# taz.de -- Winterklausur der CSU-Landesgruppe: Christsoziale auf Selbstfindungstrip
       
       > Friedrich Merz und Markus Söder präsentieren sich bei der Winterklausur
       > der CSU-Landesgruppe als Dreamteam. Die CSU ist auf Rollensuche.
       
 (IMG) Bild: Den Auftritt von Friedrich Merz hob man sich bis zum Schluss auf
       
       Elvis, das wär’s doch. Oder der Boxer Henry Maske! Oder – kein Witz! – das
       Popschlagerduo Modern Talking. Das sind die neuen Vorbilder der CSU. In
       einem Videoclip, den die CSU-Landesgruppe pünktlich zu ihrer Klausurtagung
       in dieser Woche auf Youtube gestellt hat, kann man sich ansehen, wem die
       Christsozialen neuerdings nacheifern. „Jede Niederlage ist eine Chance“,
       heißt es im Filmchen in Anlehnung an die musikalischen und sportlichen
       Stars und Sternchen. Und: „Comeback ist kein Schicksal. Comeback ist eine
       Entscheidung.“
       
       Die CSU will wieder hoch hinaus – irgendwann – und sucht nach dem
       Wahldesaster ihre neue Rolle. Und die ist erst mal in der Opposition.
       Opposition gegen die Regierung in Berlin zu betreiben, darin hat die CSU
       zwar Routine. Nur ging es bisher meist gegen eine Regierung mit
       CSU-Beteiligung. Binnenopposition gewissermaßen. Die jetzige Situation ist
       anders und für die meisten Mitglieder der Landesgruppe neu: Die CSU hat
       keine Minister, keine Staatssekretäre mehr in Berlin, keine
       Regierungsplattform.
       
       So wurde die Winterklausur der Landesgruppe, die der Pandemie wegen erneut
       in Berlin statt in Kloster Seeon stattfinden musste, letztlich zum Treffen
       der christsozialen Selbsthilfegruppe – mit prominenten Gästen wie dem
       NRW-Ministerpräsidenten Hendrik Wüst oder BMW-Chef Oliver Zipse. Man sprach
       sich Mut zu und ließ sich Mut zusprechen.
       
       ## 2021 darf sich nicht wiederholen
       
       Den wichtigsten der Gäste hob sich Landesgruppenchef Alexander Dobrindt bis
       zum Schluss auf: den neuen C[1][DU-Chef Friedrich Merz.] Denn neu ist auch
       das Verhältnis zur Schwesterpartei, Wunden des vergangenen Jahrs sind noch
       nicht vernarbt, und offensichtlich ist das Bemühen, die größtmögliche
       Geschlossenheit der Union zur Schau zu tragen.
       
       2021 darf sich nicht wiederholen, das ist die Kernbotschaft, die
       rüberkommen soll, als Dobrindt zum Abschluss der Klausur mit Merz und
       seinem eigenen P[2][arteivorsitzenden Markus Söder] vor die Presse tritt.
       Ein „neues geschlossenes Kapitel der Zusammenarbeit“ wolle man aufschlagen,
       sagt Dobrindt. Fast euphorisch geben sich im Anschluss die beiden
       Parteichefs, die bislang nicht unbedingt als beste Freunde galten. Glaubt
       man der Inszenierung vom Mittwoch, wollen sie es aber nun um des
       gemeinsamen Erfolges willen unbedingt werden.
       
       „Ich hätte es mir so gut, wie es angefangen hat, kaum zu wünschen gewagt“,
       freut sich Merz über den Start ins neue Jahr und prophezeit: „Das wird eine
       kollegiale, freundschaftliche Zusammenarbeit werden.“ Und „Über 2021 wird
       nicht mehr geredet.“ Besonders hebt er die „geniale Konstruktion“ mit den
       beiden Parteien, die gemeinsam eine Fraktion bildeten, hervor, spricht von
       einem „unglaublichen Schatz“.
       
       Dem schließt sich Söder „vollumfänglich“ an, er sei „sehr, sehr
       optimistisch“. Man habe ein gemeinsames Verständnis von Opposition und
       „inhaltlich ganz tiefe Gemeinsamkeiten“. Und ja, es habe tatsächlich etwas
       von einem Comeback. Viel Zeit, sich als Opposition zu finden, gebe es aber
       gar nicht. Denn die Ampel schlingere schon jetzt mehr, als man gedacht
       habe. Deshalb brauche es jetzt sofort eine starke Opposition.
       
       3 Feb 2022
       
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