# taz.de -- Rechter Angriff auf Jugendhaus: Hakenkreuze und AfD-Tags
> Das Autonome Jugendhaus in Bargteheide ist am Wochenende erneut verwüstet
> worden. Unbekannte hinterließen rechtsextreme Symbole und
> AfD-Schriftzüge.
(IMG) Bild: Hakenkreuze, AfD-Schriftzüge, zerstörte Elektrogeräte: Das Autonome Jugendhaus Bargteheide wurde am Wochenende verwüstet
Umgekippte Stühle, vollgesprayte Musikboxen, durchnässte Sofas, eine
eingeschlagene Fensterscheibe und Feuerlöscherschaum: In der Nacht zu
Sonntag sind Unbekannte ins [1][Autonome Jugendhaus (AJH) in Bargteheide]
in Schleswig-Holstein eingebrochen und haben die Innenräume verwüstet. An
den Wänden in der Küche hinterließen sie mit blauer Sprayfarbe Hakenkreuze
und AfD-Schriftzüge. Das sieht man auf Fotos, die der taz vorliegen.
Am Sonntagmittag hatten im AJH aktive Jugendliche den Einbruch entdeckt,
sagt AJH-Sprecher Tjorben, 17, der taz. „Sämtliche Sitzmöbel wurden
zerstört, der Boden ist aufgeweicht, die Induktionsherdplatten kaputt und
der Stromkreis hat es leider nicht geschafft.“ Zudem habe es streng
gerochen, die Täter*innen hätten Chlorreiniger aus dem Schrank genommen
und über Elektronik, Möbel und den Boden verschüttet. Tjorben schätzt den
Sachschaden für das Jugendhaus auf ein- bis zweitausend Euro. Zudem sei die
Musikbox einer Privatperson mit Sprühfarbe beschmiert und ihr
Dieselgenerator geklaut worden.
Das für politische Straftaten zuständige Kommissariat 5 der
Bezirkskriminalinspektion in Lübeck hat die Ermittlungen aufgenommen. Die
Beamt*innen ermitteln wegen des Verdachts der Sachbeschädigung und
prüfen, ob ein Zusammenhang zu ähnlichen Taten in der Vergangenheit
vorliegt.
Der Vorstand des AJH schreibt in einer Pressemitteilung von einem Angriff
von „AfD-Sympathisanten“. Auch Tjorben, der seit einigen Jahren im AJH
aktiv ist, geht von einem [2][politisch motivierten Angriff] aus.
## Bargteheider Polizei erkannte kein politisches Motiv
Das hätten die Beamt*innen der Bargteheider Polizeistreife, die am
Sonntag den Schaden als Erste aufnahmen, allerdings anders gesehen. „Sie
haben uns noch vor Ort gesagt, dass das nicht so gravierend ist, dass man
es als politischen Angriff sehen kann“, sagt Tjorben. Deswegen hat er am
Montagmorgen selbst die für politische Straftaten zuständige
Staatsschutzabteilung der Polizei in Lübeck angerufen. „Als ich angerufen
habe, wussten die noch von nichts“, sagt er.
Der Vorstand des AJH kritisiert in einer Mitteilung, dass die Bargteheider
Polizei den Angriff auf das Jugendzentrum nicht ernst genug genommen habe.
Nach dem Einbruch in der Nacht zu Sonntag hätten die Beamt*innen den
Tatort nur kurz begutachtet und Fotos gemacht, ohne Spuren wie
Schuhabdrücke im Feuerlöscherstaub oder am eingeschlagenen Fenster zu
sichern.
Die für die Bargteheider Polizei zuständige Pressestelle in Ratzeburg
beantwortete eine taz-Anfrage bis Redaktionsschluss nicht.
Das selbstverwaltete, antifaschistische Autonome Jugendhaus ist ein
Containerbau in einem kleinen Wäldchen am Rand der Kleinstadt Bargteheide.
Ursprünglich als Geflüchtetenunterkunft gebaut, beherbergt der Bau seit
2005 das AJH, das es schon seit 1984 gibt.
Der Angriff auf das Jugendhaus ist nicht der erste Vorfall dieser Art. In
den vergangenen zwei Jahren hat es [3][wiederholt Sachbeschädigungen,
kleinere Brände und rechtsextreme Schmierereien] gegeben. Im April dieses
Jahres tauchten mehrere große, mit Wandfarbe gemalte Hakenkreuze sowie
rechtsextreme Codes am Gebäude auf. Nach einem größeren Feuer im Juni
dürfen aus Sicherheitsgründen bis heute keine öffentlichen Veranstaltungen
stattfinden, erst seit einigen Wochen können die im Haus aktiven
Jugendlichen die Innenräume wieder für kleinere Treffen nutzen.
In keinem der Fälle konnte die Polizei bisher Tatverdächtige ermitteln. In
einigen Fällen ermittelte der für politische Straftaten zuständige
Staatsschutz, nicht aber beim größeren Brand im Juni.
Die Stadt Bargteheide hat indes vorgeschlagen, Videoüberwachung auf dem
Gelände zu installieren. Das lehnen die Jugendlichen aus dem AJH ab: „Wir
halten diesen Schritt für falsch und wirkungslos“, schreiben sie. Politisch
motivierte, geplante Angriffe ließen sich nicht durch Kameras verhindern.
Täter*innen könnten die Überwachung leicht umgehen, etwa indem sie sich
vermummten. Zudem würde die Technik die Jugendlichen und Besucher*innen
des AJHs überwachen und „unter Generalverdacht stellen“. Sie fordern
stattdessen die Finanzierung einer Alarmanlage an den Fenstern und einen
neuen Zaun.
Der Vorstand des AJH fordert die Stadt Bargteheide und die Polizei dazu
auf, mehr für den Schutz des Jugendzentrums zu machen. „Wir fordern,
endlich wirksame Schutzmaßnahmen zu ergreifen, die Ursachen der rechten
Angriffe klar zu benennen und gemeinsam mit uns nach Lösungen zu suchen,
die den Charakter des AJH als offenen, selbstbestimmten Ort bewahren“,
schreiben sie.
Tjorben sagt, er hoffe, dass die Stadt durch den jüngsten Angriff
wachgerüttelt wird. „Das Autonome Jugendhaus soll ein Schutzraum sein“,
sagt Tjorben, „es darf nicht sein, dass er immer wieder Ziel von rechten
Angriffen wird“.
3 Nov 2025
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