# taz.de -- 130 Jahre Kino in der Berliner AdK: An etwas Bleibendes dachten sie nicht
       
       > Die Berliner Akademie der Künste würdigte die Filmpioniere Max und Emil
       > Skladanowsky. Dabei war Regisseur Wim Wenders, der ihnen eine Hommage
       > gewidmet hat.
       
 (IMG) Bild: Emil (links) und Max Skladanowsky mit ihrer Erfindung, dem „Bioscop“
       
       Womit begann das Kino? Mit dem Kinematografen der Brüder Lumière, den sie
       am 28. Dezember 1895 in Paris öffentlich präsentierten? Oder mit dem
       „Bioscop“? Dieser Apparat ist weit weniger bekannt, kam aber kurz vor der
       Erfindung der Lumières zum Einsatz.
       
       Am 1. November 1895 führten die Brüder Max und Emil Skladanowsky im
       Berliner Varieté Wintergarten zum ersten Mal ihre Filme vor. Kurze
       Bilderschleifen zeigten tanzende Kinder, eine Akrobatenfamilie oder ein
       boxendes Känguru. Die Skladanowskys schrieben damit Filmgeschichte. Im
       Unterschied zu ihren französischen Kollegen sind sie jedoch allenfalls in
       Fachkreisen ein Begriff.
       
       An Würdigungen mangelt es dabei nicht. Eine darunter war am Freitag in der
       Berliner Akademie der Künste in digital restaurierter Form zu sehen, der
       Film „Die Gebrüder Skladanowsky“ aus dem Jahr 1996, den Wim Wenders mit
       Studenten der Hochschule für Fernsehen und Film München geschrieben und
       gedreht hat. Die Rolle von Max Skladanowsky übernimmt [1][der vor kurzem
       gestorbene Udo Kier].
       
       ## Schlagfertige, stets wache Antworten
       
       Wunderbar verspielt arbeitete das Filmteam mit einer Handkurbelkamera aus
       den 1920er Jahren, um an die Stummfilmästhetik anzuschließen. Aus dem Off
       spricht eine Kinderstimme, die sich als Max Skladanowskys Tochter Gertrud
       vorstellt und die Geschichte ihrer Familie erzählt.
       
       Ziemlich unvermittelt bricht in diesen Spielfilm dann ein Dokumentarfilm
       mit der echten jüngsten Tochter von Max Skladanowsky, der damals
       91-jährigen Lucie Hürtgen-Skladanowsky. Ihre schlagfertigen, stets wachen
       Antworten auf die Fragen des Filmteams gehören zu den stärksten Momenten
       dieser sehr liebevollen Hommage.
       
       Vor Wenders’ kollektivem Projekt gab es in der Akademie die vor Kurzem
       restaurierten Originalfilme der Skladanowskys zu sehen. Leicht ruckelig
       laufen die Bilder, die Max Skladanowsky „lebendig“ machte, indem er in
       seinem Bioscop zwei Filme laufen ließ, die im Wechsel, „intermittierend“,
       fortbewegt wurden. Ein umständliches Verfahren, bei dem er maximal 24
       Bilder verwenden konnte.
       
       ## Das Filmerbe bewahren
       
       In der Frage, womit das Kino begonnen hat, räumte Wenders in seiner Rede
       denn auch ein, dass der Apparat der Lumières technisch klar überlegen war
       und sich daher durchgesetzt hat. Keines der beiden Brüderpaare habe
       übrigens geglaubt, dass sie mit ihren Innovationen etwas Bleibendes
       schaffen würden.
       
       Die kurzen Filmloops der Skladanowskys sind jedenfalls immer noch
       faszinierend. Sie gehören zum [2][Filmerbe, von dem gerade einmal sieben
       Prozent digitalisiert sind], so der Vizepräsident der Akademie Anh-Linh Ngo
       in seiner Begrüßung. Dieses zu bewahren sei, ergänzte er, ebenso Auftrag
       der Kulturpolitik, wie künstlerisches Risiko und neue erzählerische Formen
       zu ermöglichen – und nicht, „Deals mit der Filmindustrie abzuschließen“.
       Der Name des amtierenden Kulturstaatsministers fiel nicht, er dürfte aber
       angesprochen gewesen sein.
       
       Im Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde läuft übrigens seit Kurzem eine
       [3][Ausstellung zu Max Skladanowsky].
       
       21 Dec 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Nachruf-auf-Udo-Kier/!6132099
 (DIR) [2] /Verleiher-ueber-Probleme-des-Filmmarkts/!5585176
 (DIR) [3] https://www.bundesarchiv.de/themen-entdecken/vor-ort-entdecken/ausstellungen/ausstellung-skladanowsky/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Tim Caspar Boehme
       
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