# taz.de -- Große Batteriespeicher: Der nächste Schritt der Stromwende
       
       > Große Batteriespeicher werden wichtiger für die Energiewende. Laut einer
       > Studie verfünffacht sich ihre installierte Leistung in den nächsten 2
       > Jahren.
       
 (IMG) Bild: Insgesamt ist hierzulande in Batteriegroßspeichern eine Kapazität von 1,8 Millionen Kilowattstunden installiert
       
       Berlin taz | Kyon Energy ist sich sicher: „Deutschland ist der attraktivste
       und dynamischste Markt für stationäre Großbatteriespeicher“, heißt es
       seitens des Münchner Start-ups. Das junge Unternehmen hat sich auf die
       Projektierung stationärer Großspeicher spezialisiert.
       
       Aktuell baut es im niedersächsischen Alfeld einen [1][Stromspeicher] mit
       275 Megawattstunden Speicherkapazität. Rein rechnerisch reicht diese aus, –
       [2][so das Unternehmen] – um eine Million Haushalte eine Stunde lang mit
       Elektrizität zu versorgen. Die Anlage, die Ende kommenden Jahres ans Netz
       gehen soll, ist dann der größte Speicher seiner Art in Europa.
       
       Tatsächlich werden Stromspeicher immer wichtiger, einerseits, weil der
       Strom aus der Steckdose viel teurer ist, als der mit der eigenen
       Solaranlage auf dem Dach produzierte. Mitte dieses Jahres waren deshalb
       hierzulande bereits 1,5 Millionen Heimbatterien mit einer Gesamtkapazität
       von 13.000 Megawattstunden installiert. Andererseits stellt insbesondere
       der angezogene Solarausbau die Netzbetreiber vor Herausforderungen: Nach
       dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz besitzen Photovoltaikanlagen einen
       sogenannten Einspeisevorrang. Wenn viel Sonne scheint, drückt dadurch so
       viel Strom ins Verteilnetz, dass die Belastungsgrenze erreicht wird.
       Deshalb fordert selbst Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur mit
       bündnisgrünem Parteibuch, „neue Solaranlagen steuerbar zu machen, um die
       Netze stabil zu halten“.
       
       Die Netzbetreiber sollen deshalb die Möglichkeit bekommen, bei viel Sonne
       neuere [3][Photovoltaikanlagen] abschalten zu können. Das allerdings würde
       den Ausbau der Sonnenkraft bremsen, weil Investoren nicht mehr kalkulieren
       könnten, wann sich ihr Kraftwerk amortisiert. Dabei gibt es Alternativen:
       Statt abzuschalten, kann der Strom auch zwischengespeichert werden.
       
       ## Batteriespeicher werden günstiger
       
       „Die Kosten großer Batteriespeicher sind massiv gesunken. Viele Akteure
       planen deshalb gerade erhebliche Kapazitäten“, erklärt Carsten Körnig, Chef
       des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW Solar) gegenüber der taz. „Das
       Geschäftsmodell besteht darin, günstigen Solarstrom zur Mittagszeit
       einzuspeichern und diesen Strom später wieder zu verkaufen, wenn hohe
       Nachfrage besteht.“
       
       Kyon Energy hat [4][nach eigenen Angaben] bereits Stromspeicher mit einer
       Leistung von über 120 Megawatt am Netz. Neben dem Projekt in Alfeld hat
       Kyon Energy in diesem Sommer die Genehmigung für eine weitere Anlage in
       Helmstedt erhalten. Und Kyon Energy ist nicht der einzige Akteur.
       
       In der Oberlausitz plant der Braunkohlekonzern LEAG gemeinsam mit dem
       US-Batteriehersteller ESS den Bau eines Großspeichers, der im Jahr 2027 in
       Betrieb genommen werden soll. Im Salzlandkreis in Sachsen-Anhalt baut das
       deutsch-norwegische Unternehmen Eco Stor in unmittelbarer Nähe des
       Umspannwerks Förderstedteinen einen gigantischen Batteriespeicher. Die
       Siemens-Tochter Fluence baut in Baden-Württemberg einen solchen, der
       ebenfalls Ende kommenden Jahres ans Netz gehen soll.
       
       ## Insgesamt 1,8 Millionen Kilowattstunden
       
       Nach Angaben des Bundesverbandes Solarwirtschaft sind aktuell
       Großspeicherkapazitäten für 1.800 Megawattstunden installiert. Eine
       [5][Marktuntersuchung des Analyse-Unternehmens Enervis] rechnet mit einer
       Verfünffachung bis Ende 2026. Enervis hat dafür die von Projektierern der
       Bundesnetzagentur angemeldeten Speicherprojekte ausgewertet.
       
       Demnach werden in zwei Jahren acht Millionen Kilowattstunden erwartet. Zum
       Vergleich: Im Jahr 2020 summierte sich die Kapazität der Großspeicher
       gerade einmal auf 600 Megawattstunden. Bis Ende dieses Jahres werden es
       schätzungsweise 2.600 Megawattstunden sein.
       
       Als Großspeicher werden Batterien bezeichnet, die mehr als ein Megawatt
       Leistung haben. Neben Kleinspeichern, die in privaten Haushalten im Einsatz
       sind, kommen mittlerweile mehr als 166.000 Elektroautos hinzu, die in
       Deutschland „bidi-ready“ sind: Bei Bedarf können sie mit ihren Batterien
       wieder Strom ins Netz zurückspeisen können. Der ehemalige Fossilkonzern Eon
       [6][hat eine Potenzial-Analyse vorgelegt], derzufolge diese Autos eine
       „Schwarmbatterie“ bilden.
       
       „Rechnerisch können die zugelassenen Fahrzeuge bereits genug Strom
       speichern, um 1,75 Millionen Haushalte zwölf Stunden lang mit Energie zu
       versorgen“, erklärt Eon-Chef Filip Thon. Für die Berechnung hat Eon
       angenommen, dass 60 Prozent der Akku-Kapazitäten aller zugelassenen
       [7][E-Autos] nachts flexibel zur Verfügung stehen. Daraus ergibt sich ein
       Speicherpotenzial von knapp 5.500 Megawattstunden.
       
       Hinweis: Nach Zuschriften von Lesern haben wird die Maßeinheiten korrigiert
       und den Absatz über die E-Autos ergänzt.
       
       14 Oct 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Batteriefabrik-in-Schleswig-Holstein/!6037107
 (DIR) [2] https://www.kyon-energy.de/pressemitteilung/kyon-energy-erhalt-grunes-licht-fur-neues-275-megawattstunden-batteriegrossspeicherprojekt-in-niedersachsen
 (DIR) [3] /Ausbau-von-Wind--und-Sonnenkraft/!6036960
 (DIR) [4] https://www.kyon-energy.de/uber-uns
 (DIR) [5] https://www.solarwirtschaft.de/2024/10/02/verfuenffachung-der-grossspeicher-kapazitaet-geplant/
 (DIR) [6] https://www.eon.de/de/unternehmen/presse/pressemitteilungen/2024/2024-10-04-zwoelf-stunden-strom-fuer-mehr-als-millionen-haushalte-eon-berechnung-zeigt-speicher-potenzial-des-bidirektionalen-fahrzeugbestands-.html
 (DIR) [7] /E-Mobilitaet-bei-VW/!6022739
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Nick Reimer
       
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