# taz.de -- Ermittlungen gegen Bremer Pastor: Hetze gegen Homos hat Folgen
       
       > Gegen den Pastor Olaf Latzel ermittelt der Staatsschutz – wegen
       > drastischer Aussagen über Homosexuelle. Die Landeskirche begrüßt das.
       
 (IMG) Bild: Viel Feind, viel Ehr? Der Bremer Geistliche Olaf Latzel ist erneut Objekt von Ermittlungen
       
       Bremen taz | Verdacht auf Volksverhetzung: Deswegen ermittelt in Bremen der
       Staatsschutz gegen den [1][Pastor der Martini-Gemeinde, Olaf Latzel].
       Anknüpfungspunkt sind online publizierte Predigten und Seminare, in denen
       er etwa dazu aufruft, „mit dem Schwert des Glaubens“ vorzugehen – wogegen,
       bezeichnet er mal als „Genderideologie“, mal aber auch als „Genderdreck“.
       
       Neu ist das nicht: Wenn etwa erzählt werde, „Homosexualität ist genau
       dasselbe, wie wenn Mann und Frau sich lieben“, heißt es in einer Predigt
       aus dem Herbst 2018, „müssen wir zurückschlagen“. Auch strafrechtliche
       Ermittlungen hatten frühere Reden Latzels bereits nach sich gezogen, waren
       jedoch eingestellt worden.
       
       ## Gewaltfreudige Worte gewählt
       
       Die aktuellen Ermittlungen knüpfen an an ein bereits vor einem halben Jahr
       abgehaltenes „Eheseminar“. Darin hat der selbst zölibatär lebende Latzel
       auch für seine Verhältnisse eine drastische, extrem gewaltfreudige Sprache
       gewählt: So bezeichnete er Homosexualität als „todeswürdig“. Sie sei „ein
       Angriff auf Gottes Schöpfungsordnung, ist teuflisch und satanisch“. Seit
       Freitag ist [2][der Beitrag] nicht mehr online. Juristisch ergibt das Sinn:
       Bei Hass- und Propagandadelikten sind Begehungszeitraum und Zugriffszahlen
       wichtige Faktoren.
       
       Die aktuellen Ermittlungen sind nicht von vornherein aussichtslos. Denn
       während Latzel früher darauf achtete, zwar Buddhismus und Islam zu
       schmähen, sich aber dagegen aussprach, Muslime und Buddhisten gewaltsam
       anzugreifen, hat er diesen feinen Unterschied hier unterlassen: „Überall
       laufen die Verbrecher rum vom Christopher Street Day“, dröhnt er in dem
       Beitrag. In Verbindung mit dem Adjektiv „todeswürdig“ kommt das einem
       Aufruf zum Handeln sehr nahe.
       
       Weil in Bremen [3][die Gemeinden theologisch autonom] sind, bleiben
       Aggressionen wie die des evangelikalen Martini-Geistlichen innerkirchlich
       ohne Folgen. Weil zudem die Gläubigen ihre Gemeinden frei wählen und eine
       erhebliche Online-Gemeinde dem Hassprediger treu ergeben ist, werden sie
       auch öffentlich kaum thematisiert.
       
       ## Selbst Opfer geworden
       
       Auslöser der jetzigen Strafanzeige dürfte sein, dass Latzel sich Anfang
       April [4][via Bild darüber beklagt] hatte, selbst Opfer von
       Sachbeschädigung, Stalking und Verbalattacken geworden zu sein. Als
       gewaltsam empfand er dabei auch eine Demo vor einem der letzten
       Gottesdienste, die dieses Jahr stattfanden: Etwa 40 Protestierende hatten
       ein Spalier vor [5][der Kirche] gebildet, das die BesucherInnen passieren
       mussten, zudem wurden ihnen Flugblätter ausgehändigt, die aussahen wie
       Formulare zum sofortigen Kirchenaustritt.
       
       Die übrigen Angriffe waren eindeutig nicht legal: So war es nach Latzels
       Darstellung – der Pastor war für die taz nicht zu sprechen – Hackern
       gelungen, in seine Online-Predigten gewaltbetonte pornografische Videos zu
       integrieren, sodass sie irrtümlich für Illustrationen des Gesagten gehalten
       werden konnten. Unbekannte hätten zudem sein Auto zerkratzt, Dildos und
       Kondome aufs Kirchengelände geworfen und in seinem Namen einen Neuwagen
       bestellt. Auch die Schaukästen der Gemeinde waren besprüht worden: Am
       Küsterhaus brachten Unbekannte das Graffito „God is gay“ an.
       
       Das war öffentlich allgemein verurteilt worden. Die [6][Bremische
       Evangelische Kirche (BEK)] nannte die „Schmierereien“ eine „inakzeptable
       Form der Meinungsäußerung“. Grünen-Fraktionschef Björn Fecker sah zwar
       einen Bezug zu den „schlicht menschenverachtenden“ Äußerungen Latzels,
       betonte aber, dass diese keine Gewalt rechtfertigten. Und Bürgermeister
       Andreas Bovenschulte (SPD) stellte klar, dass Sachbeschädigungen
       „Straftaten“ seien – „kein legitimes Mittel, um sich mit Positionen
       auseinanderzusetzen, die man nicht teilt“.
       
       Besonders ins Zeug gelegt hatte sich [7][die FDP-Abgeordnete Birgit
       Bergmann]: „Wer Christinnen und Christen angreift, der greift uns alle an.“
       Sie warnte davor, „das Ganze als Angelegenheit von Pastor Olaf Latzel zu
       betrachten“. Das jetzt inkriminierte Seminar kannte die Liberale damals
       noch nicht. Inzwischen habe sie es gehört, sagt Bergmann auf Nachfrage,
       „und das ist klar, solche Aussagen, wie er dort trifft, das geht gar
       nicht“. Man müsse nun „die Ermittlungen abwarten und sehen, was
       strafrechtlich relevant ist“.
       
       ## „Grenze überschritten“
       
       Nicht ausdrücklich, aber doch vernehmlich begrüßt hat die BEK das
       Ermittlungsverfahren: „Bereits in der Vergangenheit haben wir Äußerungen
       von Herrn Pastor Latzel erlebt, die bis an die Grenze des Erträglichen
       gingen“, erklärte Edda Bosse, Präsidentin des Kirchenausschusses, am
       Freitag „Diese Grenze ist jetzt überschritten.“ Man sehe sich „klar an der
       Seite homosexuell lebender Menschen“ und verurteile „auf das Schärfste die
       Äußerungen, in denen Menschen herabgesetzt, beleidigt und in ihrer Würde
       verletzt werden“.
       
       Am Sonntag reagierte Latzel. Wie der Evangelische Pressedienst berichtete,
       äußerte der Pastor sich [8][in seiner Predigt]: Er habe in dem „Eheseminar“
       das Wort „Verbrecher“ im Zusammenhang mit aggressiven Attacken auf ihn und
       seine Gemeinde verwendet. „Wenn dadurch jedoch für einige Außenstehende der
       Eindruck entstanden sein sollte, dass ich generell alle Homosexuellen für
       Verbrecher hielte, so will ich mich dafür entschuldigen und eindeutig
       klarstellen, dass dieses selbstverständlich nicht meine Meinung ist.“
       
       26 Apr 2020
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /!s=olaf+latzel/
 (DIR) [2] https://www.youtube.com/watch?v=cNmTXtCxQTc
 (DIR) [3] https://www.kirche-bremen.de/start/bek_landeskirche.php
 (DIR) [4] https://www.bild.de/regional/bremen/bremen-aktuell/latzel-beschimpft-und-gestalkt-hass-attacken-auf-martini-pastor-69823986.bild.html
 (DIR) [5] https://st-martini.net/
 (DIR) [6] https://www.kirche-bremen.de/index2.php
 (DIR) [7] https://www.fdp-fraktion-hb.de/personen/bergmann/
 (DIR) [8] https://www.youtube.com/watch?v=DwfGwGPHjYs
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Benno Schirrmeister
       
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