# taz.de -- Je Schulklasse ein bis zwei Kinder: Fast eine halbe Million Babys dank Reproduktionsmedizin
> Seit 1997 wurden in Deutschland 2,6 Millionen Kinderwunschbehandlungen
> durchgeführt. Die Ursache der Kinderlosigkeit liegt meistens beim Mann.
(IMG) Bild: Arbeit im Zelllabor nach der Eizellenentnahme: Behandlungen wie In-vitro-Fertilisation nehmen zu
afp | In Deutschland sind seit dem Jahr 1997 fast 434.000 Babys nach einer
[1][Kinderwunschbehandlung] geboren worden. Das entspricht der
Einwohnerzahl von zwei Städten wie Saarbrücken und Chemnitz zusammen, wie
das Deutsche IVF-Register am Samstag in Düsseldorf unter Berufung auf
aktuelle Daten mitteilte. Heute sitzen damit rein rechnerisch in jeder
Schulklasse ein bis zwei Kinder, die mithilfe der [2][Kinderwunschmedizin]
gezeugt wurden.
Als „[3][Meilenstein]“ bezeichnete es das IVF-Register in seinem aktuellen
Jahrbuch, dass die Mehrlingsgeburtenrate nach künstlicher Befruchtung
erstmals unter zehn Prozent liegt. Dies bedeute ein geringeres Risiko für
Mütter und Kinder. Während Frauen nach erfolgreicher Behandlung früher
häufig zwei oder mehr Embryonen eingesetzt wurden, wird heute meist nur
noch ein einzelner Embryo in die Gebärmutter eingesetzt, um eine
Schwangerschaft zu erzielen.
Im Jahr 2017 waren 22 Prozent aller durch In-vitro-Fertilisation (IVF)
erzielten Geburten Mehrlingsgeburten, 2023 sank dieser Anteil auf 9,3
Prozent. Mehrlingsschwangerschaften bergen das Risiko von Fehl- und
Frühgeburten oder Entwicklungsstörungen beim Kind.
Behandlungen wie In-vitro-Fertilisation und Intrazytoplasmatische
Spermieninjektion (ICSI) mit Spendersamen nehmen demnach zu. Nach 1129
Behandlungen im Jahr 2018 hat sich deren Zahl 2023 auf 3177 Fälle fast
verdreifacht.
## Die Ursache der Kinderlosigkeit liegt meistens beim Mann
In mehr als der Hälfte der Fälle liegt die Ursache der Kinderlosigkeit den
Angaben zufolge beim Mann, häufig bedingt durch eingeschränkte
Spermaqualität. Auch die Behandlungen von Solomüttern, die ihr Kind bewusst
ohne Mann aufziehen wollen, sowie von lesbischen Paaren ist demnach in den
vergangenen Jahren stark gestiegen.
Bei der In-Vitro-Fertilisation werden einer Frau nach einer
Hormonbehandlung reife Eizellen entnommen und in einer Laborschale mit
Spermien des Mannes befruchtet. Nach wenigen Tagen werden der Frau die
befruchteten Eizellen oder eine Eizelle wieder eingepflanzt. ICSI ist eine
zusätzliche Methode der künstlichen Befruchtung, wenn die Samenzellen weder
im Eileiter noch im Laborglas eine Eizelle befruchten können. Dabei wird
eine Samenzelle mithilfe einer extrem feinen Nadel direkt in eine zuvor
entnommene Eizelle injiziert.
Seit 1997 werden die Behandlungsdaten zur Kinderwunschmedizin in
Deutschland elektronisch dokumentiert. Seit diesem Zeitpunkt wurden mehr
als 2,6 Millionen Behandlungen erfasst. Insgesamt 433.858 Kinder kamen nach
künstlicher Befruchtung zur Welt.
30 Nov 2025
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