# taz.de -- Rechtsextreme Mitarbeitende bei der AfD: Bundestag prüft mehr Sicherheit
       
       > Laut einer Recherche beschäftigt die AfD im Parlament etliche
       > Rechtsextreme. Das Bundestagspräsidium prüft nun, die
       > Sicherheitsmaßnahmen zu erhöhen.
       
 (IMG) Bild: Wer kommt als Mitarbeiter:in von AfD-Abgeordneten alles in den Bundestag?
       
       Berlin taz | Es sind bekannte Namen wie [1][Mario Müller], [2][Benedikt
       Kaiser oder Jonas Schick]: Seit Langem stellen AfD-Abgeordnete im Bundestag
       Rechtsextreme als Mitarbeitende ein. Diese gehen im Parlament dann ein und
       aus. Auch angesichts der Verhandlung vor dem [3][Oberverwaltungsgericht
       Münster über die Einstufung der AfD] als rechtsextremen Verdachtsfall
       wächst nun im Bundestagspräsidium der Druck, hier die Regeln nochmal
       schärfer zu fassen.
       
       Schon 2018 hatte [4][die taz erstmals zu rechtsextremen Mitarbeitenden bei
       AfD-Abgeordneten] recherchiert: Aufgedeckt wurde, dass 58 Mitarbeitende und
       9 Abgeordnete Verbindungen zu Personen oder Organisationen der extremen
       oder neuen Rechten hatten. Eine Recherche des Bayerischen Rundfunks liefert
       nun noch einmal ein Update, wonach [5][die Zahl weiter angestiegen] ist:
       Mehr als 100 Personen sollen die AfD-Abgeordneten inzwischen beschäftigen,
       die in Organisationen aktiv sind, die der Verfassungsschutz als
       rechtsextrem einstuft – darunter Identitäre, radikale Burschenschafter oder
       Neonazis.
       
       Die Zahlen alarmieren auch das Bundestagspräsidium. Vizepräsidentin Aydan
       Özoguz (SPD) sagte am Dienstag gegenüber der taz: „Mittlerweile sollte
       jedem klar sein, dass die AfD unsere Demokratie nicht nur von außen,
       sondern auch von innen angreift.“ Und die AfD-Abgeordneten zögerten
       offenbar nicht, ihre Rechte zu missbrauchen. „Daher brauchen wir nun Regeln
       für etwas, das jahrzehntelang Konsens aller Parteien und Fraktionen war:
       Wer in der Herzkammer der Demokratie arbeitet, sollte Respekt vor unserer
       Verfassung haben“, betonte Özoguz. „Man kann nicht gleichzeitig Mitglied
       einer Organisation sein, die unsere Demokratie abschaffen möchte oder die
       Würde von Menschengruppen aufgrund ihrer Herkunft oder Religion
       missachtet.“
       
       Auch Yvonne Magwas (CDU), ebenfalls Vizepräsidentin, attestierte der AfD
       „Abgründe an Menschenfeindlichkeit“. Das Präsidium müsse „hier aktiv
       werden“. Ihre grüne Präsidiumskollegin Katrin Göring-Eckardt macht konkrete
       Vorschläge. „Es kann nicht sein, dass Verfassungsfeinde aus dem Inneren des
       Bundestages arbeiten und versuchen, von dort unsere Demokratie auszuhöhlen
       – bezahlt mit Steuerzahlergeld“, sagte die Grüne der taz.
       
       ## Göring-Eckardt fordert schärfere Hausregeln
       
       Göring-Eckardt plädiert daher für eine Nachschärfung der Hausregeln. Wenn
       etwa verfassungsfeindliche Mitarbeitende mit Steuergeldern bezahlt würden,
       sollten die Auszahlungsregeln „dringend überprüft“ werden, so
       Göring-Eckardt. Gleiches gelte für die Zuverlässigkeitsüberprüfungen von
       Personen, die Hausausweise beantragen. „Die Bundestagspolizei braucht dafür
       alle in den Sicherheitsbehörden vorliegenden relevanten Informationen, um
       hier sichere Entscheidungen treffen zu können.“ Alle rechtsstaatlich
       möglichen Instrumente sollten „ausgeschöpft“ werden, so Göring-Eckardt.
       
       Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) plädierte am Dienstag für
       eine Überprüfung der Sicherheitsregeln für das Parlament. „Es muss alle
       Demokraten umtreiben, dass rechtsextremistische Netzwerke bis in den
       Bundestag reichen“, sagte sie der Rheinischen Post.
       
       Die 78 AfD-Bundestagsabgeordneten bekommen pro Monat jeweils 25.800 Euro
       für Mitarbeitende – pro Jahr macht das knapp 25 Millionen für die gesamte
       Fraktion. Dazu kommen Angestellte der Fraktion selbst. Die Abgeordneten
       können im Sinne des freien Mandats selbst entscheiden, wen sie
       beschäftigen. Dass die AfD-Leute bekannte Rechtsextreme anstellen,
       [6][verstößt eigentlich gegen eine parteiinterne „Unvereinbarkeitsliste“],
       die etwa eine Zusammenarbeit mit den Identitären untersagt. Offensichtlich
       gilt dies aber nur auf dem Papier.
       
       Zuletzt hatte auch Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) erklärt, man sei
       „nicht naiv“ und erkenne „die akuten Bedrohungen für unser Parlament“ durch
       Demokratiefeinde. Ein Sprecher der Bundestagsverwaltung sagte am Dienstag
       der taz, dass Bas derzeit zu „Sicherheitsfragen“ im Gespräch mit den
       Vorsitzenden der sicherheitsrelevanten Ausschüsse sei. Mit Hannes Gnauck
       sitzt etwa ein AfD-Abgeordneter im Verteidigungsausschuss, der zugleich
       selbst [7][vom Verfassungsschutz als Rechtsextremist erfasst ist], als
       Vorsitzender der als „gesichert rechtsextrem“ eingestuften
       AfD-Parteijugend.
       
       Bereits vor einem Jahr hatte der Bundestag seine Regeln verschärft – damals
       vor allem als Reaktion auf Feueralarm-Aktionen der Letzten Generation in
       Bundestagsgebäuden und auf Festnahmen von terrorverdächtigen Reichsbürgern,
       die auch einen Bundestagssturm geplant haben sollen. Mit dabei war auch die
       frühere AfD-Abgeordnete [8][Birgit Malsack-Winkemann].
       
       Seitdem sind etwa stichprobenartige, anlassunabhängige
       Sicherheitskontrollen auch von Hausausweisbesitzenden an den
       Parlamentseingängen möglich. Auch gibt es nun für Personen, die langjährige
       Hausausweise besitzen, jährliche Zuverlässigkeitsüberprüfungen. Zudem wurde
       der Aufenthalt von Personen im Bundestagsgebäude während Plenarsitzungen
       eingeschränkt und die Zusammenarbeit mit der Polizei intensiviert.
       Präsidentin Bas legte zuletzt auch einen Entwurf für ein neues Gesetz für
       die Bundestagspolizei vor, das derzeit im Parlament beraten wird.
       
       Und in Einzelfällen gibt es auch jetzt schon Hausverbote – etwa im Fall des
       besagten Mario Müller, der bei dem AfD-Abgeordneten Jan Wenzel Schmidt
       angestellt und wegen Körperverletzungen verurteilt ist. Zuletzt soll Müller
       auch beim „Geheimtreffen“ von Rechtsextremen in Potsdam aufgetreten sein.
       Er dürfe auch als Gast nicht das Parlament betreten, [9][hatte ein Sprecher
       zuletzt der taz mitgeteilt].
       
       12 Mar 2024
       
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 (DIR) [5] https://www.tagesschau.de/investigativ/br-recherche/afd-bundestag-rechtsextreme-mitarbeiter-100.html
 (DIR) [6] /Die-AfD-und-die-Identitaeren/!5955016
 (DIR) [7] /Kampf-gegen-Rechtsextremismus/!5930766
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