# taz.de -- Greenpeace-Recherche zu Fast Fashion: Jacken, die tausendfach giftiger sind als erlaubt
> Schon wieder fällt der Billigmodenshop Shein durch schadstoffbelastete
> Kleidung auf. Ein Anti-Fast-Fashion-Gesetz wie in Frankreich könnte
> helfen.
(IMG) Bild: Fast-Fashion-Firmen kopieren Modetrends und bringen sie innerhalb von kürzester Zeit zu niedrigen Preisen auf den Markt
Fast ein Drittel der Kleidung auf der Ultra-Fast-Fashion-Plattform Shein
enthält übermäßig viele schädliche Chemikalien. Das ist das Ergebnis einer
am Donnerstag veröffentlichten [1][Greenpeace-Recherche]. Die NGO kaufte
dafür 56 Kleidungsstücke in 8 Ländern. Davon überschritten 18 die
Grenzwerte der europäischen Chemikalienverordnung (REACH) teils extrem.
[2][Fast-Fashion-Firmen] kopieren Modetrends und bringen sie innerhalb von
kürzester Zeit zu niedrigen Preisen auf den Markt. Bei Shein gibt es
täglich tausende neue Designs. „Shein treibt das Fast-Fashion-System aus
Überangebot, Profitgier und Vermüllung der Welt auf die Spitze“, sagte
Moritz Jäger-Roschko, Greenpeace-Experte für Kreislaufwirtschaft.
Insgesamt wies Greenpeace 11 grenzwertüberschreitende Chemikalien aus 5
Chemikaliengruppen nach, darunter weichmachende Phthalate, wasserabweisende
per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) und Schwermetalle wie Blei,
Cadmium und Nickel. Die unterschiedlichen Chemikalien gefährden potentiell
das Wachstum von Kindern, die Fruchtbarkeit, das Hormonsystem und werden
mit Krebs in Verbindung gebracht.
Gemäß Greenpeace schadet das den Arbeiter*innen in den
Produktionsländern und auch den Verbraucher*innen, weil sich die
Chemikalien durch Schweiß aus der Kleidung lösen. Die Schadstoffe gelangen
auch in die Umwelt. Besonders [3][PFAS, sogenannte Ewigkeitschemikalien,
verbreiten sich schnell in Ökosystemen] und lagern sich schwer abbaubar in
der Natur und im menschlichen Körper an.
## Selbstverpflichtung wirkt nicht
Eine graugrüne Regenjacke überschritt die Grenzwerte für bestimmte PFAS um
das 3.269-Fache. Insgesamt enthielten 7 Outdoorjacken zu viele
Ewigkeitschemikalien, darunter eine Kinderjacke. 14 Produkte sprengten
Phthalat-Grenzwerte, 6 um das Hundertfache oder mehr.
Shein kündigte der taz gegenüber an, die betroffenen Produkte vorsorglich
weltweit aus dem Verkehr zu ziehen und die Angelegenheit weiter zu
untersuchen. Das Unternehmen betonte, mit internationalen Agenturen für die
Produkttestung zusammenzuarbeiten.
Bereits 2022 hatte Greenpeace in 7 von 47 getesteten Shein-Produkten
gefährliche Chemikalien oberhalb der Grenzwerte nachgewiesen, [4][andere
Untersuchungen kamen zu ähnlichen Ergebnissen]. Das Unternehmen [5][zog die
jeweiligen Produkte zurück] und veröffentlichte 2024 eine Liste (MRSL) für
Zulieferer, die schädliche Chemikalien entlang der Herstellung beschränken
soll.
Sheins Selbstverpflichtung versage aufgrund des Geschäftsmodells, das auf
„Masse, Geschwindigkeit und günstige Preise“ setze, so Jäger-Roschko von
Greenpeace. Außerdem nutze das Unternehmen eine Lücke der
EU-Chemikalienverordnung aus. Da der Onlineshop direkt aus Asien an
EU-Konsument*innen liefert, unterliege Shein der Vorschrift nur
eingeschränkt und müsse keine rechtlichen Konsequenzen bei Verstößen
fürchten.
## Greenpeace will Anti-Fast-Fashion-Gesetz
Laut Greenpeace tauchen nach früheren Tests entfernte Produkte zudem in
nahezu identischer Form wieder auf – inklusive der Schadstoffe. Das gilt
zum Beispiel für ein blau-lila Meerjungfrauenkleid für Mädchen.
Frankreich bringt aufgrund solcher [6][wiederholter Billigmodenskandale]
ein [7][Anti-Fast-Fashion-Gesetz] auf den Weg, das aktuell aber nur
Ultra-Fast-Fashion-Plattformen betrifft. Das Gesetz sieht eine Abgabe für
besonders kurzlebige und umweltschädliche Kleidungsstücke vor, die bis 2030
bis zu 10 Euro betragen könnte. Da Shein den Konsum durch
Influencer*innenmarketing ankurbelt, soll es außerdem ein
Fast-Fashion Werbeverbot geben.
Greenpeace fordert Deutschland auf, [8][ein ähnliches
Anti-Fast-Fashion-Gesetz einzuführen]. Dieses soll jedoch [9][für alle
Fast-Fashion-Firmen gelten] und zudem zirkuläre Geschäftsmodelle wie Second
Hand, Tauschbörsen und Reparaturangebote fördern. Die NGO plädiert außerdem
dafür, das Schlupfloch des EU-Chemikalienrechts zu schließen und bei
wiederholten Verstößen Sperrungen zu ermöglichen.
20 Nov 2025
## LINKS
(DIR) [1] https://www.greenpeace.de/engagieren/nachhaltiger-leben/shein
(DIR) [2] /Hoher-Textilkonsum/!6074896
(DIR) [3] /Schaedliche-PFAS-in-Meerestieren/!6116551
(DIR) [4] /Oekotest-warnt-vor-Kleidung-von-Shein/!6026134
(DIR) [5] /Shein-Produkte-stark-belastet/!6023906
(DIR) [6] /Frankreich-droht-Shein-wegen-kinderaehnlicher-Sexpuppen/!6126618
(DIR) [7] /Fast-Fashion-in-Frankreich/!5996190
(DIR) [8] https://www.greenpeace.de/engagieren/nachhaltiger-leben/fast-fashion-kostet-uns-die-welt
(DIR) [9] /Europas-Textilkonsum/!6074886
## AUTOREN
(DIR) Theresa Walter
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