# taz.de -- Besuch von türkischem Minister abgesagt: Doch kein Gast in Wilhelmsburg
       
       > Der türkische Außenminister wollte in Hamburg für das
       > Verfassungsreferendum in der Türkei werben. Doch der Brandschutz kam
       > dazwischen.
       
 (IMG) Bild: Hat keine Brandmeldeanlage: das Plaza Event Center.
       
       Hamburg taz | Der Streit über Wahlkampfauftritte türkischer
       Regierungsmitglieder erreicht heute mit einem Auftritt des türkischen
       Außenministers Mevlüt Cavusoglu Wilhelmsburg. Da es offiziell eine
       Privatveranstaltung ist, kommt eine behördliche Absage der Veranstaltung,
       wie zuletzt etwa in Gaggenau geschehen, nicht in Betracht. Rund 250
       Menschen haben sich laut Betreiber des Plaza Event Center angemeldet.
       Cavusoglu wird wohl für das anstehende Verfassungsreferendum in der Türkei
       werben.
       
       In den Gemüse- und Dönerläden, in den Cafés und Kiosken in Wilhelmsburg,
       deren Fensterscheiben mit türkischen und deutschen Wörtern beklebt sind,
       will sich vor der Veranstaltung niemand so recht was zum Besuch des
       Außenministers sagen. „Hab ich nichts von gehört“ oder „Keine Ahnung, ich
       habe keine Zeit“ sind die Standardantworten.
       
       In einem Dönerladen in der Fährstraße erklärt ein Mann, der nicht genannt
       werden möchte, warum sich so wenige öffentlich für den türkischen
       Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan aussprechen: „Viele sind für Erdoğan, aber
       sie wissen, dass das hier nicht gut ankommt. Deshalb schweigen sie, aber
       stimmen dann beim Referendum für ihn“. Dass sich eher jene äußern, die
       gegen Erdogan sind, entspreche nicht zwingend dem Verhältnis von
       AnhängerInnen und GegnerInnen hier im Viertel.
       
       Präsident Erdoğan hatte nach den untersagten Auftritten seiner Minister in
       Deutschland gesagt, dies sei „nichts anderes als das, was in der Nazi-Zeit
       getan wurde“. Auf diesen Nazi-Vergleich angesprochen, winken die meisten
       Wilhelmsburger ab. „Ich habe kein Interesse an Politik“, sagt ein türkische
       Gemüseverkäufer. Tekin Kara dagegen, der in einem Kiosk in der
       Veringstraße, wenige hundert Meter von der Veranstaltungshalle entfernt,
       mit einem Kaffee steht, ist sauer.
       
       „Ich bin türkischer Alevit und Erdoğan hat die Türkei in eine Diktatur
       verwandelt“, sagt er. Er berichtet, dass viele mit türkischem Pass hier im
       Viertel die Regierungspartei AKP unterstützen, auch wenn sich niemand so
       recht traut, es laut zu sagen. „Alle, die ihn hier unterstützen, sollen
       aber mal hinfahren und sich selbst ein Bild davon machen“.
       
       „Es gibt für den Veranstalter Sicherheitsauflagen, aber Verbotsgründe nach
       dem Versammlungsgesetz liegen nicht vor“, sagt Polizeisprecher Timo Zill.
       Vor dem „Plaza Event Center“, wo sonst oft Hochzeiten gefeiert werden,
       stehen gestern schon zwei Polizisten, sie nennen das Lagebewertung. Die
       Polizei wird heute auch bei der Veranstaltung sein.
       
       Ab 17 Uhr wird es eine Demo unter dem Motto „Nein zum Referendum in der
       Türkei“, die auch von der alevitischen Gemeinde organisiert ist, geben.
       Außerdem hat der Freundeskreis #FreeDeniz zum zweiten Mal zu einem
       Autokorso für die Freilassung des Welt-Korrespondenten Deniz Yücel sowie
       weiterer in der Türkei inhaftierter JournalistInnen aufgerufen.
       
       Yücel war seit Mitte Februar in Polizeigewahrsam, mittlerweile sitzt er
       wegen angeblicher „Propaganda für eine terroristische Vereinigung und
       Aufwiegelung der Bevölkerung“ in Untersuchungshaft. „Hupen wir dem
       türkischen Außenminister unsere Meinung!“, lautet das Motto des Autokorso.
       Am Heiligengeistfeld soll es um 17.30 Uhr mit Autos und, wer keines hat,
       mit Fahrrädern losgehen. Ziel und Abschlusskundgebung wird vor der dem
       „Plaza Event Center“ in der Schlenzigstraße sein.
       
       7 Mar 2017
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) André Zuschlag
       
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