# taz.de -- Klingbeils Chinareise: Auf unmöglicher Mission
       
       > Der Bundesfinanzminister hat aus den Reisen der anderen gelernt. Trotzdem
       > ist sein Auftreten fast egal, weil Peking eh unbeeindruckt bleibt.
       
 (IMG) Bild: Diplomatisch: Lars Klingbeil (SPD), Bundesminister der Finanzen, spricht bei einer Veranstaltung an der Universität Peking
       
       Jeder deutsche Politiker, der dieser Tage nach China reist, steht vor einer
       „Mission Impossible“: Spricht er die Streitthemen offensiv an, stößt dies
       nicht nur auf der chinesischen Seite auf Ablehnung, sondern wird auch in
       der einheimischen Presse als arrogant und belehrend befunden. Wer
       andererseits auf Kuschelkurs mit der Autokratie geht, muss sich den Vorwurf
       gefallen lassen, seinen moralischen Kompass verloren zu haben.
       
       Bundesfinanzminister Lars Klingbeil hat [1][bei seinen Auftritten einen
       Mittelweg] gewählt, und das dürfte die richtige Wahl gewesen sein:
       Dialogkanäle offenhalten, respektvoll bleiben, aber gleichzeitig kritische
       Themen nicht aussparen. Und vor allem: konsistent auftreten, abgestimmt mit
       dem Kanzler und der EU-Führung. Das [2][ist dem SPD-Politiker gelungen],
       dementsprechend lässt sich tatsächlich sagen: Gut gemacht.
       
       Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Position der Bundesregierung in
       Peking keinen Unterschied mehr macht. Parteichef Xi Jinping fühlt sich in
       einer Position der Stärke; als Führer einer Weltmacht, welche die globalen
       Spielregeln vorgibt. Nur US-Präsident Donald Trump sieht der 72-Jährige als
       ebenbürtig an, wenn überhaupt. Die europäischen Staaten, und letztlich auch
       Deutschland, zählen in Xis Weltbild zur Riege der „Mittelmächte“, die sich
       schlussendlich fügen werden – freiwillig oder zwangsweise.
       
       So wurde [3][Klingbeils Reise] in der chinesischen Staatspresse von
       vorneherein als Zeichen der Schwäche kommentiert: Die deutsche Regierung in
       Person von Außenminister Wadephul habe versucht, mit der Volksrepublik auf
       Konfrontationskurs zu gehen, doch müsse nun reumütig auf den Boden der
       Tatsachen zurückkehren. Ganz von der Hand zu weisen ist diese Lesart nicht.
       
       Fakt ist: Chinas Parteiführung wird auf absehbare Zeit in allen zentralen
       Konflikten keine substanziellen Zugeständnisse machen: weder, wenn es um
       fairen Wettbewerb geht, noch um die politische und wirtschaftliche
       Unterstützung für Putins Kriegsindustrie. Da kann ein deutscher Minister
       noch so viel schmeicheln oder schimpfen: Pekings Kurs beeinflussen wird er
       nicht.
       
       19 Nov 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Klingbeil-in-China/!6130407
 (DIR) [2] /Finanzminister-in-China/!6131006
 (DIR) [3] /Finanzminister-in-China/!6129789
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Fabian Kretschmer
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Lars Klingbeil
 (DIR) China
 (DIR) Johann Wadephul 
 (DIR) EU-China-Gipfel
 (DIR) Social-Auswahl
 (DIR) Reden wir darüber
 (DIR) China
 (DIR) China
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
 (DIR) China
 (DIR) China
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Parteiendialog mit Chinas KP: „Wir laden China ein, faire Regeln für alle zu gestalten“
       
       Der SPD-Politiker Armand Zorn möchte mit Peking im Dialog bleiben, auch für
       eine Lösung des Ukraine-Kriegs. Er sieht allein den Austausch als Erfolg.
       
 (DIR) Asientour des Vizekanzlers: Klingbeils Weihnachtsgeschenk
       
       In Singapur trifft der Finanzminister mehrere hochrangige Partei- und
       Regierungsmitglieder. Man teilt Interessen – und den Blick auf China.
       
 (DIR) Neue Rollen auf dem UN-Klimagipfel: Große Erwartungen an China
       
       Mit dem Ausstieg der USA forderten viele von China, endlich zum Vorreiter
       auf dem UN-Klimagipfel zu werden. Peking sagt: Sind wir doch längst.
       
 (DIR) Finanzminister in China: Der Rollenspieler
       
       Finanzminister Lars Klingbeil spricht in China über schwierige Themen und
       sogar mit der Zivilgesellschaft. Doch eine große Frage bleibt
       unbeantwortet.
       
 (DIR) Klingbeil in China: Miteinander reden statt übereinander
       
       Vor Kanzler Merz und Außenminister Wadephul besucht Finanzminister
       Klingbeil China. Er spricht auch schwierige Themen an.