# taz.de -- Kommentar Israel-Palästina-Konflikt: Israel muss verhandeln
       
       > Der Krieg zwischen Israel und der Hamas ist von keiner Seite zu gewinnen.
       > Jedem Angriff folgt ein Gegenschlag. Langfristig muss Israel mit der
       > Hamas verhandeln.
       
 (IMG) Bild: Raketenbeschüsse werden mit noch mehr Raketen beantwortet: Rauch und Feuer über Gaza.
       
       Der Schutz der körperlichen Unversehrtheit seiner Einwohner zählt zu den
       Kernaufgaben jeden Staates. Kein Land, schon gar kein demokratisches, kann
       es sich bieten lassen, wenn Menschen immer wieder durch einen Dritten mit
       dem Tode bedroht werden. Deshalb ist es nur zu verständlich, dass die
       israelische Regierung auf den andauernden Raketenbeschuss aus dem
       Gazastreifen mit militärischen Mitteln geantwortet hat. Vernünftig ist es
       deshalb aber noch lange nicht.
       
       Offiziell geht es Israel darum, die äußere Bedrohung durch die Zerstörung
       von Raketen zu verringern. Doch die Bomben auf Gaza haben eine Spirale der
       Gewalt ausgelöst, die absehbar war. Nicht weniger, sondern mehr Israelis
       müssen sich in die Bunker flüchten. Nicht weniger, sondern mehr
       Palästinenser werden die israelische Politik verfluchen.
       
       Dieser Krieg ist auch unter militärischer Logik von keiner Seite zu
       gewinnen. Vor vier Jahren marschierte Israel schon einmal in den
       Gazastreifen ein. Die Begründung dafür war dieselbe wie heute. Das Ergebnis
       wird heute absehbar dasselbe sein wie damals: Man einigt sich auf einen
       informellen Waffenstillstand. Israel verzichtet auf die gezielte Tötung von
       Hamas-Führern. Die Hamas stellt den Raketenbeschuss ein. Derweil planen die
       Israelis die nächsten Militärschläge für den Fall, dass die Gewalt wieder
       eskaliert. Und die Hamas-Führung besorgt sich in diesem scheinbaren Frieden
       ein neues Raketenarsenal für den Fall, dass Israel wieder angreift. Einige
       Jahre später sorgt eine Eskalation dann dafür, dass der nächste Krieg
       beginnt.
       
       ## Der Krieg hilft den Salafisten
       
       Schon jetzt zeigen die israelischen Angriffsziele die eigene Ratlosigkeit.
       Wem ist geholfen, wenn Hamas-Büros verwüstet werden? Der Emir von Katar
       wird in Kürze für eine neue Bestuhlung sorgen. Was sollte eine
       Bodenoffensive bewirken? Die politischen, religiösen und sozialen Ursachen
       der Hamas-Herrschaft widerstehen allen Panzergranaten. Im Gegenteil: Der
       Krieg hilft auch noch den radikalen Salafisten, gegen die die Hamas wie ein
       Kirchenchor erscheint.
       
       Wenn Israels Regierung nicht regelmäßig einen neuen Krieg führen will, dann
       wird sie mit der Hamas verhandeln müssen. Unvorstellbar, sagen dazu fast
       alle politischen Protagonisten. Unmöglich, erklären unisono die Analysten
       angesichts der bevorstehenden Wiederwahl Netanjahus. Sie haben wohl leider
       alle recht.
       
       19 Nov 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Klaus Hillenbrand
       
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