# taz.de -- In der „Tatort“-Sommerpause: „SOKO Wien“ als Lichtblick
       
       > Die „SOKO“-Krimis vom ZDF ist schablonenhafte und erwartbare Dutzendware.
       > Nur der Ableger aus Österreichs Hauptstadt fällt positiv aus dem Rahmen.
       
 (IMG) Bild: Inspektorin Lanz (Lilian Klebow) und Spurensicherer Wohlfahrt (Helmut Bohatsch) in „Soko Wien“
       
       Wer die sommerlichen [1][Tatort-Wiederholungen] nicht erträgt, könnte ja
       mal wieder etwas ganz Altmodisches tun: sich durch die TV-Programme zappen
       und Altes neu entdecken. Ist mir gerade so passiert; ich war ganz
       fasziniert. [2][Ich sage nur „SoKo“.]
       
       Erstaunlicherweise gibt es diese Form der kriminalistischen
       TV-Serienunterhaltung im ZDF schon seit 1978: die Stadt München machte
       damals den Anfang. Inzwischen hat es das Format auf elf Ableger geschafft,
       schon immer wurde auch in Österreich ermittelt, und nach der Wende ließt
       das [3][ZDF auch die ostdeutschen Städte] ran, Leipzig, Wismar und Potsdam
       bekamen eine Serie.
       
       Aber mal ehrlich: Die Masse der dreiviertel Stunden langen Folgen ist
       Dutzendware, weil allzu oft erwartbar und schablonenhaft. Okay, das liegt
       natürlich auch an der Kürze der Serienfolgen – wobei: siehe
       Streaminganbieter, die kriegen das ja oft auch hin –, aber eher an den
       miesen Drehbüchern. Doch es gibt einen Lichtblick: Der Trailer zur „Soko
       Wien“ kommt von Stil, Schnitt und Musik wie aus den 1970er Jahren daher;
       hübsch die Idee, neben aktuellen Bildern der Hauptdarsteller auch welche
       aus den Anfangsjahren (2005) zu verwenden.
       
       ## Nicht so hölzern
       
       In der Folge „Alles wird gut“ zum Beispiel wird natürlich nicht alles gut.
       Und sie spielt, das war beim linearen Gucken schön irritierend, nicht in
       Wien, sondern in Linz. Denn dort wird ein Polizist an einer Tankstelle
       erschossen, scheinbar aus Versehen. Na ja, stimmt aber nicht.
       
       Das Fluchtfahrzeug ist ein Moped, mit dem soll der/die Tatverdächtige von
       Wien nach Linz gefahren sein … Und dann muss alles zack, zack gehen,
       dennoch bleibt Zeit, um eine spannende wie nachvollziehbare Geschichte zu
       entwickeln, die nicht erwartbare Wendungen bietet. Das ist ziemlich
       grandios gemacht.
       
       Das Besondere dieser ORF-Produktionen ist aus deutscher Sicht natürlich das
       österreichische Flair, die schöne Sprachmelodie, die zärtlichen
       Schimpfworte („Geh scheißen!“), hier ist nichts hölzern wie in vielen
       deutschen Serien. Und dann sind da die klasse Drehbücher, wie man sie so
       oft hat in österreichischen Serien.
       
       Die derzeit gesendete Staffel von 2014 wirkt alles andere als angestaubt.
       Eine sommerliche Alternative zu Wiederholungen und Streamingdiensten. An
       diesem Wochenende läuft die Episode „Der Preis der Macht“: Es geht um einen
       Giftanschlag und Rache. Könnte wieder spannend werden.
       
       4 Jul 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Tatort/!t5007719
 (DIR) [2] /Blumenberg-als-Regisseur-von-SOKO-Wismar/!5168514
 (DIR) [3] /Deutsch-britisches-Krimi-Experiment/!5156773
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Hergeth
       
       ## TAGS
       
 (DIR) TV-Krimi
 (DIR) ZDF
 (DIR) Medien
 (DIR) München
 (DIR) Tatort
 (DIR) TV-Krimi
 (DIR) Kolumne Flimmern und Rauschen
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Ende von ZDF-Serie „Soko München“: Aus für Cordsakkos
       
       Die ZDF-Serie „Soko München“ hat in 46 Staffeln Geschichte geschrieben. Sie
       hatte etwa die erste Fernsehkommissarin des Landes. Nun ist Schluss.
       
 (DIR) „Tatort“ aus Österreich: Maulen, granteln, pumpen
       
       Die „Tatort“-Saison startet mit einem wunderbar schlecht gelaunten Krimi.
       Am Anfang und am Ende eine Leiche, dazwischen entspannte Wurschtigkeit.
       
 (DIR) Klassiker „True Grit“: Was Proleten gerne sehen
       
       Der Tatort hat Sommerpause, der Polizeifilm nicht. Zeit, mal auf einen
       richtigen Krimi zu schauen, auch wenn es ein Western ist.
       
 (DIR) ARD nach der Corona-Pause: Endlich neues Krimi-Material
       
       Nach der Coronapause verspricht die ARD neue Krimi-Produktionen. Vielleicht
       könnte sie auch Stoffe recyclen – das wäre dann sogar nachhaltig.