# taz.de -- Russisches Uran auf dem Weg nach Lingen: Nachschub für die Brennelementefabrik im Emsland
       
       > Ein russischer Atomfrachter ist in Rotterdam angekommen. AKW-Gegner
       > warnen vor dem Einstieg von Putins Atomkonzern Rosatom in die Lingener
       > Fabrik.
       
 (IMG) Bild: Ein Produktionsfacharbeiter in Lingen überprüft mit Uran angereicherte Brennstäbe
       
       Eine neuerliche Lieferung mit angereichertem Uran ist nach Angaben von
       Atomkraftgegnern auf dem Weg ins niedersächsische Lingen. Der russische
       Atomfrachter „Mikhail Dudin“ liege seit Sonntagabend im Rotterdamer Hafen
       vor Anker, berichteten mehrere Bürgerinitiativen. Der Onlinedienst
       „VesselFinder“, mit dem die weltweiten Bewegungen von Seeschiffen in
       Echtzeit verfolgt werden können, bestätigt die Angaben.
       
       In Rotterdam sollten Lastwagen womöglich noch am Montag das Uran übernehmen
       und nach Lingen bringen. In der [1][dortigen Brennelementfabrik wird es zu
       Brennstäben für Atomkraftwerk]e verarbeitet. Die Fabrik gehört dem
       französischen Atomkonzern Framatome, sie ist – wie die
       Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau – vom deutschen
       Atomausstieg ausgenommen und beliefert AKWs in mehreren europäischen
       Ländern.
       
       Die Anti-Atom-Initiativen nehmen den aktuellen Uranimport zum Anlass für
       Warnungen an die Bundesregierung. Kanzler Friedrich März müsse „für ein
       Ende der verantwortungslosen Atomgeschäfte mit dem Kreml sorgen“. Zudem
       müsse Merz verhindern, dass das Bundesumweltministerium das Land
       Niedersachsen anweise, die geplante Kooperation von Framatome in Lingen mit
       dem „Kreml-Konzern“ Rosatom abzusegnen. Es verdichteten sich Hinweise,
       „dass genau dies noch vor Weihnachten geschehen könnte“. Vom
       Bundeskanzleramt und dem Umweltministerium in Berlin gibt es für solche
       Hinweise allerdings keine Bestätigung.
       
       Klar ist: Framatome will mithilfe von Rosatom in Lingen auch Brennstäbe für
       Atomkraftwerke sowjetischer beziehungsweise russischer Bauart produzieren
       und [2][dabei in einem Joint Venture mit Rosatom kooperieren].
       Entsprechende Anträge liegen dem niedersächsischen Umweltministerium zur
       Genehmigung vor. Ressortchef Christian Meyer (Grüne) gilt zwar als Kritiker
       des Vorhabens, in der Atompolitik ist der Bund allerdings weisungsbefugt
       und hat das letzte Wort. Spezialisten von Rosatom waren bereits im Frühjahr
       2024 für mehrere Wochen in Lingen, um – vor der Öffentlichkeit in einer
       aufgegebenen Fabrik versteckt – ihre deutschen Kollegen zu schulen.
       
       ## Rosatom ist am Krieg gegen die Ukraine beteiligt
       
       Aus Sicht von Alexander Vent von der Initiative AgiEL –
       Atomkraftgegner:innen im Emsland zeigt die Ankunft der „Mikhail
       Dudin“, „wie dringend das Problem der Atomgeschäfte zwischen Deutschland
       und dem Kreml ist“. Framatome setze in Lingen massiv auf russisches Uran
       und für die Belieferung Osteuropas auf russisches Know-how und russisches
       Fachpersonal. Statt vom Kreml unabhängig zu werden, verstricke sich
       Framatome in Lingen immer weiter in die geopolitischen Atomprojekte
       Russlands.
       
       „Eine Empfehlung der Bundesregierung zum Ausbau der Brennelementefabrik
       Lingen wäre sicherheitspolitischer Wahnsinn“, sagt Bettina Ackermann von
       der Anti-Atom-Organisation.ausgestrahlt. Rosatom sei [3][direkt am Krieg
       gegen die Ukraine beteiligt:] „Wie kann man so einem Unternehmen Zugang zur
       atomaren Infrastruktur in Deutschland gewähren?“ Die Bundesregierung müsse
       das klare Signal senden, dass eine Kooperation mit Rosatom nicht in Frage
       komme.
       
       15 Dec 2025
       
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