# taz.de -- Blockade gegen Abschiebung in Leipzig: Spontane Protestaktion eskaliert
       
       > Bei einer Abschiebung im Leipziger Osten kam es zu einer spontanen
       > Blockade. Die Polizei setzte Pfefferspray ein, es gab offenbar einige
       > Verletzte.
       
 (IMG) Bild: Die Eisenbahnstraße in Leipzig
       
       Leipzig taz | In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch versammelten sich im
       Leipziger Osten kurzfristig mehrere hundert Personen, um die Abschiebung
       eines Syrers – wie es vor Ort hieß – zu verhindern. Die Polizei machte in
       einer späteren Mitteilung keine näheren Angaben zur Herkunft des Mannes.
       
       Die Situation eskalierte, die Polizei setzte Pfefferspray ein und
       Demonstrierende warfen Flaschen. Nach Tweets des [1][Grünen-Politikers
       Jürgen Kasek] und des [2][Linken-Politikers Marco Böhme], die beide vor Ort
       waren, gab es einige Verletzte. Die Polizei sprach am Mittwoch von drei
       Festnahmen, elf Beamte seien leicht verletzt worden.
       
       Die Abschiebung sei für 20.30 Uhr geplant gewesen, wie die [3][sächsische
       Polizei auf Twitter] mitteilte. Das Haus, in dem sich die betreffende
       Person aufhielt, liegt in einer Nebenstraße der Eisenbahnstraße im
       Leipziger Osten. Nach Angaben einiger Anwesender handelte es sich um einen
       syrischen Mann, der in Spanien in die EU eingereist ist und nun dorthin
       zurückgebracht werden sollte.
       
       Eine Frau, die laut Zeugenangaben die Mutter des Mannes sein soll, wurde
       mit dem Krankenwagen abtransportiert. Daraufhin brachten Beamte den Mann
       aus dem Haus in einen Einsatzwagen, der auf der Straße stand. Einige der
       Demonstrant*innen versuchten dies zu verhindern.
       
       Um die Abfahrt des Wagens und somit die Abschiebung zu blockieren, setzten
       sich zunächst etwa jeweils 30 Personen vor und hinter den Wagen. Aus den
       Sitzblockaden wurden Rufe wie „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns
       die Nachbarn klaut“ oder „Say it loud, say it clear, refugees are welcome
       here“ gerufen. Es wurde eine spontane Versammlung bis 1.30 Uhr angemeldet,
       und nach Angaben der Leipziger Volkszeitung stieg die Personenzahl im Laufe
       des Abends auf etwa 500. Am Rande der Sitzblockaden stellten Anwohner Sofas
       und andere Möbel auf, um die Abfahrt des Autos zu verhindern.
       
       Dann gingen an beiden Seiten des Einsatzwagens Beamte in die Menge.
       Zeitgleich trugen etwa zehn Polizist*innen den Mann aus dem Auto. Nach
       Angaben von anwesenden Demonstrant*innen wurde die Person in einen
       Hinterhof gebracht und von dort aus weggebracht. Die Situation war
       unübersichtlich, kurz darauf riefen einige, der Mensch sei bereits nicht
       mehr im Auto. Dies bestätigte dann auch einer der anwesenden Polizisten
       über Lautsprecher und zeigte zum Beweis den leeren Kofferraum.
       
       Die Protestierenden riefen „Haut ab!“ in Richtung der Beamten, die die
       Sitzblockade jedoch weiterhin umstellten. Dann zogen sich einige Polizisten
       etwas zurück, machten den Weg frei und gingen ohne erkenntlichen Grund in
       die Menge. Dadurch eskalierte die Situation, die meisten Leute rannten in
       Richtung Eisenbahstraße, einige hatten bereits Pfefferspray in die Augen
       bekommen. Bei dem Tumult wurden parkende Autos demoliert.
       
       Auf Twitter begründete die sächsische Polizei dieses Vorgehen damit, dass
       die Beamt*innen ihre Kolleg*innen aus der Blockade befreien wollten: „Dabei
       wurden unsere Kräfte attackiert. Wir mussten mit unmittelbarem Zwang
       reagieren.“ Um kurz vor 3 Uhr am Mittwochmorgen beruhigte sich die Lage.
       
       Dieser Text wurde zuletzt am 10.7.2019 um 14.40 Uhr aktualisiert.
       
       10 Jul 2019
       
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