# taz.de -- Essener Tafel nimmt nur Deutsche auf: Breite Kritik am Aufnahmestopp
       
       > Die Tafeln helfen hilfsbedürftigen Menschen unabhängig von Herkunft. Weil
       > die Tafel in Essen diesen Grundsatz einschränken will, sind viele anderen
       > Tafeln entrüstet.
       
 (IMG) Bild: „Keine Bedürftigen erster oder zweiter Klasse“: Tafel in Nordrhein-Westfalen
       
       Berlin dpa/epd | Die Entscheidung der Essener Tafel, vorerst [1][keine
       Ausländer mehr als Bedürftige aufzunehmen], stößt bundesweit auf Kritik und
       Unverständnis. Nach den Grundsätzen des Dachverbandes „Tafel Deutschland
       e.V.“ sei die Hilfe der gemeinnützigen Essensausgaben für alle gedacht, die
       dieser Unterstützung bedürften, sagte die Vorsitzende der Berliner Tafel,
       Sabine Werth: „Für die Berliner Tafel gibt es keine Bedürftigen erster oder
       zweiter Klasse.“ Und: „Wir orientieren unser Handeln an der
       Mitmenschlichkeit und spielen die Bedürftigkeit der vielen Menschen in
       Berlin nicht gegeneinander aus.“
       
       Der Vorsitzende der Essener Tafel, Jörg Sartor, verteidigte den
       umstrittenen Schritt. „Ich stehe dazu“, sagte er. Es sei im Tafel-Vorstand
       lange diskutiert worden über den Entschluss, abgesehen von den bisherigen
       Kunden vorerst keine weiteren Ausländer mehr aufzunehmen. „Wir wollten
       erreichen, dass der Weg in die Tafel für alle wieder offen ist“, sagte
       Sartor. Zuletzt seien aber weniger Alleinerziehende und Rentner gekommen.
       Der Aufnahmestopp sei nur eine vorübergehende Maßnahme, „wahrscheinlich
       nicht über den Sommer hinaus“.
       
       Ähnlich kritisch wie die Berliner Tafel äußerten sich auch andere
       Landesverbände, etwa in Niedersachsen, Bremen und Hessen. „Wir sind für
       alle Bedürftigen da, egal welche Hautfarbe oder Nationalität sie haben“,
       sagte auch der Thüringer Landesvorsitzende Nico Schäfer am Freitag. Der
       Paritätische Wohlfahrtsverband in NRW kritisierte die Entscheidung
       ebenfalls. „Natürlich kann ich nachvollziehen, dass Tafeln unter großem
       Druck stehen und ihre Ressourcen im Blick haben müssen“, sagte
       Landesgeschäftsführer Christian Woltering am Freitag. „Aber Maßnahmen wie
       ein Aufnahmestopp sind Wasser auf die Mühlen der Rechtspopulisten“.
       
       Am Donnerstag war bekannt geworden, dass die Tafel in Essen seit Mitte
       Januar nur noch Bedürftige mit deutschem Pass neu in ihre Kundenkartei
       aufnimmt. Grund sei ein Anstieg des Anteils der Migranten an den Kunden auf
       etwa drei Viertel. In den vergangenen zwei Jahren hätten sich gerade ältere
       Tafel-Nutzerinnen sowie alleinerziehende Mütter von fremdsprachigen jungen
       Männern in der Warteschlange abgeschreckt gefühlt, hieß es.
       
       Die rund 930 Tafeln in Deutschland sammeln überschüssige Lebensmittel, die
       nach den gesetzlichen Bestimmungen noch verwertbar sind, und geben diese an
       Bedürftige ab. Sie haben sich im Bundesverband Tafel Deutschland auf
       bestimmte Grundsätze und ein Leitbild verpflichtet.
       
       In den Grundsätzen der ehrenamtlich getragenen Bewegung heißt es unter
       anderem, „die Tafeln helfen allen Menschen, die der Hilfe bedürfen.“ Im
       Leitbild der Tafeln steht unter anderem, „jedem bedürftigen Menschen wird
       unabhängig von seiner Herkunft, seinen Möglichkeiten und Grenzen mit
       Respekt begegnet; seine Würde wird geachtet“.
       
       23 Feb 2018
       
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