# taz.de -- CSU-Sprecher Strepp zurückgetreten: Aus für den Streppenzieher
       
       > Wegen seines plumpen Anrufs beim ZDF musste CSU- Sprecher Michael Strepp
       > zurücktreten. Das Verhalten der Journalisten erinnert an die
       > Wulff-Affäre.
       
 (IMG) Bild: Ende Gelände: Michael Strepp und sein Chef, der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer.
       
       Donnerstagmittag kommt die Antwort auf die Frage, die sich viele
       Journalisten auf den Münchner Medientagen immer wieder stellten: Wann würde
       CSU-Sprecher Hans Michael Strepp zurücktreten? Nun hat er es vollzogen.
       
       Strepp soll am Sonntag versucht haben, eine Berichterstattung in den
       „heute“-Nachrichten über den Landesparteitag der bayerischen SPD zu
       verhindern. Dafür rief er beim zuständigen ZDF-Redakteur an und drohte wohl
       mit „Diskussionen“, die ein Beitrag über die SPD nach sich ziehen würde.
       
       Während diese Nachricht am Mittwoch – [1][verbreitet von der]
       [2][Süddeutschen Zeitung] – bei den Medientagen die Runde machte, sprach im
       großen Saal gerade Strepps Chef, der bayerische Ministerpräsident Horst
       Seehofer, von Informationsbedürfnissen der Menschen, die Medien
       befriedigten – und von Politikern, die diese Bedürfniswelt nicht
       einschränken dürften.
       
       Und weil Strepp ein Thema verhindern wollte, hat Seehofer das Thema nun
       gelöst. Der Druck war schlicht zu groß. Denn in der Nacht zu Donnerstag
       hatte auch noch der Chefredakteur von „Tagesschau“ und „Tagesthemen“, Kai
       Gniffke, bestätigt, dass Strepp auch bei der ARD angefragt hatte, ob sie
       denn über die SPD berichten würde. Über das ZDF-Telefonat [3][schrieb
       Gniffke im „Tagesschau“-Blog]: „Unabhängig davon, was Strepp genau gesagt
       hat, ist der Anruf eines Parteisprechers vor (!) der Sendung dazu angetan,
       Druck aufzubauen.“
       
       ## Lieber der indirekte Weg
       
       Dass es auf der anderen Seite auch angeraten sei, direkten Gegendruck
       aufzubauen, sagte Gniffke nicht. Er lobte seine eigene Redaktion und die
       Kollegen vom ZDF dafür, dass doch beide in ihren Hauptnachrichtensendungen
       über die SPD berichteten und verteilte artig ein Kompliment an die SZ fürs
       Ausplaudern.
       
       Doch war der Umweg über die Zeitung nötig? Das ZDF hätte auch einfach in
       der „heute“-Sendung den SPD-Beitrag mit einem Hinweis auf die versuchte
       Einflussnahme durch CSU-Sprecher Strepp anmoderieren können.
       
       Stattdessen wählten die Betroffenen den indirekten Weg: Wie einst die Bild
       in der Affäre um Christian Wulff den Anruf des damals noch amtierenden
       Bundespräsidenten auf der Mailbox von Chefredakteur Kai Diekmann
       Journalisten im Wortlaut vorbetete, aber in der eigenen Zeitung nicht
       druckte, steckte auch das ZDF den Anruf Strepps erst nur an Kollegen durch
       und machte den Inhalt des Telefonats aus der Sicht der „heute“-Redakteurs
       erst am Donnerstag öffentlich: „Er (Strepp, Anm. d. Red.) fragte, ob wir
       wüssten, dass weder die ARD noch Phoenix über den SPD-Landesparteitag
       berichten würden“, heißt es in der ZDF-Mitteilung: „Er sei informiert, dass
       wir einen Beitrag planten.
       
       Weit davon entfernt in das Programm reinzureden, wolle er doch rechtzeitig
       zu bedenken geben, dass es im Nachklapp Diskussionen geben könnte, wenn das
       ZDF im Alleingang sende.“
       
       Das hätte auch in der „heute“-Sendung thematisiert werden können. Denn an
       der Eindeutigkeit von Strepps Intention dürfte es keine Zweifel gegeben
       haben. Strepp hatte am Sonntag auch noch dem Leiter des ZDF-Landesstudios
       eine SMS zukommen lassen. „Der CSU-Pressesprecher hat am Sonntag auf
       verschiedenen Wegen versucht, die Berichterstattung des ZDF über eine
       andere Partei zu beeinflussen“, sagt ZDF-Chefredakteur Peter Frey jetzt.
       Nachdem sich alle Kollegen schon schön echauffiert haben.
       
       25 Oct 2012
       
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 (DIR) [3] http://blog.tagesschau.de/2012/10/24/anruf-vom-pressesprecher/
       
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