# taz.de -- Aktivist über Ökozide: „Der Kolonialismus ist nicht vorbei“
       
       > Peter Emorinken-Donatus kämpft gegen die Aubeutung und Zerstörung Afrikas
       > durch europäische Konzerne. Am Donnerstag spricht er in Hamburg.
       
 (IMG) Bild: Von Shell kontaminiert: Schild in der Gemeinde Ogale im Niger Delta im März 2016
       
       taz: Herr Emorinken-Donatus, wer sollte am Donnerstag zu Ihrem Vortrag
       kommen? 
       
       Peter Emorinken-Donatus: Alle Menschen, die wissen wollen, wie die
       Klimakatastrophe mit Kolonialismus und Rassismus zusammenhängt, sollen
       kommen. Wenn sie über Lösungen sprechen und afrikanische Antworten auf
       diese Probleme kennenlernen wollen, sollen sie auch kommen. Alle sind
       eingeladen!
       
       Wie hängen diese Themen denn miteinander zusammen? 
       
       Der Globale Süden ist seit Jahrhunderten Opfer des kolonialen
       Extraktivismus. Das Ankommen des „weißen Mannes“ in Afrika vor 500 Jahren
       markiert nicht nur den Anfang des Kulturraubs gegenüber den Menschen in
       Afrika, sondern auch den Beginn der Beraubung und Verseuchung ihres Landes
       und die massive Vernichtung der Lebensgrundlagen. Europäer sind mit einem
       klaren Ziel nach Afrika gekommen: Die Suche nach Rohstoffen. Die Ausbeutung
       und Zerstörung von Biodiversität dauert bis heute an. In Afrika gilt für
       Europäer bis heute Gesetzlosigkeit über die Zerstörung der Umwelt. Der
       [1][Kolonialismus] ist nicht vorbei und europäische Konzerne begehen immer
       noch Ökozide in Afrika.
       
       Ökozide sind ein wichtiges Stichwort. Sie nennen sich auch
       Anti-Ökozid-Aktivist. Was bedeutet das? 
       
       Ökozid meint schwerste, nachhaltige Zerstörung der Umwelt in einem Maße,
       das die Nutzung dieser Gebiete praktisch unmöglich macht, was zu
       Vertreibung und Zwangsmigration führt. Ich will, dass [2][Ökozide zu einem
       völkerrechtlichen Verbrechen erklärt werden], denn es braucht ein global
       durchsetzbares Instrument zu ihrer Unterbindung. Das EU-Parlament hat die
       Kommission bereits dazu aufgefordert, sich für die Anerkennung des Ökozids
       als Völkerrechtsverbrechen einzusetzen. Diese Regeln müssen weltweit
       gelten, damit europäische Konzerne nicht in Afrika Dinge tun können, die
       hier verboten sind.
       
       Wie sind Sie Aktivist geworden? 
       
       Ich bin in Nigeria aufgewachsen. Als Student war ich sehr aktiv in
       politischen Bewegungen. Wir haben uns gegen den Militärterror, die
       Zerstörung der Umwelt und die Ausbeutung von Indigenen gestellt. Damals hat
       [3][der Shell-Konzern einen Ökozid im Nigerdelta verübt] und tut dies
       weiterhin. In den 90ern haben wir gegen diese Missstände einen großen
       Nationalstreik durchgesetzt. Das Militär hat mit seiner üblichen Methode
       reagiert. Auch ich wurde inhaftiert. Mein Vater konnte mich aber freikaufen
       und ich bin nach Deutschland gekommen. Eine wichtige Figur in den Protesten
       war [4][Ken Saro-Wiwa]. Er war der Erste, der den Kampf gegen Ökozide in
       Nigeria zu einer Bewegung gemacht hat. Er ist mein Idol. 1995 wurde er
       zusammen mit acht Mitstreitern [5][wegen friedlicher Proteste von der
       Militärdiktatur hingerichtet]. Ich setze seinen Kampf fort.
       
       Ken Saro-Wiwa war selbst Literat – und Sie halten Ihren Vortrag im Rahmen
       des „[6][Festivals contre le Racisme]“. Wie wichtig sind Kultur und
       kreative Formate im Kampf gegen Rassismus und Umweltzerstörung? 
       
       Ich bin ein Fan von Edutainment, also Education und Entertainment. Es ist
       aber wichtig, dabei eine gute Balance zu finden. Es geht um ernste
       politische Themen, nicht um Unterhaltung. Ich setze auf Aufklärungs- und
       Bildungsarbeit und möchte besonders junge Menschen erreichen. Es ist
       wichtig, dass wir generationsübergreifend und auf verschiedenen Ebenen
       arbeiten.
       
       8 Aug 2023
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Marta Ahmedov
       
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