# taz.de -- Die Wahrheit: Die Erde ist grün
       
       > Zum St. Patrick’s Day zieht es viele Politiker von der grünen Insel ins
       > Ausland. Die Iren aber kommen gut ohne sie aus.
       
 (IMG) Bild: Was die Wohnungen hier wohl kosten?
       
       Heute ist die Erde grün. Es ist St. Patrick’s Day, der irische
       Nationalfeiertag. Und der wird nicht nur von den Iren in der Heimat heftig
       gefeiert, sondern auch anderswo ergrünen berühmte Gebäude: das Sydney Opera
       House, der Schiefe Turm von Pisa, das London Eye, der Tafelberg in
       Südafrika, die Niagarafälle, das Empire State Building in New York, der
       Königspalast in Monaco, die Allianz Arena und der Odeonsplatz in München,
       der Berliner Fernsehturm. Und auch die Pyramiden werden für Ägyptens Iren
       grün angestrahlt
       
       Irlands Politiker schwärmen an diesem Tag traditionell zu einem kleinen
       Extraurlaub aus. In den vergangenen Jahren hatten sie ihr Programm etwas
       eingeschränkt, weil sie die Bevölkerung, der sie mit immer neuen Steuern
       und Gebühren den letzten Cent aus der Tasche gezogen hatten, nicht mit
       extravaganten Reisen weiter verprellen wollten. Aber seit Ende vorigen
       Jahres hocken wir nicht mehr unter dem EU-Rettungsschirm, alles ist wieder
       gut. Man hat bloß vergessen, das den Menschen zu erzählen, die ihre Mieten
       und Hypotheken nicht mehr zahlen können und deshalb von den durch
       Steuergelder geretteten Banken auf die Straße gesetzt werden. Aber in den
       noblen Vierteln, in denen die politische „Führung“ wohnt, passiert so etwas
       ja nicht.
       
       Von Führung ist zur Zeit jedoch keine Spur, die Herrschaften sind
       unterwegs. Es geht in die klassischen Auswandererländer USA,
       Großbritannien, Kanada, Australien und Neuseeland, um mit der Diaspora zu
       feiern. Manche Minister reisen aber auch nach China, in die Emirate, nach
       Vietnam, Japan und Korea. Insgesamt sind 27 irische Minister und
       Staatssekretäre auf großer Fahrt, lediglich Bildungsminister Ruairí Quinn
       ist zu Hause geblieben.
       
       Die Politiker rechtfertigen die Reisekosten in Höhe von mehreren Millionen
       Euro damit, dass es eine einmalige Gelegenheit sei, die Marke „Irland“ im
       Ausland anzupreisen. Natürlich. Die Chinesen werden beim Anblick des
       Ministers für öffentliche Ausgaben, Brendan Howlin, sich unwillkürlich
       Kerrygold aufs Brot schmieren.
       
       Die meisten Reisenden zieht es nach New York, denn dort findet eine der
       größten Paraden zu Ehren des Heiligen statt, der den Iren die
       Dreifaltigkeit anhand eines dreiblättrigen Kleeblatts erklärt hat. Für die
       Organisatoren der New Yorker Parade hätte ein einblättriges Kleeblatt
       gereicht, denn sie sind die Meister der Einfältigkeit. 1992 haben sie
       verboten, dass Schwule und Lesben bei der Parade auf der Fifth Avenue
       mitmarschieren, und dieses Verbot gilt heute noch. New Yorks Bürgermeister
       Bill di Blasio und der gesamte Stadtrat boykottieren die Parade deshalb.
       Irlands Premierminister Enda Kenny tut es nicht, er marschiert bei den
       Homophoben. Wenigstens besuchen ein paar seiner Minister die alternative
       Parade „St. Pat’s for all“ im Stadtteil Queens.
       
       Zu Hause droht derweilen die Fluggesellschaft Aer Lingus mit Warnstreiks.
       Das ist ausbaufähig: Warum nicht ein unbefristeter Streik nach dem St.
       Patrick’s Day? Wir kommen auch ohne die Regierungsbagage zurecht, wenn sie
       im Ausland festsitzt.
       
       16 Mar 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ralf Sotscheck
       
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