# taz.de -- Kommentar Michael Strepp: Mit dem Segen der Politik
> Der Skandal ist nicht der Anruf eines CSU-Pressesprechers in einer
> Redaktion. Der Skandal ist die institutionalisierte Parteinähe der
> Öffentlich-Rechtlichen.
(IMG) Bild: Strepp ist weg. Doch die wahren Schattenmänner sind andere, etwa dieses bayerische Mitglied des ZDF-Verwaltungsrats.
Kennen Sie das [1][Video mit dem süßen Panda-Baby]? Das Junge niest und
erschreckt damit seine Mutter. Hunderte Millionen Male wurde das Filmchen
im Internet angeklickt. Es zeigt: Starken Widerhall findet zumeist nicht
das Relevante, sondern das Eingängige. So ist es auch im Fall des am
Donnerstag geschassten CSU-Sprechers Hans Michael Strepp.
Vordergründig muss der 44-Jährige gehen, weil er am Sonntag in der
„heute“-Redaktion anrief. Dabei habe er laut ZDF gefordert, der Sender
solle nicht über den bayerischen SPD-Parteitag berichten. Schnell war der
Aufruhr groß: Eine Partei will die öffentlich-rechtliche Berichterstattung
beeinflussen! Wo kommen wir denn da hin? Dabei ist die Antwort klar: Wir
kommen damit ins Hier und Jetzt.
Ein Anruf eines Pressesprechers in einer Redaktion – das ist eingängig:
Irgendwas kann da nicht in Ordnung sein. Dabei ist der wirkliche Skandal
institutionalisiert. Leitungsposten bei den Öffentlich-Rechtlichen sind
nach Parteienproporz aufgeteilt. Niemand wird dort Chefredakteur oder
Intendant, ohne dass die Politik ihren Segen dazu gegeben hat. Auch in den
Stufen darunter wird nach Parteibuch Karriere gemacht: ein Redaktionsleiter
ist in der SPD, der andere in der Union. So geht es seit Jahrzehnten.
Öffentlichen Unmut erregt das – falls überhaupt – erst dann, wenn die
Amtsträger ihr Gekungel zu ungeniert betreiben. Etwa im Jahr 2009, als
Hessens damaliger Ministerpräsident Roland Koch nicht verhehlte, dass er
den ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender mit Hilfe der Unionsmehrheit im
ZDF-Verwaltungsrat loswerden wollte. Und Brender musste gehen – trotz Kochs
Schamlosigkeit.
Der Skandal ist nicht, dass ein Parteisprecher beim ZDF anruft. Sondern,
dass seine Vorgesetzten im Sender sitzen: Horst Seehofer ist Mitglied des
ZDF-Verwaltungsrats, Alexander Dobrindt im ZDF-Fernsehrat. Gute
Unterhaltung.
25 Oct 2012
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(DIR) [1] http://www.youtube.com/watch?v=FzRH3iTQPrk
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(DIR) Matthias Lohre
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