# taz.de -- Festgenommene „Sächsische Separatisten“: Höcke posierte für Fotos mit mutmaßlichen Rechtsterroristen
       
       > Ein Foto zeigt Björn Höcke (AfD) mit mehreren der mutmaßlichen
       > Rechtsterroristen „Sächsische Separatisten“. Sie hatten auch Verbindungen
       > zum III. Weg.
       
 (IMG) Bild: Pose mit Höcke: Kurt Hättasch (2.vl) und Hans-Georg Pförtsch (2.vr) sowie Jörg S, Jörn S. und Karl K. im Hintergrund
       
       Berlin taz | Nach der Festnahme von acht mutmaßlichen Rechtsterroristen der
       „Sächsischen Separatisten“ kommen weitere Verbindungen zur AfD ans Licht.
       Der taz liegen Fotos vor, die fünf der acht Festgenommenen im Jahr 2022
       zusammen mit dem AfD-Politiker Björn Höcke zeigen.
       
       [1][Dass einige der Festgenommenen Mitglieder der AfD waren, war bereits
       bekannt: Drei von ihnen waren lokale Funktionsträger.] Die AfD hat nach
       Bekanntwerden der Vorwürfe beschlossen, die drei Männer aus der Partei
       auszuschließen.
       
       Die Fotos, die der taz nun vorliegen, zeigen, dass noch mehr der
       Festgenommenen Verbindungen zur AfD und deren Jugendorganisation „Junge
       Alternative“ hatten. Der taz liegen zudem Belege für weitere Verbindungen
       zur militanten Neonazi-Szene vor, darunter zur rechtsextremen Kleinpartei
       III.Weg und zu den Jungen Nationalisten (JN), der Nachwuchsorganisation der
       ehemaligen NPD.
       
       Die Fotos der vier Rechtsterroristen mit Björn Höcke entstanden am 21. Mai
       2022 in Grimma. Der Generalbundesanwalt geht davon aus, dass die
       Vereinigung „Sächsische Separatisten“ etwa eineinhalb Jahre zuvor, im
       November 2020, gegründet wurde. Die taz konnte mit dem freien Fotografen
       sprechen, der die Bilder aufnahm. Er tritt in den sozialen Medien unter dem
       Pseudonym „Vue Critique“ auf, sein Name ist der Redaktion bekannt. Demnach
       hatte die AfD anlässlich der Landratswahl ein Fest auf dem Marktplatz
       organisiert. Bis zu 150 Gäste hätten die Bierbänke gut gefüllt.
       
       ## Beschuldigte posierten 2022 mit Höcke für Gruppenfoto
       
       Höcke war damals der Hauptredner. Laut dem Fotografen gab es tosenden
       Applaus für seine Rede. Im Anschluss hätte sich eine Gruppe der „Jungen
       Alternative Sachsen“ (JA) für Fotos um ihn geschart. Auf einem der Bilder
       posieren über ein Dutzend junger Leute hinter einem Banner der JA Sachsen –
       mit Höcke mittendrin.
       
       Fünf Männer aus der Gruppe um Höcke wurden am Dienstag dieser Woche wegen
       des Verdachts auf Rechtsterrorismus festgenommen: Auf dem Foto ist in der
       ersten Reihe der AfD-Lokalpoltiker Kurt Hättasch zu erkennen, hinter Höcke
       stehen Karl K., die Brüder Jörn und Jörg S., am rechten Rand des Bildes
       Hans-Georg Pförtsch.
       
       Auf Anfrage der taz erklärt Höckes Büroleiter Robert Teske: „Björn Höcke
       kennt weder die entsprechenden Personen, noch steht er in irgendeiner
       Beziehung zu Ihnen.“
       
       ## Bei der Festnahme fielen Schüsse
       
       Die Polizei hatte am Dienstag bei einer Razzia gegen die mutmaßlichen
       Rechtsterroristen der „Säschische Separatisten“ Objekte in Deutschland,
       Polen und Österreich durchsucht. Bei der Festnahme von Hättasch fielen
       Schüsse, wie der taz aus Sicherheitskreisen bestätigt wurde. Demnach soll
       Hättasch eine Waffe gezogen haben, Polizisten hätten Warnschüsse abgegeben.
       Hättasch soll von einem Projektil am Kiefer verletzt worden sein und musste
       im Krankenhaus behandelt werden. Aus welcher Waffe die Kugel stammte, war
       bis Redaktionsschluss unklar.
       
       Gegen sieben der acht Festgenommenen wurden mittlerweile Haftbefehle
       erlassen. Jörg S., der im polnischen Zgorzelec festenommen wurde, soll nach
       Deutschland ausgeliefert werden.
       
       Den Sächsischen Separatisten wird vorgeworfen, sich militant auf einen von
       ihnen erwartete Kollaps der Gesellschaft, den [2][Tag X], vorbereitet zu
       haben. Sie wollten danach ein Gesellschaftswesen nach
       nationalsozialistischen Vorbild durchsetzen und hätten „ethnische
       Säuberungen“ geplant. Die Rechtsterroristen sollen unter anderem für den
       Häuserkampf trainiert haben. Laut Spiegel wurden bei den Razzien mehrere
       unregistrierte scharfe Waffen und Munition, Schalldämpfer und Einzelteile
       von Kriegswaffen gefunden.
       
       ## Mutmaßliche Rechtsterroristen in Uniformen des III. Weg
       
       Nach Informationen der taz bestehen bei den Verdächtigen auch weitere
       Verbindungen in die militante rechtsextreme Szene. Fotos zeigen die
       Festgenommenen Norman T. und Hans-Georg Pförtsch gemeinsam auf einer
       Demonstration der Neonazi-Partei „Der III. Weg“ 2019 in Plauen,
       ausgestattet mit T-Shirts der Partei.
       
       Karl K. nahm 2020 am rechtsextremen Trauermarsch im Februar in Dresden
       teil. Ein Teil seiner Reisegruppe wurde auf der Rückreise von der später
       wegen gewaltsamer Übergriffe auf Neonazis verurteilten Gruppe um die
       Antifaschistin Lina E. angriffen. [3][Beim Prozess vor dem
       Oberlandesgericht Dresden sagte K. laut Prozessbeobachter aus, er sei mit
       einem sächsischen Kader der „Jungen Nationalisten“ zum Trauermarsch
       gereist.]
       
       Der Dresdner Pförtsch war nach Recherchen der taz seit Jahren in der
       rechtsextremen Szene aktiv und der Polizei bekannt. Er stand mehrfach in
       Leipzig vor Gericht. Im Herbst 2020 und 2021 in einem Verfahren wegen der
       Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, im April
       2022 wegen Volksverhetzung. Beim ersten Verfahren wurde er freigesprochen,
       das zweite wurde eingestellt.
       
       Zudem war er neben seinem früheren Engagement für die AfD im Leipziger
       Stadtbezirksrat Ost und seiner Teilnahme an dem Aufmarsch des III. Wegs
       auch bei diversen weiteren rechten Veranstaltungen dabei. Fotos, die der
       taz vorliegen, zeigen ihn ab 2015 auf rechtsextremen Demos in Leipzig,
       Chemnitz und Landkreis Zwickau, etwa beim „Tag der deutschen Zukunft“ und
       auf Demos von „Legida“, sowie auf Veranstaltungen des „[4][Compact
       Magazins]“, des „[5][Institut für Staatspolitik]“ und der „Identitären
       Bewegung“.
       
       Zudem hatte er anscheinend auch internationale Kontakte – darunter
       mindestens zu einer weiteren terroristischen Organisation: Ein Foto von
       2018 zeigt Pförtsch als Teil einer Abordnung des III. Wegs vor dem
       Leipziger Völkerschlachtdenkmal gemeinsam mit Mitgliedern des schwedischen
       „Nordic Resistance Movement“, [6][die das US-Außenministerium im Juni 2024
       als Terrorgruppe einstufte].
       
       ## Zwei der Festgenommenen bei Sonnenwendfeier in Strahwalde
       
       Ende Juni hatte Hättasch an einer [7][Sonnenwendfeier in Strahwalde
       teilgenommn, über die die taz berichtet hatte. Dort hatten sich
       AfD-Politiker und Mitglieder der Jungen Alternative mit teils militanten
       Neonazis getroffen und den Nationalsozialismus verherrlicht]: Es wurden
       Lieder der Hitlerjugend gesungen und ein SS-Standartenführer geehrt.
       
       Hättasch saß bislang im Vorstand des AfD-Kreisverbands im Landkreis Leipzig
       und wurde 2024 in den Stadtrat von Grimma gewählt. Erst Ende Oktober war er
       zum Schatzmeister der Jungen Alternative Sachsen gewählt worden. Zudem soll
       er für den sächsischen AfD-Landtagsabgeordneten Alexander Wiesner
       gearbeitet haben. Er war für die taz nicht zu erreichen.
       
       Nach taz Recherchen war zudem mit Kevin R. auch ein weiterer der
       Festgenommenen bei der [8][Sonnenwendfeier in Strahwalde] anwesend. Kevin
       R. saß seit August 2024 für die AfD als stellvertretendes Mitglied sowohl
       im Sozialausschusses als auch im Beirat für Kultur, Jugend und Sport der
       Stadt Grimma.
       
       Jörn S. war im Februar 2024 mutmaßlich anlässlich des „Tag der Ehre“ in
       Budapest, der seit Jahren als europaweites Vernetzungstreffen der
       rechtsextremen Szene fungiert. Das Hauptevent ist dabei eine Wanderung, die
       aus der Stadt hinaus führt, wobei viele der Teilnehmenden sich in
       Militäruniformen mit faschistischen Abzeichen schmücken und von der
       Budapester Burg bis zu 60 Kilometer weit durch die Budaer Berge
       marschieren. [9][Jörn S. taucht 2024 auf einer Lister der Teilnehmenden der
       Wanderung auf.]
       
       Mitarbeit: Nils Lenthe
       
       7 Nov 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Festnahmen-von-Neonazis-in-Sachsen/!6046702
 (DIR) [2] /Bilanz-zum-Hannibal-Netzwerk/!5977591
 (DIR) [3] https://www.soli-antifa-ost.org/bericht-vom-19-prozesstag-15-12-2021/
 (DIR) [4] /Aufhebung-des-Compact-Verbotes/!6028064
 (DIR) [5] /Institut-fuer-Staatspolitik-aufgeloest/!6007332
 (DIR) [6] https://www.state.gov/terrorist-designations-of-nordic-resistance-movement-and-three-leaders/
 (DIR) [7] /Rechtsextreme-Netzwerke-in-Sachsen/!6021990
 (DIR) [8] /Rechtsextreme-Netzwerke-in-Sachsen/!6021990
 (DIR) [9] https://web.archive.org/web/20240729160042/https://kitorestura.hu/teilnehmerfeld-2024/
       
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