# taz.de -- Banco Espirito Santo: Portugal wieder in der Krise?
       
       > Schlechte Berichte über die größte portugiesische Bank sorgen für
       > Kursstürze an den Börsen. Portugal und die EU wiegeln ab.
       
 (IMG) Bild: Tatsächlich in der Krise oder von den Medien hochgepusht? Die Banco Espirito Santo in Portugal.
       
       LISSABON rtr | Portugal bemüht sich nach den Negativ-Schlagzeilen über die
       größte börsennotierte Bank des Landes um Schadensbegrenzung. An den
       Kapitalmärkten waren in dieser Woche Befürchtungen aufgekommen, die
       Zahlungsprobleme auf Seiten der Gründerfamilie der Bank könnten am Ende
       auch das Geldinstitut erfassen, außer Kontrolle geraten und damit den
       gesamten portugiesischen Finanzsektor in die Krise stürzen.
       
       Ministerpräsident Pedro Passos Coelho sagte am Freitag, internationale
       Investoren müssten nicht um die Stabilität des Finanzsystems fürchten. Auch
       die Kunden des Geldhauses könnten ruhig bleiben. Sie müssten sich keine
       Sorgen um ihre Einlagen machen, ergänzte die Notenbank in Lissabon.
       
       Auch die EU-Kommission sieht derzeit keinen Grund zur Besorgnis, wie ein
       Sprecher sagte. Es sei zu erwarten, dass die Probleme zeitnah gelöst
       würden. Der Internationale Währungsfonds würdigte zwar die
       Sanierungsfortschritte des Landes, verwies aber auch auf die Verwundbarkeit
       des dortigen Finanzsystems. An der Börse in Lissabon schwankte die
       BES-Aktie stark - fiel zeitweise, legte dann aber knapp sechs Prozent auf
       54 Cent zu. Am Donnerstag hatte das Papier 17 Prozent an Wert verloren. Die
       Krise hatte die Anleger in Europa und Asien verunsichert und die
       Aktienkurse belastet.
       
       Die Bank teilte in der Nacht zum Freitag mit, ihre Kapitaldecke sei
       ausreichend dick. Zum Ende des ersten Quartals seien die regulatorischen
       Mindestanforderungen um gut zwei Milliarden Euro übertroffen worden. Die
       Summe beinhaltet eine Milliarde Euro, die im Juni durch eine
       Kapitalerhöhung eingenommen wurde. Damals verlor die gleichnamige
       Bankiersfamilie die Kontrolle über die Bank. Sie blieb mit einem Anteil von
       25 Prozent aber größter Aktionär.
       
       ## Negativschlagzeilen sind Gift
       
       In dieser engen Verflechtung liegt nun für viele Investoren das Problem:
       Denn das Aktienpaket ist in der Espirito Santo Financial Group (ESFG)
       gebündelt, die wiederum an die Muttergesellschaft Espirito Santo
       International (ESI) angedockt ist. Gegen diese in Luxemburg ansässige
       Holding ermitteln die Behörden seit einiger Zeit wegen Unregelmäßigkeiten.
       Laut Medienberichten soll die Gesellschaft über sieben Milliarden Euro
       Schulden haben, die sie nicht komplett bedienen kann. Finanzkreisen zufolge
       wird nach wie vor mit Hochdruck an einem Rettungsplan gearbeitet.
       
       Die Banco Espirito Santo zählt zu jenen Großbanken, die künftig von der
       Europäischen Zentralbank (EZB) beaufsichtigt werden sollen und ist damit
       Teilnehmer des laufenden Stresstests. Jede Negativ-Schlagzeile ist hier
       Gift für das Vertrauen der Anleger. Daher stellte sich inzwischen auch die
       portugiesische Zentralbank hinter das Institut und erklärte, es stehe
       solide da.
       
       Die Aktien der Bank und der ESFG waren am Donnerstag nach dem Kurssturz vom
       Handel ausgesetzt worden. Um Hedgefonds-Wetten auf weiter sinkende Kurse zu
       verhindern, verbot die britische Börsenaufsicht FCA am Freitag Leerverkäufe
       mit Aktien des Geldhauses. Weltweit lasteten die Nachrichten aber weiter
       auf Finanztiteln. Und für Portugal ist es wieder deutlich teurer geworden,
       sich am Kapitalmarkt Geld zu leihen.
       
       11 Jul 2014
       
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