# taz.de -- Abkommen schränkt Handel ein: Frösche können weiterquaken
> Südeuropäische Wasserfrösche werden millionenfach aus Teichen und Seen
> der Türkei und Albaniens gefischt. Nun wird der Handel eingeschränkt.
(IMG) Bild: Wasserfrösche etwa aus Albanien oder der Türkei müssen künftig besser geschützt werden
Südeuropäische Wasserfrösche dürfen nicht mehr einfach so gefangen und zu
Froschschenkeln verarbeitet werden. Auf der [1][Artenschutzkonferenz in
Samarkand] haben die Mitgliedsländer des Abkommens CITES beschlossen, die
Tiere auf dem Anhang II zu listen. Das heißt, dass Länder wie die Türkei,
Albanien oder Aserbaidschan künftig nachweisen müssen, dass der Bestand an
Wasserfröschen bei ihnen nicht gefährdet ist, bevor sie Exportgenehmigungen
an Händler ausstellen.
Diese südosteuropäischen Länder [2][liefern nach Europa, neben asiatischen
Ländern wie Indonesien, Vietnam oder Thailand]. Die Europäische Union hat
laut Handelsdaten der Statistikbehörde Eurostat zwischen 2011 und 2020 rund
43.000 Tonnen Froschbeine eingeführt. Das entspricht in etwa 2 Milliarden
Fröschen und macht die EU zum weltweit größten Froschbein-Importeur. „Die
Entscheidung von Samarkand ist ein großer Erfolg für den Arten-, aber auch
für den Umweltschutz“, sagt Sandra Altherr von der Artenschutzorganisation
Pro Wildlife, „mit der neuen Einstufung muss der Handel auf ein
nachhaltiges Maß zurückgeführt werden.“
In der EU sind Frösche schon durch die FFH-Richtline streng geschützt und
dürfen nicht aus der Natur entnommen werden. Froschschenkel, die auf
Tellern in Frankreich, in der Schweiz, in Rheinland-Pfalz und dem Saarland
landen, stammen also mit großer Wahrscheinlichkeit aus Albanien, der Türkei
oder Indonesien. Dort werden die Tiere mit Netzen oder Reusen in riesigen
Mengen aus Seen und Teichen gefischt, lebendig zerteilt und ihre Schenkel
dann nach Europa verkauft.
„Ganze Bestände sind zusammengebrochen“, sagt Altherr, „und wenn die
Frösche fehlen, vermehren sich die Insekten explosionsartig.“ Die Folge sei
ein vermehrter Pestizideinsatz, so die Umweltaktivistin. [3][Dieser
Zusammenhang ist in Indien und Bangladesch seit den 1990er Jahren gut
untersucht]: Nachdem dort massenhaft Frösche für den Export als
Froschschenkel gefangen wurden, stieg der Pestizideinsatz in Reisfeldern
deutlich.
## Wild- oder Zuchttier?
Die überwiegende Menge der in Europa verkauften Frösche sind Wildfänge.
Allerdings werden in China, Vietnam oder Thailand auch Frösche in
Aquakulturen gezüchtet und nach Europa exportiert. Problem: Rein optisch
unterscheiden sich gezüchtete Tiere nicht von Wildfängen. Die Zollbehörden
können also nicht einfach feststellen, ob es sich bei der importierten
Waren um Wild- oder Zuchttiere handelt.
Die Biologin Carolin Dittrich von der Universität Dresden forscht unter
anderem zu Amphibien. Sie hat eine Methode entwickelt, mit der sich
feststellen lässt, ob Froschschenkel von in der Natur gefangenen oder in
Farmen gezüchteten Tieren stammen.
Dazu untersucht sie die Komposition von Stickstoff-Isotopen im Fleisch der
Tiere. „Je variabler die Isotope des Stickstoffs sind, desto eher stammt
das Tier aus der Wildnis, weil es viele unterschiedliche Insekten gefressen
hat“, sagt Dittrich. Zuchtfrösche in Farmen hingegen würden eher eintönig
mit Pellets ernährt und zeigten deswegen auch eine geringere Variabilität
der Stickstoff-Isotope.
Allerdings gilt für Frösche aus Farmen, wie etwa für Lachse aus Lachsfarmen
in Norwegen: Weil eine große Anzahl von Tieren auf kleinem Raum gehalten
wird, breiten sich leicht Krankheiten aus. Der Einsatz von Medikamenten ist
also vergleichsweise hoch. „Am besten wäre es, auf Froschschenkel zu
verzichten“, schlussfolgert Dittrich.
Verzichten müssen Händler und Konsumenten auch künftig auf legal
gehandeltes Horn von Nashörnern. Am vergangenen Wochenende hatten die
CITES-Mitgliedsstaaten beschlossen, Nashörner, Giraffen und Okapis
weiterhin streng zu schützen. Der Antrag Namibias, das Horn von Nashörnern
wieder kontrolliert handeln zu dürfen, wurde abgelehnt. „Das hätte Wilderei
und illegalem Handel Tür und Tor geöffnet – wir sind sehr froh, dass dies
mit großer Mehrheit abgelehnt wurde“, sagt Daniela Freyer von Pro Wildlife.
Auch die Naturschutzorganisation WWF hatte sich gegen einen kontrollierten
Handel ausgesprochen – weil in den Hauptkonsumentenländern keine
ausreichenden Kontrollmechanismen bestünden, um die eingeführte Ware auf
ihren legalen Ursprung zu überprüfen.
Alle Entscheidungen, die bislang in den Fachkomitees gefällt wurden, können
auf der Sitzung des Plenums während der letzten Tage der Konferenz noch
geändert werden. Die Mehrheit für den Schutzantrag der Frösche allerdings
war so groß, dass er nicht mehr infrage gestellt werden dürfte. „Das ist
ein Riesenerfolg, den wir sehr feiern“, sagt Altherr, „und doch ist es nur
der erste Schritt, denn auf der nächsten CITES-Konferenz in drei Jahren
wollen wir dies auch für die Frösche aus Südostasien erreichen.“
2 Dec 2025
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