie ja aus Protest gegen sie das BSW
       gewählt haben.
       
       Das BSW war der Versuch, eine Partei mit einer charismatischen
       Führungsfigur zu etablieren, wie es sie in vielen Ländern seit Langem gibt.
       Es zielte auf Wähler, die eine Oppositions- und Protestpartei wollen,
       deshalb ist Wagenknechts Kritik an der pragmatischen Katja Wolf in
       Thüringen nicht ganz aus der Luft gegriffen. Die Wähler*innen des BSW
       sind kulturell konservativ, finden es doof, dass sie gerade gegendert
       wurden, sind sozialpolitisch eher links. Sie sind diffus gegen Flüchtlinge
       und irgendwie für Frieden. Dass dieses Milieu groß ist, hat Wagenknecht
       richtig analysiert.
       
       Schaffen es Manuela Schwesig in Mecklenburg-Vorpommern und Reiner Haseloff
       in Sachsen-Anhalt, diese Menschen noch einmal zu überzeugen? Oder schafft
       die Linkspartei es, wieder die ostdeutsche Protestpartei zu werden? Bei den
       Wahlen im vergangenen Jahr ist sie daran noch gescheitert.
       
       Von diesen beiden Fragen hängt im Osten nicht weniger als die Zukunft der
       Demokratie ab. Lautet die Antwort Nein, könnte es sein, dass wir das BSW
       schon bald vermissen werden.
       
       25 Apr 2025
       
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 (DIR) Kersten Augustin
       
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