# taz.de -- Hilfspolizisten in Bundesländern: Schnellkurs zum Polizeihelfer
       
       > Dienstwaffe inklusive: Mehrere Bundesländer setzen verstärkt auf
       > Hilfspolizisten, vor allem für die Bewachung von Asylunterkünften.
       
 (IMG) Bild: Hilfspolizisten sollen vor allem Objekte wie diese Notunterkunft in Dresden schützen
       
       Berlin taz | Im Februar sollen die ersten 50 Wachpolizisten in Sachsen
       loslegen. Erst mit einer dreimonatigen Ausbildung, dann mit den ersten
       Einsätzen. „Ein wichtiger Baustein in der Unterstützung für unsere
       Polizei“, lobt sich Innenminister Markus Ulbig (CDU) selbst für sein
       Projekt. 550 Wachpolizisten sollen es einmal werden.
       
       Ihre vorrangigste Aufgabe: der Schutz von Flüchtlingsunterkünften. Sachsen
       ist mit diesem Weg nicht allein. Mehrere Bundesländer setzen inzwischen auf
       Polizeihelfer – vor allem angesichts der gestiegenen Flüchtlingszahlen und
       Unterkünfte. Die Entwicklung trifft in der Opposition auf Kritik und nicht
       nur dort.
       
       Sachsen setzt schon seit Jahren auf Polizeihelfer. Als „Sicherheitswacht“
       patrouillieren derzeit mehr als 500 Freiwillige in dunkelblauen Jacken
       durch Parks und Wohnsiedlungen, für 6 Euro die Stunde. „Möchten Sie etwas
       für die Sicherheit in Ihrer Heimat tun?“, wirbt Sachsen um die
       Hilfspolizisten. Die dürfen Ausweise kontrollieren, Platzverweise erteilen
       und die echte Polizei alarmieren, wenn es brenzlig wird. Selbst sind sie
       nur mit Pfefferspray ausgerüstet.
       
       Anders die neuen sächsischen Wachpolizisten: Sie dürfen auch Pistole
       tragen, verdienen 2.181 Euro im Monat. Das sächsische Innenministerium
       begründet deren Einsatz mit der „veränderten Sicherheitslage“, „vor allem
       im Zusammenhang mit der Flüchtlingssituation“. So geht es laut
       Auftragsprofil etwa um die „Verhinderung oder Abwehr von Angriffen gegen
       Asylbewerberunterkünfte.
       
       ## Freiwillige „aus der Schusslinie“ nehmen
       
       Die Opposition in Sachsen lehnt das Vorhaben ab. Nach der „Zuspitzung der
       Lage“ um die Asylheime im Land sei dies „unverantwortlich“, so die Linke.
       Für die Grünen sind die „schlecht ausgebildeten Wachpolizisten mit
       entsprechender Bewaffnung nichts weiter als ein weiteres personifiziertes
       Sicherheitsrisiko“. Indes: Auch in Hessen gibt es 450 freiwillige
       Polizisten. In Baden-Württemberg sind es 760, hier ebenfalls mit Pistole am
       Gürtel. Dort allerdings will man keine neuen Helfer mehr. Der Grund seien
       die „gestiegenen Anforderungen“ an den Polizeidienst und mehr Gewalt gegen
       Beamte, heißt es aus dem Innenministerium in Stuttgart. Die
       Polizeifreiwilligen sollen deshalb „aus der Schusslinie“ genommen werden.
       
       Anders in Bayern. 790 Mitglieder zählt dort die „Sicherheitswacht“,
       unbewaffnet, aber mit der Erlaubnis, Personalien zu kontrollieren und
       Platzverweise auszusprechen. Bis zu 1.000 Freiwillige sollen es künftig
       werden. Erst jüngst führte Hammelburg bei Würzburg eine Sicherheitswacht
       ein, Waldkirchen bei Passau soll folgen.
       
       Und auch Sachsen-Anhalt beschloss im Dezember, Hilfspolizisten einzuführen.
       250 Stellen sollen dafür geschaffen werden, die ersten 100 bis Ende 2016.
       Auch diese Leute sollen nach einer dreimonatigen Ausbildung
       Flüchtlingsunterkünfte bewachen, aber auch Verkehrskontrollen durchführen –
       mitsamt Dienstwaffe. „Ziel ist es, die innere Sicherheit zu stärken und die
       Landespolizei zu entlasten“, so Innenminister Holger Stahlknecht (CDU). Die
       koalierende SPD war allerdings skeptisch: Sie wollte lieber mehr reguläre
       Polizisten einstellen.
       
       Kritik kommt auch aus dem Bund. „Innere Sicherheit ist Aufgabe für Profis,
       die eine fundierte Ausbildung haben“, bemerkt dort die SPD-Innenexpertin
       Susanne Mittag. Die Opposition geht ebenfalls auf Contra. „Äußerst
       skeptisch“ sehe sie die Polizeihelfer, sagt die Grünen-Innenexpertin Irene
       Mihalic.
       
       28 Dec 2015
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Konrad Litschko
       
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