# taz.de -- Initiative macht Pläne für Eimsbüttel: Spielen statt Parken
       
       > Die Initiative Kurs Fahrradstadt möchte Teile des Hamburger Stadtteils
       > Eimsbüttel fahrrad- und menschenfreundlicher machen. Vorbild ist
       > Barcelona.
       
 (IMG) Bild: Platz fürs Leben: So stellt sich die Ini den Kreuzungsbereich Methfesselstraße/Lappenbergsallee vor
       
       Hamburg taz | Statt einer Straße aus Kopfsteinpflaster ein Park, in dem
       Spielelemente für Kinder stehen; dort, wo heute eine viel befahrene Straße
       ist, steht eine lange Bank, als öffentliche Sitzgelegenheit; aufgelockert
       wird die Szene von Sitzschalen, Hochbeeten und einer geselligen
       Feuerstelle: Dies sind nur einige der Elemente, die im Plan des Projekts
       „Superbüttel“ auftauchen, den die Initiative „Kurs Fahrradstadt“ am Montag
       online vorgestellt hat. Auf einer Webseite lässt sich anhand einer
       Simulation nachempfinden, wie die Umgestaltung von Plätzen und Straßen in
       Eimsbüttel aussehen könnte.
       
       Die Hamburger Initiative beschäftigt sich seit 2016 unter anderem mit
       Online-Petitionen und Aktionen mit Ansätzen, die Stadt lebenswerter,
       sicherer und auch fahrradfreundlicher zu machen. Gegründet hat sie der
       Eimsbüttler Kai Ammer, nachdem er von den Verkehrsverhältnissen und
       zugeparkten Gehwegen und Straßen zunehmend genervt gewesen sei, sagt er.
       Erfahrungen hat Ammer bereits gesammelt, als er 2014 für einen Umbau des
       Bereichs Osterstraße in eine teilweise autofreie Zone gestritten hatte.
       
       Mit dem Projekt Superbüttel möchte die Initiative grundlegende verkehrliche
       Veränderungen in Eimsbüttel anregen. Der Name orientiert sich am Projekt
       der „Superilles“ – der „Superblocks“ –, das in Barcelona seit 2016
       erfolgreich umgesetzt wird und für mehr Lebensqualität und weniger
       Autoverkehr sorgt. Dort gibt bereits es eine gute Handvoll dieser
       Superblocks, 500 sollen es einmal werden, fordern Expert:innen: Je vier
       oder neun Häuserblocks werden in einem solchen Superblock zusammengefasst,
       innerhalb des Blocks sind nur Autos von Anwohner:innen und
       Lieferverkehr zugelassen, die Straßen werden zurückgebaut.
       
       „Superbüttel“ stellt konkret Ideen für das Quartier rund um die Rellinger
       Straße zwischen Eimsbütteler Marktplatz, Lappenbergsallee, Langenfelder
       Damm und der Kieler Straße vor. Doch das Projekt soll Modell auch für
       andere Stadtteile sein, soll einen Denkanstoß für die Umgestaltung von
       Wohn- und Lebensraum liefern. Denn damit würde man auch etwas für den
       Klimaschutz tun, sagt Ammer: „Wenn wir in Hamburg und anderen deutschen
       Städten Klimaschutzziele erreichen möchten, dann geht das nur, wenn wir
       eine massive Änderung auf den Straßen herbeiführen. Und wir glauben, dass
       das Hauptproblem in diesen Wohnvierteln liegt“.
       
       Zehn Kriterien hat die Initiative entwickelt, die einen Stadtteil zu einem
       „Superbüttel“ in ihrem Sinne machen würden: Unter anderem müsse der
       Stadtteil dicht besiedelt sein und eine hohe Lebens- und
       Aufenthaltsqualität haben, über Stadtnatur verfügen und autoarm sein.
       Motorisierte Fahrzeuge seien nur „zu Gast“, Schritttempo wäre überall die
       Höchstgeschwindigkeit und Nachhaltigkeit spiele eine große Rolle.
       
       Ein sehr ähnliches Projekt hat sich der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club
       (ADFC) Ende vergangenen Jahres unabhängig von der Eimsbütteler Initiative
       überlegt. „#QuartiereFürMenschen“ zielt ebenfalls auf die Verbesserung der
       Lebensqualität in Eimsbüttel, mit weniger Verkehr rund um die Quartiere in
       der Osterstraße.
       
       Der ADFC habe das Projekt auch Ammers Initiative vorgestellt, aber
       daraufhin keine Reaktion erhalten, sagt Dirk Lau vom ADFC. Dennoch sei das
       Projekt Superbüttel „super“, die Häufung von Ideen und Forderungen für die
       verkehrliche Umgestaltung Hamburgs zeige, wie groß das Bedürfnis nach
       solchen Veränderungen sei. Je mehr Druck in Richtung Politik aus der
       Gesellschaft komme, desto besser, so Lau.
       
       Die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende äußert sich zunächst nicht
       konkret zu den „Superbüttel“-Plänen, sondern, verweist auf das Projekt
       „Ottensen macht Platz“. Auch das sei ein Beispiel für die Mobilitätswende
       in hochverdichteten Stadtteilen und sei bereits zum Vorbild für weitere
       Quartiere geworden. Das Projekt wurde zwischenzeitlich allerdings gestoppt
       weil Anlieger dagegen klagten. Am Freitag stellt Kurs Fahrradstadt
       „Superbüttel“ noch einmal beim Klima-Barcamp Eimsbüttel vor – und hofft auf
       begeisterte Anwohner:innen.
       
       13 Apr 2021
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Emmy Thume
       
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