# taz.de -- Kolumne Nullen und Einsen: Die Datenkrakenhakennase
       
       > Der Niedergang der Stahlemails, Geistesgegenwart billig bei eBay, ein
       > ungarischer Hirtenhund und andere Internet-Entdeckungen im Fieberwahn.
       
 (IMG) Bild: Woran denkt dieser Oktopus, wenn er „Samstagabend“ hört?
       
       Krank sein, also: ein bisschen Fieber und Schnupfen und einen matschigen
       Kopf haben, ist ja an sich was Gutes, ein Grund zum Runterkommen, eine
       körpereigene Auszeit, bald werden es sicher Selbsterfahrungsbücher mit
       Titeln wie „Zwei Wochen Scharlach. Meine kleine Flucht aus dem
       To-do-Listen-Wahn“ in die Beststellerlisten schaffen.
       
       Krank sein ist aber blöd, wenn man noch eine Kolumne schreiben muss, aber
       die durchschnittliche Konzentrationsspanne nur noch fünf Sekunden beträgt
       und man mit glasigen Augen ziellos durchs Internet hovert. Bonmots ploppen
       auf, „I watched them marry on MySpace and saw them divorce on Facebook“,
       dann ein unfassbar komisches Animated GIF mit [1][einem Affen und einer
       Katze], dann ein Text über geplante [2][Zugfahr-Stipendien für Autoren] in
       den USA. Ich schicke ihn E., sie schickt mir dafür einen Link [3][zu einem
       Video] über die Bahnstrecke New York – Washington und es läuft durch und
       danach kommen [4][„Lessons from a Master Cat Photographer“]. Schon wieder
       Katzen, sie sind überall, wie passiert mir das bloß immer?
       
       Parallel reden natürlich alle über WhatsApp, weil das ja verkauft wurde und
       dann auch noch ein paar Stunden ausgefallen ist, aber was soll ich dazu
       jetzt sagen, ich hab ja nicht mal mehr ein Smartphone, weswegen ich auch
       bei Quizduell nicht mitreden kann (ich bin ein lausiger Online-Kolumnist),
       aber, ja, [5][WhatsApp kostet mehr] als Jamaika oder der Vatikan, und?
       Solche Vergleiche helfen uns doch jetzt wirklich nicht weiter! „Nur mal
       kurz: Bei facebook zu verkünden, dass man jetzt von whatsapp zu threema
       wechselt... hä?“ ist definitiv der beste Beitrag zum Thema.
       
       Darunter wird dann [6][ein Titanic-Text] über eine mutmaßlich
       antisemitische Karikatur in der SZ verlinkt, die Mark Zuckerberg mit
       Datenkrakenhakennase zeigt (mehr dazu [7][hier]). Wäre ich jetzt auch
       wieder nicht von alleine drauf gekommen, dass das antisemitisch ist, weil
       ich weder bei Kraken noch bei Mark Zuckerberg an „jüdisch“ denke, selbst im
       dritten Anlauf nicht, sondern eher an 1. Antipasti, 2. Tentakelsex, 3.
       [8][Sharktopus] und 1. Harvard, 2. Lockenkopf, 3. Diesen süßen Hund der
       Zuckerbergs, wie war gleich sein Name, ah, ja: [9][Beast], ein Puli ist
       das, ein ungarischer Hirtenhund. [10][Supergeil].
       
       Aber egal. Da kommt schon wieder was Neues auf Facebook rein. [11][Die
       Jahresbilanz] der Wirtschaftsvereinigung der deutschen Emailindustrie
       nämlich, der Absatz von Gussemails sei zwar leicht gestiegen, der von
       Stahlemails sank im Berichtsjahr 2013 jedoch von 6.058 auf 5.973 Tonnen.
       Ein trauriger Trend, wieder richtet das Internet einen Berufszweig
       zugrunde. Und Samstagabend wird dann plötzlich ein Sack voller Beiträge zu
       einer fancy [12][Netzkultur-Konferenz] im Haus der Berliner Festspiele in
       meine Timelines gespült, einer Konferenz, auf der jede Menge Bekannte von
       mir rumlaufen und von der ich nicht einmal wusste. Ich bin WIRKLICH ein
       lausiger Online-Kolumnist.
       
       [13][Auf einem Foto] etwa sieht man Miriam Meckel, die meint, ihren
       Vortragstitel „Ego Update: Keine Asymmetrierung ohne uns“ mit dem
       [14][Zufallsshirt]-Generator entwickelt zu haben und jemand klagt „Warum
       kommen da alle Leute, die ohnehin vollkommen überpubliziert und
       unterüberlegt sind?“ und ich frage mich sehr lange, wieso die Hinterköpfe
       der Anwesenden links unten in dem Bild alle wie Sitzsäcke aussehen, bis ich
       merke, dass es sich um Sitzsäcke handelt.
       
       „Von der Netzkultur-Konferenz habe ich die Idee für ein neues Gartenhaus
       mitgenommen. So kann's gehen“, schreibt [15][Christiane Frohmann] anderswo,
       und kurz davor, oder war es danach, hatte sie ihr neues Tumblr [16][Find
       your Phenomen on eBay] verlinkt, wo sie automatisch generierte Werbung zu
       Google-Suchen sammelt. „Finden Sie tolle Angebote auf eBay für Leben nach
       dem Tod...“ oder „Bei eBay finden Sie eine große Auswahl an
       Geistesgegenwart...“, so was Tolles sieht man auch nur, wenn man mal den
       Adblocker ausschaltet. Puh. Ich sollte dringend mal nach Gesundheit
       googeln.
       
       25 Feb 2014
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://asset-7.soup.io/asset/6717/8192_7f30.gif
 (DIR) [2] http://www.thewire.com/culture/2014/02/inside-amtraks-absolutely-awesome-plan-give-free-rides-writers/358332/
 (DIR) [3] http://www.nytimes.com/2012/11/04/magazine/amtrak-industrial-corridor.html?pagewanted=all
 (DIR) [4] http://www.nytimes.com/video/magazine/100000002668190/lessons-from-a-master-cat-photographer.html
 (DIR) [5] http://www.policymic.com/articles/82945/15-things-that-are-cheaper-than-whatsapp
 (DIR) [6] http://www.titanic-magazin.de/news/gaertners-kritisches-sonntagsfruehstueck-krake-juda-6305/
 (DIR) [7] http://www.jpost.com/International/German-cartoon-of-Facebook-CEO-Zuckerberg-sparks-anti-Semitism-row-342412
 (DIR) [8] http://www.youtube.com/watch?v=U87zVkIXNI0
 (DIR) [9] http://www.facebook.com/beast.the.dog
 (DIR) [10] http://www.youtube.com/watch?v=IlN1pZqO8Zo
 (DIR) [11] http://www.jot-oberflaeche.de/Nachricht/17914/Emailumsaetze-2013.html
 (DIR) [12] http://netzkultur.berlinerfestspiele.de/
 (DIR) [13] http://www.facebook.com/photo.php?fbid=10151975181571483&set=a.40099506482.52975.591261482&type=1&theater&notif_t=photo_reply
 (DIR) [14] http://zufallsshirt.de/
 (DIR) [15] http://frohmannverlag.tumblr.com/
 (DIR) [16] http://phenomena-on-ebay.tumblr.com/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Michael Brake
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Datenkrake
 (DIR) Mark Zuckerberg
 (DIR) Email
 (DIR) WhatsApp
 (DIR) Schwerpunkt Meta
 (DIR) Miriam Meckel
 (DIR) Nullen und Einsen
 (DIR) Offline
 (DIR) Adblocker
 (DIR) No-Spy-Abkommen
 (DIR) Redtube
 (DIR) Trend
 (DIR) Karstadt
 (DIR) Wikipedia
 (DIR) Science-Fiction
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Kolumne Nullen und Einsen: Mit dem Fahrrad durchs Silicon Valley
       
       Die Firmenzentralen von Google und Facebook sind längst
       Touristenattraktionen. Dazwischen wartet ein schönes Stück
       Küstenlandschaft.
       
 (DIR) Kolumne Nullen und Einsen: Eine Minute offline
       
       Michael Brake ist onlinesüchtig. Kein Extremfall, gerade so abhängig wie
       jeder von uns. Doch Michael Brake wagt einen nie dagewesenen Selbstversuch.
       
 (DIR) Kolumne Nullen und Einsen: Das sind ja drei Wünsche auf einmal!
       
       Online-Werbung kann nerven, klar. Die kleingeistige Abgreifermentalität
       vieler Internetnutzer kann aber noch viel mehr nerven.
       
 (DIR) Kolumne Nullen und Einsen: Hot dogs are always good!
       
       Vor vier Wochen rief Frank-Walter Steinmeier den deutsch-amerikanischen
       Cyberdialog aus. Eine Zwischenbilanz mit Twin Peaks, Spritz und einer
       Katze.
       
 (DIR) Kolumne Nullen und Einsen: Ferkelmonat Januar
       
       Prozesse, Mitteilungen und Infos über die Sexvorlieben von Finnen und
       Kasachen: Der knallharte Kampf der Pornoseiten um Aufmerksamkeit.
       
 (DIR) Kolumne Nullen und Einsen: Sad Cactus und Bizarrocons
       
       Welcher Quatsch kommt nach Cat Bearding, Vadering und Harlem Shake? Unser
       Onlinetrend-Powerteleskop offenbart einen Blick auf die Supertrends 2014.
       
 (DIR) Kolumne Nullen und Einsen: The next big thing im WTF-Marketing
       
       Neues von der Bullshit-Front: Online aussuchen und dann wird es nicht mal
       geliefert. Click + Collect verbindet das Schlechteste aus zwei Welten.
       
 (DIR) Kolumne Nullen und Einsen: Die Entdeckung der Fischkoppness
       
       Von St. Petersburg in weniger als fünf Schritten zu Pu der Bär und
       Supershirt: Eine Reise auf den wunderbaren Irrwegen der Serendipidingsbums.
       
 (DIR) Kolumne Nullen und Einsen: Zukunft gestern, heute, morgen
       
       Früher träumte man davon, mit Schießbaumwolle zum Mond fliegen, heute
       entfernt Apple die Röhrenmikrofone aus seinen Handys. Und was ist 2063 los?