# taz.de -- Auswahl der EU-Kommission: Von der Leyens Team auf Prüfstand
       
       > Am Donnerstag müssen sich drei KandidatInnen einer Anhörung im
       > Europaparlament stellen. Der Franzose Thierry Breton gilt als umstritten.
       
 (IMG) Bild: Da lachen sie noch: Macron und Kommissionspräsidentin von der Leyen am Dienstag in Paris
       
       BRÜSSEL taz | Die künftige EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen
       muss weiter um ihr Team für Brüssel bangen. Zwei Wochen nach dem
       ursprünglich geplanten Start am 1. November fehlen immer noch vier
       Kommissare. Auch der Streit mit dem Europaparlament ist noch nicht
       ausgestanden.
       
       Die EU-Abgeordneten hatten drei Kandidaten für das Team von der Leyen
       abgelehnt. Ihnen wurden Interessenkonflikte und Mangel an fachlicher
       Eignung vorgeworfen. Nun müssen sich drei Ersatzkandidaten aus Frankreich,
       Ungarn und Rumänien einer Anhörung in Brüssel stellen.
       
       Bei den Hearings am Donnerstag [1][könnte es vor allem für den Franzosen
       Thierry Breton eng werden]. Am Dienstag war Breton nur mit einer
       hauchdünnen Mehrheit durch den Rechtsausschuss des Parlaments gekommen, das
       die Kandidaten auf mögliche Interessenkonflikte prüft.
       
       Der bisherige Chef des französischen IT-Unternehmens Atos setzte sich mit
       zwölf gegen elf Stimmen durch. Doch die Bedenken von Sozialdemokraten,
       Grünen und Linken sind nicht ausgeräumt. Sie kritisieren, dass Breton
       künftig in der EU-Kommission genau jene Bereiche betreuen soll, für die er
       auch bei Atos zuständig war.
       
       ## Ein viel zu großes Ressort
       
       Von der Leyen hat dem ehemaligen französischen Wirtschaftsminister den
       Binnenmarkt, die Industriepolitik und die Rüstung zugewiesen. Dabei hatte
       das Parlament bereits [2][bei der ersten französischen Kandidatin Sylvie
       Goulard] bemängelt, dass dieser Ressortzuschnitt viel zu groß sei. Dass
       Breton die Dossiers aus seinem früheren Job kennt, macht die Sache aus
       Sicht vieler Abgeordneter nicht besser.
       
       Die französische Europaabgeordnete Manon Aubry (Linke) sprach von
       „Heuchelei“ und zeigte sich „total angewidert“ von der Entscheidung, Breton
       zum Hearing zuzulassen. Der SPD-Europaabgeordnete Tiemo Wölken bedauerte,
       dass Breton nicht zumindest aufgefordert wurde, Zusatzfragen zu
       beantworten. „Ich finde, dass es viele Fragen zu seinen
       Interessenkonflikten gibt“, schrieb er auf Twitter.
       
       Vor diesem Hintergrund muss Breton am Donnerstag mit einer schwierigen
       Anhörung rechnen. „Dass Internetkonzerne von einem langjährigen IT-Manager
       reguliert werden sollen, weckt Misstrauen, ob Thierry Breton wirklich im
       Interesse der Bürger Politik machen wird“, sagte Patrick Breyer von der
       deutschen Piratenpartei.
       
       Weniger Ärger gab es im Vorfeld über die beiden anderen Ersatzkandidaten.
       Sowohl der Ungar Varhelyi als auch die Rumänin Adina-Ioana Valean wurden
       vom Rechtsausschuss ohne Gegenstimmen durchgewunken. Allerdings ist
       umstritten, ob Ungarn das Dossier der EU-Erweiterung erhalten soll. Bei der
       Aufnahme neuer Mitglieder geht es auch um Demokratie und Rechtssaat –
       Ungarn ist da kein leuchtendes Vorbild.
       
       ## Ein Kommissar trotz Brexit?
       
       Von der Leyen hat aber noch ein weiteres Problem: Es fehlt ein Kommissar
       aus Großbritannien. Da der Brexit erneut verschoben wurde, soll Premier
       Boris Johnson noch schnell einen Kandidaten nominieren – selbst wenn dieser
       nur wenige Wochen im Amt bleibt. Doch Johnson hat bisher nicht auf die
       Bitte aus Brüssel reagiert.
       
       Von der Leyen macht nun Druck: Sie erwarte eine Antwort „sehr bald vor Ende
       der Woche“, schrieb sie in einem Brief nach London. Zugleich kündigte sie
       eine Änderung in letzter Minute an. Statt „Schutz unserer Europäischen
       Lebensweise“ soll der Bereich von Vize-Präsident Margaritis Schinas nun
       „Förderung unserer europäischen Lebensweise“ heißen, wie ein Sprecher
       mitteilte.
       
       Er bestätigte damit Angaben der sozialdemokratischen Fraktion im
       Europaparlament. Die Abgeordneten hatten sich darüber empört, dass die
       Migration mit dem Schutz des „European Way of Life“ verquickt werden
       sollte.
       
       13 Nov 2019
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Frankreichs-Kandidat-fuer-EU-Kommission/!5635975
 (DIR) [2] /Anhoerungen-der-EU-Kommission/!5632603
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Eric Bonse
       
       ## TAGS
       
 (DIR) EU-Kommission
 (DIR) Ursula von der Leyen
 (DIR) Schwerpunkt Brexit
 (DIR) Europäisches Parlament
 (DIR) Green Deal
 (DIR) EU-Kommission
 (DIR) Ursula von der Leyen
 (DIR) Schwerpunkt Brexit
 (DIR) Schwerpunkt Emmanuel Macron
 (DIR) Schwerpunkt Emmanuel Macron
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Von der Leyens neue EU-Kommission: Leicht gerupft
       
       Die neue, bestätigte EU-Kommission fällt nicht ganz so weiblich aus wie
       geplant. Männer ziehen auch künftig die Strippen in Brüssel, etwa in der
       Klimapolitik.
       
 (DIR) Interview mit Europapolitikerin Barley: „Wir müssen endlich loslegen“
       
       Katarina Barley (SPD) hat im Juli noch gegen Ursula von der Leyen als
       Kommissionschefin gestimmt. Was hat sich seitdem verändert?
       
 (DIR) Von der Leyens EU-Kommission: Wenn's mal wieder länger dauert
       
       London will keinen EU-Kommissar entsenden. Deshalb bekommt es nun ein
       Strafverfahren aufgebrummt. Auch mit Ungarn gibt es noch Unstimmigkeiten.
       
 (DIR) Auswahl der EU-Kommission: Leyens Leiden an der Frauenquote
       
       Frankreich und Rumänien haben neue Kandidaten nominiert. Damit würde die
       versprochene Geschlechterparität wohl verfehlt.
       
 (DIR) Frankreichs Kandidat für EU-Kommission: Macrons zweite Wahl
       
       Der französische Präsident schlägt Ex-Finanzminister Thierry Breton als
       EU-Kommissar für Industriepolitik vor. Breton gilt als Costkiller.
       
 (DIR) Von der Leyen bei Frankreichs Präsident: Macron schmollt
       
       Paris fürchtet um Frankreichs Einfluss in der EU. Nachdem Macrons
       Kommissionskandidatin abgelehnt wurde, könnte deren Dossier kleiner werden.