# taz.de -- Studie zu Welternährung: Kein Geld für gesundes Essen
       
       > Laut einer Untersuchung fehlt rund 3,1 Milliarden Menschen weltweit Geld
       > für gesunde Ernährung. Die Lage ist dramatisch, warnt die NGO Misereor.
       
 (IMG) Bild: Nach aktuellem Stand leben 692 Millionen Menschen unter der Armutsgrenze von 2,15 US-Dollar am Tag
       
       Berlin taz | Mehr als jedem Dritten weltweit – 3,1 Milliarden Menschen –
       fehlt das Geld für eine gesunde Ernährung. Das hat die
       Entwicklungsorganisation Misereor in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern
       der Georg-August-Universität Göttingen berechnet.
       
       „Trotz einer wachsenden Weltwirtschaft ist die Ernährungsarmut dramatisch
       hoch“, sagte Lutz Depenbusch, Ernährungsexperte bei Misereor am Dienstag
       [1][bei der Vorstellung der Studie]. Menschen in Armut seien besonders
       stark von den Krisen der vergangenen Jahre betroffen, hätten aber nichts
       vom wachsenden Wohlstand, so Depenbusch.
       
       Mit ihrer Untersuchung weisen die Autoren auch auf Lücken in den
       Berechnungen zu Armut der Weltbank hin, die als Grundlage etwa für die
       [2][UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung] dient. Nach [3][aktuellem
       Stand] leben 692 Millionen Menschen unter der Armutsgrenze von 2,15
       US-Dollar am Tag. Jonas Stehl von der Universität Göttingen findet die
       Grenze extremer Armut viel zu niedrig.
       
       Mit 2,15 US-Dollar könnten sich Menschen keine gesunde Ernährung und die
       Befriedigung anderer minimaler Grundbedürfnisse leisten. Die Berechnung der
       Weltbank beruhe auf minimalen Kalorien, die kurzfristig zum Überleben
       reichen. „Aber langfristig benötigt der Körper weitere Nährstoffe“, so
       Stehl. Außerdem sei eine einzige Zahl für alle Länder der Welt wenig
       aussagekräftig.
       
       ## Fast alle in Mosambik ernähren sich ungesund
       
       Die Studie basiert auf den Berechnungen der US-amerikanischen
       Tufts-Universität und Daten von 2022. Die hat für jedes Land einen Korb
       erstellt mit den preiswertesten Lebensmitteln aus sechs verschiedenen
       Lebensmittelgruppen, die lokal verfügbar sind. Die Wissenschaftler von
       Misereor und der Universität Göttingen haben berechnet, wie viele Menschen
       in den jeweiligen Ländern sich diesen Korb leisten können und wie hoch die
       Ungleichheit ist.
       
       Mosambik hat demnach weltweit die größte Ernährungsarmut. 94 Prozent der
       Bevölkerung können sich keine gesunde Ernährung leisten. Das Land ist hoch
       verschuldet, geplagt von Klimakatastrophen und bewaffneten Konflikten. Aber
       auch im vergleichsweise reichen Brasilien haben über die Hälfte der
       Menschen keinen Zugang zu gesundem Essen, obwohl das Land einer der größten
       Agrarexporteure ist. Unter Präsident Lula da Silva zeigten sich aber
       Verbesserungen, betonte Depenbusch: Das Schulessen sei ausgebaut und die
       Zusammenarbeit mit NGOs im Ernährungsrat verstärkt worden.
       
       Neben der Unterstützung der lokalen Zivilgesellschaft und
       Bauernkooperativen müsse laut Misereor mehr ökologische Landwirtschaft
       gefördert und die lokale Produktion und Vermarktung gestärkt werden.
       „Länder müssen unabhängiger von Exporten werden, es muss eine bessere
       Regulierung von Konzernen geben“, sagte Depenbusch. Um [4][finanzielle
       Spielräume für die Länder zu schaffen], befürwortet Misereor ein globales
       Steuerabkommen und faire Entschuldungsverfahren. Die geplanten Kürzungen im
       Bundeshaushalt für Entwicklungsgelder kritisierte Depenbuch als
       verantwortungslos.
       
       1 Oct 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.misereor.de/fileadmin/user_upload/2_Informieren/7_Alle_Publikationen/herausforderung-hunger-2024-25.pdf
 (DIR) [2] /Nachhaltigkeitsziele-der-UN/!5957909
 (DIR) [3] https://blogs.worldbank.org/en/opendata/september-2024-global-poverty-update-from-the-world-bank--revise
 (DIR) [4] /UN-Zukunftsgipfel/!6037509
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Leila van Rinsum
       
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