# taz.de -- Hamburger Sozialpolitik vor der Wahl: Jugendhilfe fordert Gehör im Rathaus
       
       > Hamburgs Kinder- und Jugendhilfe arbeitet am Limit, sagen Beschäftigte.
       > Helfen könnten neue Angebote wie Housing-First-Projekte für Jugendliche.
       
 (IMG) Bild: Machten im September schon mal auf sich aufmerkam: Jugendhilfe-Beschäftigte mit Transparent im Familienausschuss
       
       Hamburg taz | Für die Sorgen und Nöte von Kita-Beschäftigten nahm sich der
       Familienausschuss der Hamburger Bürgerschaft im Sommer Zeit. Er lud zu
       einer Anhörung, die sich [1][eines hohen Andrangs] erfreute. Doch auch
       andere Bereiche der Jugendhilfe, wie etwa die Jugendämter selbst, der
       Kinder- und Jugendnotdienst (KJND) und andere Schutzeinrichtungen sind
       überlastet. Deshalb fordert [2][das Netzwerk „Tu was, Hamburg!“] eine
       Anhörung für den Bereich, und zwar noch vor der Wahl am 2. März.
       
       „Dass sich Politik mit der Kita-Anhörung zur Gesellschaft öffnete, haben
       wir als positives Signal wahrgenommen“, sagt Ver.di-Sekretärin Elke
       Wolfram, die bei „[3][Tu was, Hamburg!]“ mitarbeitet. Das Netzwerk hatte im
       Mai zum „Kinder- und Jugendgipfel“ eingeladen, zu dem 300 Personen aus
       allen Bereichen der Kinder- und Jugendhilfe kamen.
       
       Ein Fazit: Es brennt überall. Dies liege an der verschärften Armut und
       zusätzlichen Aufgaben in der Migration und wurde durch die Coronapandemie
       verstärkt, sagte „Tu was!“-Mitinitiator Ronald Prieß im taz-Interview.
       Eine [4][Große Anfrage der Linken] zeigte zudem, dass vor allem die
       Verweildauer der Kinder und Jugendlichen in Kinderschutzhäusern [5][und
       beim KJND] viel zu lang ist, weil Folgeplätze und Pflegefamilien fehlen.
       
       Ein Vorschlag, den KJND zu entlasten, der von „Tu was, Hamburg!“ forciert
       wird, ist eine gezielte [6][Versorgung von Straßenkindern mit Wohnraum] in
       der Art eines Housing-First-Projekts, wie es im Ruhrgebiet seit Jahren
       erfolgreich praktiziert wird. „Es geht uns bei der Anhörung auch darum,
       über die Bedarfe und Alternativen zur Entlastung zu sprechen“, sagt Ronald
       Prieß.
       
       ## CDU und Linke sind schon mal dafür
       
       Die Politik reagiert auf die Forderung relativ offen. Sie wolle den
       Austausch mit dem Netzwerk intensivieren und befürworte einen
       lösungsorientierten Dialog über die Weiterentwicklung der Jugendhilfe, sagt
       etwa die grüne Jugendpolitikerin Britta Herrmann. Und auch ihr Kollege von
       der SPD, Uwe Lohmann, sagt, er stehe jederzeit der Initiative für Gespräche
       zur Verfügung. Allerdings, so beide, müsse man mit den anderen Fraktionen
       und eignen Gremien beraten, ob es jetzt noch, da die Legislatur ihrem Ende
       zugeht und es viele Anliegen gebe, zu einer Anhörung kommen kann.
       
       Die Linken-Jugendpolitikerin Sabine Boeddinghaus, die zugleich
       Ausschussvorsitzende ist, sagt, ihre Fraktion setze sich sehr dafür ein,
       dass die Misere in der Kinder- und Jugendhilfe öffentlich bekannt wird.
       Doch für eine Anhörung im Familienausschuss reiche das Votum ihrer Fraktion
       leider nicht. „Deswegen müssen die übrigen demokratischen Fraktionen
       angesprochen und in die Pflicht genommen werden.“
       
       Die CDU hat Boeddingshaus schon mal auf ihrer Seite. Deren
       Jugendpolitikerin Silke Seif weist darauf hin, dass auch die Arbeit der
       offenen Angebote für Kinder und Jugendliche seit Jahren unterfinanziert
       sei. „Das wird die CDU jetzt zu den Haushaltsberatungen in Form eines
       Antrags zur Sprache bringen“, sagt Seif. „Aus diesem Grund befürworten wir
       eine öffentliche Anhörung. Wir möchten, dass Fachkräfte und auch Adressaten
       der Jugendhilfe dort zu Wort kommen.“
       
       Laut [7][Geschäftsordnung] der Bürgerschaft reichen die Stimmen von CDU und
       Linken aus, um so eine Anhörung zu beantragen.
       
       25 Oct 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Demo-fuer-mehr-Kita-Personal-in-Hamburg/!6032906
 (DIR) [2] /Ex-Jugendreferent-ueber-Protest-Tagung/!6005091
 (DIR) [3] https://tu-was-hamburg.de/?p=437
 (DIR) [4] https://www.die-linke-hamburg.de/presse/pressemitteilungen/detail/dramatische-lage-in-hamburgs-kinderschutzhaeusern-senat-muss-eingreifen/
 (DIR) [5] /Kritik-am-Kinder--und-Jugendnotdienst/!5939986
 (DIR) [6] /Hamburger-Buendnis-erstellt-Aktionsplan/!6035302
 (DIR) [7] https://www.landesrecht-hamburg.de/bsha/document/jlr-B%C3%BCrgGOHA2020V8P8
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Kaija Kutter
       
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