# taz.de -- Berliner Abgeordnetenhaus: Eine Erinnerung auch für Parlamentsmitglieder
> Die Adresse des Landesparlaments soll künftig „Margot-Friedländer-Platz
> 1“ sein. Ab Mai soll der Vorplatz den Namen der Holocaust-Überlebenden
> tragen.
(IMG) Bild: Der Vorplatz des Berliner Abgeordnetenhauses soll zukünftig nach der im Mai verstorbenen Margot Friedländer heißen
Richtig beeindruckend sieht auch der Ersatzweihnachtsbaumbaum vor dem
Abgeordnetenhaus nicht aus. Ein bischen zur Seite neigend und nicht gerade
füllig, auch wenn sich am Mittwochvormittag Baum-Dekorateure nach Kräften
mühten, dass mit Kugeln und Sternen zu kaschieren. Immerhin besser als beim
ersten Anlauf vorige Woche: Da brach beim Aufstellen die obere Hälfte ab.
Es gibt nun einen weiteren Grund, warum das an dieser ohnehin so
exponierten Stelle vor einem Parlament nicht wieder passieren sollte. Weil
nämlich dieser Ort nach einer Frau heißen soll, die wahrscheinlich selbst
über das Baum-Missgeschick gelacht hätte, die aber trotzdem einen
vorzeigbaren und ganzen Baum mehr als verdient hat.
Die Einladung kam geheimnisumwittert am Dienstag aus der Pressestelle des
Parlaments. Dessen Präsidentin Cornelia Seibeld, Regierungschef Kai Weger
(beide CDU) und Mittes Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger (Grüne)
luden zur Pressekonferenz für Mittwochmorgen. Der Name selbst stand nicht
dabei, sickerte aber durch: Nach Margot Friedländer, [1][der im Mai mit 103
Jahren gestorbenen Holocaust-Überlebenden] und Zeitzeugin soll der Vorplatz
heißen. Sie war mit 88 Jahren nach Berlin zurückgekehrt und warb
[2][unermüdlich für ihre Botschaft „Seid Menschen!"].
Der Platz war bislang namenlos, das Parlament selbst hat die Postanschrift
Niederkirchner Straße 5. Spätestens zum 9. Mai, wenn sich ihr Tod zum
ersten Mal jährt, soll das Verfahren abgeschlossen sein, das die
Umbenennung ermöglicht. Nötig dazu ist ein Senatsbeschluss für eine
Sonderregelung. Denn nach dem Straßengesetz müssen Namensgeber mindestens 5
Jahre tot sein.
Schnell nach Friedländers Tod hatte es Vorschläge für einen solchen Platz
gegeben: am Ku'damm oder an der Skalitzer Straße, wo Friedländer bis 1943
lebte. Dann aber, so berichtet es Wegner, habe Parlamentschefin Seibeld den
Vorplatz vorgeschlagen. Das habe sofort überzeugt. „Wo, wenn nicht vor dem
Abgeordnetenhaus, wo das Herz unserer Demokratie schlägt?", meint Wegner.
Dieser Platz „hätte Margot Friedländer am besten gefallen, davon bin ich
felsenfest überzeugt.“ [3][Das 16-köpfige Präsidium des Parlaments] hat die
Namensgebung einstimmig unterstützt
Was Wegner noch sagt und was Friedländer sicherlich auch gefallen hätte:
„Jeder Abgeordnete wird künftig auf seiner Visitenkarter als Adresse
Margot-Friedländer-Platz 1 haben.“ Was er nicht sagt: Auch jene, denen der
Kampf gegen Antisemitismus, gelinde gesagt, nicht jene Herzenssache ist,
die er für Margot Friedländer war.
26 Nov 2025
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## AUTOREN
(DIR) Stefan Alberti
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