# taz.de -- DFB-Team fährt zur WM 2026: Wieder ganz groß
> Die DFB-Elf qualifiziert sich nach einem furiosen Spiel gegen die
> Slowakei für die WM 2026 – und macht all die dürftigen Auftritte davor
> vergessen.
(IMG) Bild: Eleganz und Wucht vereint: Der zuvor stark kritisierte Leroy Sané erzielt das 4:0
Es gibt wohl kaum eine deutsche Organisation, die so große
Stimmungsschwankungen auslösen kann [1][wie die DFB-Auswahl.] So war es
dann auch am Montag in Leipzig. „Es war ein geiler Auftritt von unserer
Mannschaft“, fasste Serge Gnabry den Abend zusammen und prognostizierte:
„Wenn wir so spielen wie heute, dann haben wir Chancen, etwas Großes zu
erreichen.“
Gewiss, während die ganze WM-Qualifikationsphase als unerwartete
Zitterpartie bezeichnet werden kann, war diese letzte sportliche
Auseinandersetzung mit der Slowakei um ein direktes Ticket zur
Weltmeisterschaft hoffnungsspendend. Beim 6:0-Kantersieg überzeugte das
Team von Julian Nagelsmann in aller Deutlichkeit – erstmals in den
vergangenen Monaten. Trotz des massiven Drucks und der turmhohen
Erwartungen, die auf dem Team lasteten.
„Wenn wir so spielen wie heute, ist es egal, ob der 46. der Weltrangliste
kommt oder der 1. Dann können wir jeden Gegner schlagen. Wir sind immer
noch Deutschland. Wir wollen etwas erreichen. Ich will zur WM fahren, um
das Ding zu gewinnen“, erklärte demonstrativ breitbrüstig Nico
Schlotterbeck. Gefühlt ist Deutschland fast schon wieder Weltmeister.
Wenige Tage ist es erst her, da präsentierte Nagelsmann sein Team noch als
fragiles Gebilde. Nach der verkrampften torlosen ersten Hälfte gegen
Luxemburg erklärte er, eine rein sachliche Halbzeitansprache gewählt zu
haben, weil es seinem Eindruck nach „die Mannschaft gerade nicht verträgt,
wenn man super draufhaut“. Schon nach der 0:2-Auftaktniederlage der
WM-Qualifikation in der Slowakei warfen etliche Expertinnen und Experten
die Frage auf, [2][ob sich diese DFB-Elf überhaupt einen Platz] für das
WM-Turnier in den USA, Kanada und Mexiko ergattern könne.
## Perfektes Gegenpressing
Nun ist die DFB-Elf wie 47 andere Nationen im Lostopf, wenn darin am 5.
Dezember im John F. Kennedy Center for the Performing Arts in Washington
gerührt wird, und wird doch wieder für eine ganz besondere Loskugel
gehalten. Zumindest kurzzeitig sind die Debatten vergessen, ob es nicht den
40-jährigen Manuel Neuer wieder im Tor braucht, um wettbewerbsfähig sein zu
können.
Beeindruckend war fraglos, wie das angezählte deutsche Team von der ersten
Minute an forsch die Slowaken kaum aus ihrer eigenen Hälfte kommen ließ und
bei Ballverlust umgehend ein nahezu perfektes Gegenpressing spielte.
Besonders beeindruckend war der vitale Auftritt des vom eigenen Trainer
exklusiv angezählten Leroy Sané, dessen zuweilen etwas lethargischere
Phasen deutsche Fans zur Weißglut bringen. Weil er zudem noch zwei Treffer
erzielte [3][und gegen Luxemburg] einer der wenigen Spieler war, die
überzeugten, ist er dem WM-Kader in Abwesenheit der verletzten Spieler
Jamal Musiala und Kai Havertz deutlich näher gerückt.
Ganz neu in diesen Kandidatenkreis spielte sich der 19-jährige Assan
Ouédraogo hinein, der bei seinem Länderspieldebüt nur 114 Sekunden nach
seiner Einwechslung den sechsten deutschen Treffer erzielte.
An Weltklassespielern mangelt es Julian Nagelsmann etwa im Vergleich zu
Spanien und Frankreich, aber im gehobenen Segment dahinter tut sich eine
Breite auf, die dem Bundestrainer noch Kopfzerbrechen bereiten dürfte.
Wohin etwa mit dem allgegenwärtigen Serge Gnabry, der sich in den
vergangenen Monaten dank einer bis dahin ungekannten Konstanz einen
Stammplatz erarbeitete? Weil Nagelsmann eh gerade auf das Selbstbewusstsein
der Profis vom FC Bayern setzte, musste Angelo Stiller trotz guter
Auftritte beim VfB Stuttgart dieses Mal von zu Hause aus zuschauen.
Schließlich hatte Nagelsman noch Felix Nmecha auf der Bank.
Auch das bald zu erwartende Comeback von Antonio Rüdiger wird den
Konkurrenzkampf in der Defensive verschärfen. Vorerst müssen sich die
Nationalspieler über ihre Vereine empfehlen. Das nächste Länderspiel findet
erst am 30. März gegen die Elfenbeinküste statt. Zudem ist bereits ein Test
gegen Finnland (31. Mai) terminiert. Von einer eingespielten Nationalelf
mit einem klaren Gerüst kann man bislang nicht sprechen. Und spätestens
nach einer Niederlage gegen Finnland würde vermutlich die Debatte eröffnet
werden, ob dieses Team überhaupt die WM-Vorrunde überstehen kann.
18 Nov 2025
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## AUTOREN
(DIR) Johannes Kopp
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