# taz.de -- Transparenzregeln und Lobbyregister: Ein hübsches Pflaster
> Die Union stimmt jetzt Transparenzregelungen und dem Lobbyregister zu.
> Ein wirklicher Wurf ist das aber nicht. Der legislative Fußabdruck fehlt
> ganz.
(IMG) Bild: Schattenspie im Bundestages: Details zur Lobbyistentätigkeit für Abgeordnete bleiben im Dunklen
Der Schaden, den die Korruptionsvorwürfe gegen mehrere Unionsabgeordnete
anrichten, ist immens. Führende Leute von CDU und CSU haben sich wohl an
der Coronapandemie persönlich bereichert, an einer Krise, die bisher über
75.000 Menschen das Leben gekostet und viele Existenzen zerstört hat und
die das ganze Land in einen permanenten Ausnahmezustand zwingt. [1][Dass
die Union nun überstürzt ihren jahrzehntelangen Widerstand gegen härtere
Transparenzregeln für Parlamentarier aufgibt], um den Schaden zu begrenzen,
ist ein kleiner Fortschritt – mehr aber auch nicht.
Natürlich ist es richtig, dass die Große Koalition endlich die Offenlegung
von Gesellschaftsbeteiligungen verschärft. Auch dass Abgeordnete künftig
Nebeneinkünfte ab 1.000 Euro im Monat angeben müssen, geht in die richtige
Richtung. Aber warum eigentlich keine Transparenzpflicht ab dem ersten
Euro?
Die Diäten und Pensionsansprüche von Abgeordneten sind so bemessen, dass es
sich davon sehr gut leben lässt. Wer sich nebenher auf ehrliche Weise etwas
dazuverdient, sei es als Anwältin, sei es als Vortragsreisender, dürfte
kein Problem damit haben, die Beträge anzugeben. Viele Abgeordnete
veröffentlichen jetzt schon freiwillig ihre Einkünfte, als
vertrauensbildende Maßnahme. Solche hat die deutsche Demokratie dringend
nötig.
Die gravierendste Lücke in dem Groko-Kompromiss aber ist, dass der
sogenannte legislative Fußabdruck fehlt, also eine Dokumentation, wie
welche Interessenvertreter an Gesetzesentwürfen beteiligt waren. Durch sie
könnten BürgerInnen nachvollziehen, wer auf einzelne Gesetze Einfluss
hatte. Lobbytätigkeit an sich muss nicht problematisch sein, Unternehmen,
Gewerkschaften oder Umweltschutzverbände dürfen ihre Positionen in die
Politik einbringen. Aber sie sollten es nach nachvollziehbaren Regeln tun.
Die BürgerInnen – pathetisch gesagt: der demokratische Souverän – haben das
Recht auf diese Informationen, um sich eine Meinung bilden zu können.
Die Union verpflichtet sich nur unter dem Eindruck handfester Affären zu
ein bisschen mehr Transparenz. Sie hat offenbar kein Interesse daran, ein
großes Problem zu beheben – sondern setzt auf hübsche Pflaster.
28 Mar 2021
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(DIR) Ulrich Schulte
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