# taz.de -- Nahost-Konflikt: Kriegspropaganda im Netz
       
       > Israels Militärsprecher, die Hamas und diverse Gruppen in Gaza und Israel
       > feuern über Twitter und YouTube. Es gilt, die internationale
       > Rückendeckung zu gewinnen.
       
 (IMG) Bild: Israelische Soldaten nahe der Grenze zum Gazastreifen
       
       JERUSALEM taz | „Vorwärts, du Tapferer, damit du stirbst“, heißt es im
       Video auf YouTube, das die „[1][Kassambrigaden für die Zionisten]“
       produzierten. Der breite arabische Akzent des tiefstimmigen Sprechers, der
       nur fehlerhaftes Hebräisch spricht, lässt das Video wie eine schlechte
       Satire erscheinen.
       
       Parallel zu Raketenbeschuss und Luftangriffen liefern sich die Islamisten
       und Israel einen Krieg im Internet. Beliebtestes Forum ist der Microblog
       Twitter. Militär- und Regierungssprecher aus Tel Aviv und Jerusalem melden
       sich so regelmäßig zu Wort wie die Aktivisten der Hamas. Die Drohung, dass
       sich nach der Hinrichtung von Ahmad al-Dschabari, dem Militärchef der Hamas
       im Gazastreifen, nun „die Tore der Hölle“ öffnen würden, erreichte die
       Israelis via Twitter.
       
       Und [2][Israels Verteidigungsarmee (IDF)] stellte fast zeitgleich die
       Filmaufnahmen von der Exekution auf dieselbe Internetseite. „Eliminated“
       stand auf einem Foto al-Dschabaris, außerdem warnte die IDF die
       Hamas-Funktionäre, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen.
       
       [3][Hamas Global PR] versus [4][Avital Leibowich], offizielle
       Armeesprecherin, verheiratet, Mutter von drei Kindern und eine „stolze
       Israelin“, wie sie in ihrem Twitter-Profil schreibt. Leibowich hält ihre
       Leser über Sirenen in Tel Aviv auf dem Laufenden und über die Zahl der
       israelischen Lastwagen, die auch während des Krieges täglich Waren nach
       Gaza liefern. Wer will, kann sich die Luftwaffenangriffe ansehen. Die IDF
       dokumentiert alle, wobei sich auf den 30 bis 60 Sekunden langen
       Schwarz-Weiß-Aufnahmen, die auf YouTube abrufbar sind, kaum mehr erkennen
       lässt als ein Zielrohr und eine Menge aufwirbelnder Staub.
       
       Die sozialen Netzwerker auf beiden Seiten schicken ihre Botschaften an den
       Gegner und in die Welt. Es gilt, die internationale Rückendeckung für die
       eigene Sache zu gewinnen. „Warum greift die Armee zivile Ziele an“, fragt
       ein IDF-Propagandafilmchen und sagt selbst: „Die Hamas lässt uns keine
       Wahl.“
       
       Für den Gazastreifen macht die Zivilbevölkerung derzeit die beste
       PR-Kampagne. Mal wird ein Foto nach einem Bombenangriff „getwittert“, mal
       ein kurzer Bericht über „den Tod eines Kindes“, wie gestern früh in einem
       Flüchtlingslager. Die jungen Rebellen von „[5][Gaza Youth Breaks Out]“, die
       ihre Kritik auch gegen die eigene Führung laut macht, stellte einen
       Hilferuf an die Welt ins Netz: „Hier sterben Kinder“, schrieben sie. „Hier
       finden Kriegsverbrechen statt.“
       
       19 Nov 2012
       
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 (DIR) Susanne Knaul
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