# taz.de -- Enquetekommission für Atommüll: Neuer Anlauf bei Endlagersuche
       
       > Im Streit um einen geeigneten Standort für ein Atommüll-Endlager soll
       > eine Enquetekommission Kriterien erarbeiten. Gorleben bleibt im Rennen.
       
 (IMG) Bild: Wohin mit dem Atommüll?
       
       BERLIN taz | Einen wesentlichen Fortschritt bei der Suche nach einem
       deutschen Atomendlager scheinen die Bundesregierung und Rot-Grün in
       Niedersachsen gemacht zu haben. Eine parteiübergreifende Enquetekommission
       soll demnach bis 2015 Kriterien für die Standortauswahl erarbeiten,
       erklärten Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU), Niedersachsens
       Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und Landesumweltminister Stefan Wenzel
       (Grüne) am Sonntag.
       
       Das umkämpfte Bergwerk im niedersächsischen Gorleben bleibt grundsätzlich
       im Verfahren, eine Vorfestlegung auf diesen Standort gibt es aber nicht
       mehr. Alle potenziellen Orte für Endlager, sei es in Baden-Württemberg,
       Bayern oder anderen Bundesländern, haben nun den gleichen Stellenwert.
       
       In diesem Sinne laden Altmaier, Weil und Wenzel die Bundesländer und
       Parteien für den 7. April zu einem abschließenden Gespräch ein. Ziel ist
       es, bis zur parlamentarischen Sommerpause ein neues Gesetz für die Suche
       nach einem Atomendlager zu beschließen.
       
       „Das ist kein fauler, sondern ein guter Kompromiss“, sagte Weil im
       Bundesumweltministerium. Er betonte die entscheidende Rolle der
       Enquetekommission, die aus 24 Abgeordneten des Bundestages, der
       Länderparlamente sowie Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft,
       Gewerkschaften, Kirchen und Verbänden bestehen soll.
       
       Die Gründung der Kommission ist die wesentliche Änderung im bisherigen
       Gesetzentwurf Altmaiers für die Endlagersuche. In den kommenden zwei Jahren
       soll die Kommission die Kriterien für die Standortauswahl neu diskutieren –
       und möglichst einen Konsens formulieren.
       
       ## Salz, Granit oder Ton?
       
       Entscheidungen kann das Gremium nur mit Zweidrittelmehrheit fällen. Es geht
       unter anderem darum, welche geologischen Formationen – Salz, Granit oder
       Ton – dafür geeignet sind, den hunderttausende Jahre hochradioaktiv
       strahlenden Nuklearmüll aufzunehmen. Ein weiterer Punkt: Soll das Lager so
       gebaut werden, dass man den Atomabfall grundsätzlich wieder an die
       Oberfläche zurückholen kann?
       
       Altmaier, Weil und Wenzel beschrieben die bevorstehende Arbeit der
       Kommission übereinstimmend als „Stufe null“ der Endlagersuche. Alle
       weiteren Schritte und Verfahren im Gesetz sollen unter dem Vorbehalt der
       Kommissionsentscheidung stehen.
       
       Ist diese schließlich zu einem Ergebnis gekommen, wird das
       Endlagersuchgesetz noch einmal novelliert. Dann erst kann die neue
       Bundesbehörde ihre Arbeit aufnehmen, die Altmaier eigentlich schon in
       diesem Jahr mit dem Verfahren betrauen wollte. Niedersachsens
       Umweltminister Wenzel betonte, dass der umstrittene Standort Gorleben nur
       insoweit im Gesetzentwurf erwähnt werde, als dort keine weiteren
       Erkundungs- und Vorbereitungsarbeiten mehr stattfinden sollten.
       
       Auch weitere Transporte abgebrannter Brennelemente aus Atomkraftwerken in
       den niedersächsischen Landkreis Lüchow-Dannenberg werde es nicht mehr
       geben. Außerdem habe man sich darauf geeinigt, den Rechtsweg für
       juristische Klagen nicht zu verkürzen.
       
       Gorleben war unter der Regierung des niedersächsischen
       CDU-Ministerpräsidenten Ernst Albrecht 1977 zum Standort des einzigen
       bundesweiten Endlagers für stark strahlenden Müll erkoren worden. Seitdem
       gibt es dort massiven Widerstand. Zahlreiche Wissenschaftler bezweifeln die
       Eignung des Salzstockes.
       
       24 Mar 2013
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Hannes Koch
       
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