# taz.de -- Unabhängiger Polizeibeauftragter: Wann kommt der Polizeibeauftragte?
       
       > Der SPD-Abgeordnete Uli Grötsch soll Polizeibeauftragter werden und auch
       > Fällen von Polizeigewalt nachgehen. Doch noch fehlt ein Gesetz.
       
 (IMG) Bild: Ulrich Grötsch, SPDler und ehemaliger Polizist, ist als Polizeibeauftragter vorgesehen
       
       Freiburg taz | Noch in diesem Herbst will die Ampelkoalition einen
       unabhängigen Polizeibeauftragten auf Bundesebene einrichten. Er soll zum
       Beispiel Vorwürfe von Racial Profiling und übermäßiger Polizeigewalt
       untersuchen. In den kommenden Wochen will die Ampel einen Gesetzentwurf
       vorlegen. Als erster Amtsinhaber ist der SPD-Abgeordnete Uli Grötsch, ein
       ehemaliger Polizist, vorgesehen. Der Polizeibeauftragte soll vom Bundestag
       auf fünf Jahre gewählt werden und vollkommen unabhängig sein.
       
       Dass Grötsch das Amt bekommen soll, [1][hatte die Ampel schon im Februar
       angekündigt]. Doch noch immer ist Grötsch nicht gewählt. Denn der Bundestag
       muss erst noch beschließen, welche Befugnisse der Beauftragte haben soll.
       In den kommenden Wochen will die Koalition einen Gesetzentwurf vorlegen.
       Ursprünglich sollte das Gesetz bereits vor der Sommerpause beschlossen
       werden.
       
       Schon im Koalitionsvertrag wurde das Vorhaben angekündigt. Im Mai haben
       sich die Abgeordneten Sebastian Hartmann (SPD), Irene Mihalic (Grüne) und
       Manuel Höferlin (FDP) im Namen ihrer Fraktionen [2][auf Eckpunkte für das
       geplante Gesetz geeinigt].Demnach soll der Bundes-Polizeibeauftragte
       Beschwerden über das Bundeskriminalamt, die Bundespolizei und die Polizei
       des Bundestags prüfen.
       
       Beschwerden können nicht nur betroffene Bürger:innen erheben, sondern
       auch Polizist:innen, die sich von ihren Vorgesetzten schlecht behandelt
       fühlen. Der Beauftragte soll zudem ein „Selbstbefassungsrecht“ haben und
       damit auch auf Medienberichte reagieren können. Prüfen soll er jeweils, ob
       der Einzelfall auch auf strukturelle Probleme hinweist.
       
       Alle Behörden sollen dem Beauftragten Auskunft geben müssen, so das
       Eckpunktepapier. Der Beauftragte soll auch ein Akteneinsichtsrecht
       erhalten. Zudem soll er parallel zu straf- oder disziplinarrechtlichen
       Verfahren ermitteln können. Der Polizeibeauftragte wird im Eckpunktepapier
       als „Hilfsorgan des Bundestags“ bezeichnet.
       
       ## Kaum Befugnisse in den Ländern
       
       Unabhängige Polizeibeauftragte gab es zuerst im angelsächsischen Raum, in
       den USA, Kanada, Australien und Großbritannien. Inzwischen haben bereits
       acht deutsche Bundesländer eigene Polizeibeauftragte für ihre
       Landespolizeien: Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg,
       Hessen, Berlin, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. In einigen
       Bundesländern ist das Amt mit der Aufgabe des/der Bürgerbeauftragten
       verbunden. Dort steht die Polizei also nicht im Mittelpunkt.
       
       Polizeiforscher Hartmut Aden von der Berliner Hochschule für Wirtschaft und
       Recht kritisiert gegenüber der taz die oft unzureichenden Befugnisse der
       Beauftragten in den Ländern: „Zum Beispiel kann die Polizeibeauftragte von
       Rheinland-Pfalz nur das Landesinnenministerium um Stellungnahme bitten,
       aber nicht selbst ermitteln.“
       
       Sie könne in vielen Fällen nur versuchen, das Handeln der Polizei zu
       erklären. „So macht die Polizeibeauftragte letztlich Öffentlichkeitsarbeit
       für die Polizei.“ Das sei im Bund zum Glück nicht zu befürchten, so Aden.
       Er ist optimistisch: „Das geplante Bundesgesetz wird in dieser Hinsicht
       hoffentlich besser als die meisten Landesregelungen.“
       
       In Hessen gibt es schon seit 2020 eine gesetzliche Grundlage für den
       Landes-Polizeibeauftragten. Doch der Posten ist noch immer nicht besetzt.
       Ende 2021 sagte der bekannte Hamburger Polizeiforscher Rafael Behr aus
       gesundheitlichen Gründen ab. Im Mai diesen Jahres entschieden die
       Regierungsfraktionen CDU und Grüne, dass das Amt erst nach der hessischen
       Landtagswahl im Oktober besetzt werden soll.
       
       4 Sep 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Uli-Groetsch/!5915906
 (DIR) [2] https://www.gruene-bundestag.de/themen/innenpolitik/eckpunkte-fuer-bundespolizeibeauftragten-vorgestellt
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christian Rath
       
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