# taz.de -- Die Wahrheit: 6 kleine Polizisten allein in New York
       
       > Nach der Teilnahme von sechs Ordnungshütern an einer Parade zum St.
       > Patrick’s Day hängt in Nordirland mal wieder der Haussegen schief.
       
       Der St. Patrick’s Day, Irlands Nationalfeiertag, ist vorbei, die Nation hat
       ihren Rausch ausgeschlafen. Die politische Katerstimmung dauert jedoch an,
       zumindest in Nordirland, denn die dortigen Bewohner können nicht normal
       feiern. Zur New Yorker Parade, die seit 252 Jahren in Manhattan
       stattfindet, hatten sie eine kleine Polizeidelegation entsandt. In letzter
       Minute wurde sie wieder ausgeladen, weil militante US-Iren sich aufgrund
       der unrühmlichen Rolle der Polizei im Nordirland-Konflikt beschwert hatten.
       In allerletzter Minute wurde die Delegation aber wieder eingeladen, weil
       sich Sinn Féin, der politische Flügel der inzwischen aufgelösten
       Irisch-Republikanischen Armee (IRA), dafür eingesetzt hatte.
       
       Die 200.000 Teilnehmer mussten sich strengen Regeln unterwerfen. Sie
       sollten anständig angezogen sein, grüne Hüte und Turnschuhe waren verboten,
       ebenso wie essen, trinken oder rauchen. Man hatte in Reihen von acht bis
       zehn Menschen zu marschieren. Tiere oder andere Maskottchen mussten zu
       Hause bleiben, ebenso wie Schwule oder Lesben. Dafür hatten die
       irisch-katholischen Fundamentalisten in den USA gesorgt.
       
       Die Schwulen- und Lesbenorganisationen kritisierten die nordirischen
       Polizisten heftig für ihre Teilnahme. Die Organisatoren der Parade taten
       ein Übriges, um den Gastpolizisten den Tag zu verderben. Sie ließen
       lediglich ein einziges Spruchband zu: „England raus aus Irland!“ Hinter dem
       mussten die Beamten, die daheim jahrzehntelang für den Verbleib Nordirlands
       im Vereinigten Königreich gekämpft hatten, nun marschieren. In Belfast
       rauften sich die Unionisten die Haare. Ob er närrisch geworden sei, wollte
       ein Abgeordneter vom Polizeichef wissen, dass er seine Beamten für einen
       Slogan demonstrieren lasse, den die IRA bei ihrer militärischen Kampagne
       benutzt hatte? Ein anderer verlangte Auskunft, ob die Reise etwa mit
       Steuergeldern finanziert worden sei.
       
       Dabei hatte der Polizeichef vorsichtshalber nur sechs Beamte geschickt. Die
       restlichen wurden zu Hause gebraucht. Dort ging es am St.
       Patrick’s-Wochenende hoch her. Zunächst zündeten IRA-Dissidenten eine Bombe
       in der Nähe eines Polizeiwagens, die vier Insassen kamen mit dem Schrecken
       davon. Am St. Patrick’s Day selbst zogen Gruppen volltrunkener Kinder durch
       die Innenstadt und versetzten die Passanten in Angst und Schrecken, so dass
       die Polizei ein paar 15-Jährige festnehmen musste.
       
       Zu allem Überfluss gerieten die Beamten schließlich vor dem Belfaster
       Rathaus in ein Scharmützel zwischen den Teilnehmern an der Parade und
       unionistischen Demonstranten. Letztere protestieren bereits seit anderthalb
       Jahren jedes Wochenende, weil der Union Jack nur noch an bestimmten
       Feiertagen über dem Rathaus wehen darf. Ausgerechnet der St. Patrick’s Day
       ist einer dieser Tage. Das war den Unionisten aber auch nicht recht, weil
       der Tag dadurch den gleichen Stellenwert wie der Geburtstag der Königin
       bekommt.
       
       Mit anderen Worten: Ob in den USA oder in Belfast – Nordirlands Polizisten
       haben einen miesen Job.
       
       23 Mar 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ralf Sotscheck
       
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