# taz.de -- Forschung zu Typ-1-Diabetes: Warum ein Immunsystem nicht immer reicht
       
       > Wenn das eigene Immunsystem gesunde Zellen angreift, hat das
       > weitreichende Folgen. Nun konnte Forschende in Mäusen das Immunsystem neu
       > starten.
       
 (IMG) Bild: Typ-1-Diabetes-Patienten müssen regelmäßig ihren Blutzuckerspiegel messen
       
       [1][Typ-1-Diabetes] ist eine Autoimmunerkrankung, chronisch und unheilbar.
       Mehr als 9,5 Millionen Menschen weltweit sind davon betroffen. Lange gab es
       nur einen Therapieansatz: Insulin spritzen. Dank immer besserer
       Technologien lässt sich die Insulinabgabe aber immer genauer einstellen und
       dadurch die Krankheit für die meisten gut in Schach halten. Doch eine
       Heilung gibt es bisher nicht.
       
       Ansätze, die Betazellen in der Bauchspeicheldrüse zu ersetzen, die vom
       eigenen Immunsystem zerstört werden, sind kompliziert. Zwar können in
       schweren Fällen das Organ oder auch die Insulinzellkomplexe, die
       sogenannten Inseln, transplantiert werden. Doch damit sie nicht abgestoßen
       oder erneut vom selbstzerstörerischen Immunsystem getötet werden, müssen
       die Patient*innen lebenslang Immunsuppressiva nehmen. Diese Medikamente
       unterdrücken Teile des Immunsystems und erhöhen dadurch das Risiko für
       Krebs und Infektionen.
       
       ## Die Studie
       
       Hier setzt [2][eine neue Studie] im Fachmagazin Journal of Clinical
       Investigation an. Forschende der Universität Stanford konnten Mäuse vom
       Typ-1-Diabetes heilen. Mit dem Ziel, dem Körper die Fähigkeit
       zurückzugeben, wieder selbst Insulin zu produzieren, haben sie das
       fehlgeleitete Immunsystem neu ausgerichtet und die zerstörten Zellen
       ersetzt. Für Ersteres wurde das Immunsystem einer diabeteskranken Maus um
       das einer gesunden Maus ergänzt. Die Forschenden transplantierten die
       Blutstammzellen einer Spendermaus in das Knochenmark der kranken. Aus den
       Stammzellen entwickeln sich Blut- und Immunzellen.
       
       Um solche Stammzellen in das Knochenmark einzubringen, müsste der Körper
       normalerweise hart bestrahlt werden, um das alte Immunsystem gänzlich zu
       entfernen. Die alten und neuen Immunzellen zerstören sich sonst
       gegenseitig. Doch dafür haben die Forschenden eine Lösung gefunden: Mit
       schwacher Bestrahlung haben sie eine Nische im Knochenmark geschaffen und
       mithilfe von Antikörpern die Immunantwort auf die neuen Zellen
       runterreguliert.
       
       Das neue Immunsystem betrachtet beide Körperzellen, die des Spenders und
       die des Empfängers, als zugehörig. Daraufhin wurde den Mäusen die
       Bauchspeicheldrüse derselben Spendermaus transplantiert und die
       Insulinproduktion wieder aufgenommen – ohne Autoimmunreaktion.
       
       ## Was bringt’s?
       
       Das gemischte Immunsystem ist eine neue Methode im [3][Kampf gegen
       Autoimmunerkrankungen]. Die Studienautor*innen hoffen, dass die
       Methode zum Beispiel auch bei rheumatischer Arthritis helfen kann. Bisher
       gibt es die Ergebnisse nur im Tiermodell. Inwieweit der Ansatz auf den
       Menschen übertragbar ist, ist noch unklar.
       
       Zumal das Verfahren nur bei weiblichen Mäusen funktioniert habe, sagt
       Baptist Gallwitz, Sprecher der Deutschen Diabetes Gesellschaft. Für den
       langen Weg zu klinischen Studien im Menschen brauche es noch viele
       Schritte. Doch Gallwitz ergänzt: „Es ist ein Lichtblick am Ende eines
       langen Tunnels gen Heilung“.
       
       26 Dec 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Leben-mit-Diabetes-Typ-1/!5815482
 (DIR) [2] https://www.jci.org/articles/view/190034
 (DIR) [3] /Fragen-und-Antworten-zum-Immunsystem/!5805119
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Adefunmi Olanigan
       
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