# taz.de -- Asientour des Vizekanzlers: Klingbeils Weihnachtsgeschenk
       
       > In Singapur trifft der Finanzminister mehrere hochrangige Partei- und
       > Regierungsmitglieder. Man teilt Interessen – und den Blick auf China.
       
 (IMG) Bild: Bundesfinanzminister Klingbeil am 20. November in Singapur
       
       Dem nahenden Weihnachtsfest kann sich in Äquatornähe niemand entziehen,
       auch der deutsche Finanzminister nicht. Die Lobby des Hotels Shangri La in
       Singapur ist festlich dekoriert, Lichterketten und Christbäume glitzern
       hinter Lars Klingbeil (SPD), der hier am Donnerstag zum Abschluss seiner
       Asienreise ein Fazit zieht: „Ich glaube, ich konnte einen Teil dazu
       beitragen, dass die deutsch-chinesischen Beziehungen gut sind“, sagt er auf
       einem Teppich sanfter Weihnachtsmusik.
       
       Ihm sei von vielen Seiten gespiegelt worden, wie wichtig es gewesen sei,
       dass sechs Monate nach der Regierungsbildung in Berlin ein Minister nach
       China gekommen sei. Der Austausch werde nun mit dem Besuch des
       Außenministers und des Kanzlers fortgesetzt.
       
       Als Außenminister Johann Wadephul (CDU) Ende Oktober China wegen dessen
       aggressiver Taiwan-Politik kritisierte, gab es auf einmal kaum noch
       hochrangige Regierungsmitglieder, die ihn in China treffen wollten.
       [1][Wadephul sagte seine geplante Reise kurzfristig] ab.
       
       Klingbeil konnte, auch dank langjähriger SPD-Kontakte zur Kommunistischen
       Partei, mehrere hochrangige Partei- und Regierungsmitglieder treffen. Als
       einen der wichtigsten Erfolge seiner Gespräche nennt Klingbeil die Zusage
       Chinas, dass kritische Rohstoffe und seltene Erden künftig verlässlich
       geliefert werden. „Das ist öffentlich zugesagt worden, und da werden wir
       die chinesische Seite auch dran erinnern.“
       
       ## Raus aus Abhängigkeiten
       
       China spielt seine Marktmacht in diesem Bereich zuletzt auch politisch aus.
       [2][Als die niederländische Regierung den Chiphersteller Nexperia,] eine
       Tochter des chinesischen Wingtech-Konzerns, Ende September unter staatliche
       Aufsicht stellte, erlegte Peking dem chinesischen Teil des Unternehmens ein
       Exportverbot auf. Die daraus resultierenden Lieferengpässe drohten auch die
       deutsche Autoindustrie lahmzulegen.
       
       Dass Klingbeil am Mittwochabend von Shanghai kommend gleich nach
       [3][Singapur] weiterflog, war unter diesem Gesichtspunkt folgerichtig.
       [4][Das multikulturelle Land], dessen Bevölkerung zu drei Viertel aus
       ethnischen Chinesen besteht, stehe nämlich vor ähnlichen Herausforderungen,
       sagte der Finanzminister. „Man will Lieferketten diversifizieren, man will
       raus aus Abhängigkeiten. Und man sucht dabei den engen Kontakt mit
       Deutschland.“
       
       Mit dem Stadtstaat und Finanzplatz zwischen Indischem Ozean und
       Südchinesischen Meer verbindet Deutschland seit 2024 eine strategische
       Partnerschaft. An Gesprächspartnern mangelte es Klingbeil wahrlich nicht,
       der deutsche Vizekanzler traf am Dienstag neben dem Handelsminister und
       Premier auch den Staatspräsidenten.
       
       Neben Singapurs Sicht auf China interessierte sich Klingbeil auch für den
       Staatsfonds, der bis zu eine Billion in Unternehmen und Sektoren, die
       wichtig für die Transformation sind, investiert. „Ein sehr spannendes
       Konstrukt“, so Klingbeil. Mit dem Deutschlandfonds gehe man ja in eine
       ähnliche Richtung.
       
       ## G20 ohne USA
       
       Von Singapur aus fliegt Klingbeil weiter nach Südafrika zum Gipfel der G20
       Industrie- und Schwellenländer. Er kommt vor Kanzler Friedrich Merz in
       Johannesburg an, den er vertritt. Nicht anwesend sind in diesem Jahr die
       USA, was Klingbeil bedauert: „Als Gastgeberland für das nächste Jahr wäre
       es gut gewesen, wenn sie dabei gewesen wären.“
       
       Aber es werden ja viele andere Länder vertreten sein, „mit denen wir
       Gespräche führen sollten, gerade wenn es darum geht, dass neue
       Partnerschaften aufgebaut werden müssen.“
       
       20 Nov 2025
       
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