# taz.de -- EU-Kommission sieht Regelungsbedarf: Bußgelder für Prüfbetrüger
> Der Abgasskandal zieht immer größere Kreise. Die EU will die Zulassung
> von Autotypen strenger überwachen, die Grünen fürchten „Kuhhandel“.
(IMG) Bild: Nun also noch mehr Kontrolle: Bringt das was?
BRÜSSEL taz | Mehr Kontrollen, höhere Strafen: Mit einem Maßnahmenpaket
will die EU-Kommission erste Konsequenzen aus dem „Dieselgate“ bei
Volkswagen ziehen. „Ein Fall wie bei VW darf sich nie mehr wiederholen“,
sagte Industriekommissarin Elżbieta Bieńkowska bei Vorstellung der Pläne am
Mittwoch. „Damit die Kunden wieder Vertrauen fassen, müssen wir die
Vorschriften verschärfen“, sagte Kommissionsvize Jyrki Katainen.
Geplant ist eine bessere Überwachung der sogenannten Typgenehmigung. Damit
ist die Untersuchung neuer Automodelle durch technische Prüforganisationen
wie den TÜV und die Genehmigung durch nationale Behörden wie das deutsche
Kraftfahrtbundesamt gemeint. Bisher durften diese Stellen, die oft von der
Autoindustrie abhängig sind, allein entscheiden, welche Autotypen unter
welchen Auflagen genehmigt werden. Die Entscheidung galt dann automatisch
für alle 28 EU-Staaten, was Missbrauch Tür und Tor öffnete.
Künftig sollen EU-Experten gemeinsam mit Kollegen aus dem jeweiligen
EU-Staat die Tests unter die Lupe nehmen dürfen. Wenn die Prüfdienste
versagen, droht ihnen ein Lizenzentzug oder ein Bußgeld. Die Autohersteller
selbst sollen zahlen, wenn sie schummeln. Ein Betrug bei der Typgenehmigung
könnte Konzerne wie Volkswagen teuer zu stehen kommen: Hier schlägt die
Kommission nämlich Strafen von bis zu 30.000 Euro pro Wagen vor. Bei
internationalen Skandalen wie dem „Dieselgate“ würden so leicht
Milliardenbeträge zusammenkommen.
Brüssel fordert auch, dass defeat devices verboten bleiben. Mit einer
derartigen Software hatte Volkswagen Abgaswerte manipuliert. Die
EU-Kommission will nun durchsetzen, dass die Autobauer auch die Protokolle
der in den Pkws genutzten Software offenlegen.
## Wirksam oder nicht?
„Ein großer Schritt in die richtige Richtung“, heißt es beim europäischen
Verbraucherverband Beuc. Die Grünen fürchten einen „Kuhhandel“: Ein
Expertenkomitee hatte bereits im Oktober einen Vorschlag vorgelegt, der der
Industrie bei den Grenzwerten weit entgegenkam. Das Europaparlament war
dagegen, eine zunächst im Januar geplante Abstimmung wurde jedoch auf Druck
der Befürworter verschoben.
Nun könnte die Autolobby versuchen, als Gegenleistung für verschärfte
Kontrollen die laschen Grenzwerte durchzudrücken, fürchtet die Grüne
EU-Abgeordnete Rebecca Harms. Die entscheidende Abstimmung soll am 3.
Februar stattfinden.
28 Jan 2016
## AUTOREN
(DIR) Eric Bonse
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