# taz.de -- Kommentar Urteil gegen Skandalbanker: Schuldig trotz Freispruch
       
       > Obwohl sie gegen ihre Pflichten verstießen, werden die Vorstände der HSH
       > Nordbank freigesprochen. Das kostet drei Milliarden Euro.
       
 (IMG) Bild: Milde für die Vorstandsmitglieder der Zockerbank: Trotz Pflichtverletzung gab es Freispruch.
       
       Der Freispruch ist verkündet. Und doch wirft das Urteil des Hamburger
       Landgerichts ein grelles Schlaglicht auf die globale Finanzkrise und ihre
       Verursacher. Wenn hanseatische Bankkaufleute über eine Filiale in London
       mit einer französischen Bank eine gemeinsame Gesellschaft in Irland
       gründen, um mit isländischen Staatspapieren und Zertifikaten aus den USA zu
       spielen, nehmen sie den Untergang billigend in Kauf.
       
       Den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein kostete dies Gezocke der HSH
       Nordbank AG eine Finanzspritze von 3 Milliarden Euro und eine Bürgschaft
       über 10 Milliarden Euro. Und der Ausgang des Debakels bleibt weiterhin
       offen: Noch immer drohen eine Pleite der Aktiengesellschaft, die einst an
       der Börse reüssieren sollte, und ein Staatsbankrott im Norden.
       
       Immerhin ist der Freispruch nur einer zweiter, wenn nicht gar dritter
       Klasse: In seiner mündlichen Urteilsbegründung führte der Vorsitzende der
       Großen Strafkammer Marc Tully aus, dass die Angeklagten „ihre Pflichten
       verletzt“ hätten. Für eine Verurteilung wegen Untreue und Bilanzfälschung
       reiche das aber nicht aus. Ein solches Urteil hatten besonnene Beobachter
       des seit Juli 2013 laufenden Prozesses durchaus erwartet.
       
       Die eigentlichen Schuldigen für das Desaster der Nordbank standen ohnehin
       nicht vor Gericht – die Politiker vor allem der großen Volksparteien. Sie
       hatten lokal verankerte Wirtschaftsförderer in globale Zockerbuden
       verwandelt, um ihr Staatssäckel auf Teufel komm raus zu füllen. Jetzt
       versagen sie ein weiteres Mal bei der Aufarbeitung der Krise. Weiterhin
       können Spieler in den Bankpalästen nicht wirklich zur Rechenschaft gezogen
       werden. Und wichtiger: Anders als in den USA versäumen es Berlin und
       Brüssel nach wie vor, alle Banken energisch zur Kasse zu bitten, die schuld
       am Ausbruch der Finanzkrise sind.
       
       9 Jul 2014
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Hermannus Pfeiffer
       
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