# taz.de -- Streit um Klimaausschuss: Linkenspitze stellt sich vor Ernst
       
       > Die Linken-Vorsitzenden verurteilen die Kampagne gegen Klaus Ernst. Der
       > Gewerkschaftler soll den Klimaausschuss leiten.
       
 (IMG) Bild: Verurteilen die Unterschriftensammlung gegen Klaus Ernst: Susanne Hennig-Wellsow und Janine Wissler
       
       Berlin taz | Im Streit um den Vorsitz des Klimaausschusses haben sich die
       Vorsitzenden der Linkspartei, Susanne Hennig-Wellsow und Janine Wissler,
       vor den Bundestagsabgeordneten Klaus Ernst gestellt. „Wir weisen jegliche
       öffentliche Kampagne gegen Klaus Ernst zurück“, so Hennig-Wellsow bei einer
       gemeinsamen Pressekonferenz am Montag. Politische Differenzen und solche
       über die Besetzung solcher Ämter sollten im Rahmen der innerparteilichen
       Willensbildung verhandelt werden und nicht über Unterschriftensammlungen.
       
       In der vergangenen Woche hatten sich Gerüchte verdichtet, wonach die
       Fraktionsspitze Ernst den Vorsitz des Bundestagsausschusses für Klima und
       Energie übertragen möchte. Nach Informationen der taz hat ihn der
       Fraktionsvorstand am Montag für den Posten nominiert.
       
       Es ist der einzige Ausschussvorsitz, der der Linken qua Proporz im
       Bundestag zusteht. Das Heikle daran: Ernst, ehemaliger
       Arbeitnehmervertreter im Porsche-Aufsichtsrat, übte als Abgeordneter stets
       Kritik am Klimaaktionsplan der Partei, der etwa das Aus für den
       Verbrennungsmotor bis 2030 fordert. Er kämpft zudem für die rasche
       Inbetriebnahme der Gaspipeline Nord Stream 2 und warnte seiner Partei vor
       einer Anbiederung an die Klimabewegung. Viele jüngere Genoss:innen und
       Sympathisant:inen, die dort aktiv sind, halten Ernst deshalb für eine
       Fehlbesetzung.
       
       Gemeinsam mit Klimaaktivist:innen starteten sie am Freitag eine
       Online-Petition [1][nicht-euer-ernst.de] und fordern die Fraktion auf, den
       Posten an jemand anderen zu vergeben. Bis Montagnachmittag hatten knapp
       2.500 Menschen unterzeichnet. Eine der Erstunterzeichner:innen, die
       rheinland-pfälzische Linkenvorsitzende Melanie Wery-Sims, zog ihre
       Unterschrift inzwischen wieder zurück. Und zwar wegen der Art und Weise der
       Kampagne, von der sie eingangs nichts gewusst habe, so Wery-Sims zur taz.
       
       ## Parteichef:innen wollen Linke neu aufstellen
       
       Der Parteivorstand hatte am Wochenende ebenfalls über die Personalie Ernst
       beraten und betont, die Wahl solle auf jemanden fallen, der das Thema
       Klimaschutz als eines der zentralen Zukunftsthemen sehr gut verkörpern
       könne. Man habe die Erwartung, dass die Fraktion die innerparteiliche
       Diskussion berücksichtige.
       
       Am Dienstag wählt die Fraktion den oder die Ausschussvorsitzende. Der
       Thüringer Staatskanzleichef Benjamin Immanuel Hoff machte sich am
       Wochenende für den Umweltexperten Ralph Lenkert stark, andere brachten den
       direkt gewählten Abgeordneten [2][Sören Pellmann aus Leipzig] ins Spiel.
       
       Wissler und Hennig-Wellsow kündigten am Montag ebenfalls an, die
       Linkspartei als moderne Gerechtigkeitspartei neu ausrichten zu wollen. Ein
       entsprechendes Strategiepapier veröffentlichten sie auf der Webseite. Man
       wolle sich nach dem desaströsen Abschneiden bei der Bundestagswahl – die
       Linke erreichte nur 4,9 Prozent – Zeit nehmen, um die Ursachen
       „schonungslos“ zu analysieren, so Hennig-Wellsow. Erste Antworten wolle man
       zum Parteitag im Juni geben. Der ehemalige Bundesgeschäftsführer Matthias
       Höhn kritisierte über Twitter, der Text werde der dramatischen Lage der
       Partei leider nicht gerecht. So gebe es zum Beispiel keine Aussage zum
       ungeklärten Konflikt zwischen Partei und Fraktion.
       
       In einem weiteren Strategiepapier ging das Vorstandsmitglied Maximilian
       Becker auf diesen explizit ein. Für den Niedergang der Linken sei neben der
       Schwäche im Osten und dem Wiedererstarken der SPD auch die inhaltliche
       Lähmung seit 2015 verantwortlich, gestützt durch ein „wahnwitziges
       inhaltsleeres Machtbündnis“ der Bundestagsfraktion. „Bei allen relevanten
       gesellschaftlichen Fragestellungen tritt die Partei mit unterschiedlichen
       und teils diametral entgegenstehenden Stimmen auf“, schreibt Becker.
       
       Ein Bild, das die Linke aktuell auch in der Causa Ernst bietet.
       
       13 Dec 2021
       
       ## LINKS
       
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