# taz.de -- Bundeswehr soll größer werden: Hubschrauber bleiben in Tegel
       
       > Die Bundeswehr stoppt die Umwandlung von Militärstandorten, auch am
       > Ex-Flughafen Tegel will sie bleiben. Bauprojekte sollen aber nicht
       > tangiert sein.
       
 (IMG) Bild: Die Bundeswehr will nun doch länger am Ex-Flughafen Tegel bleiben (hier: Luftaufnahme von 2023)
       
       taz | Die Bundeswehr soll wieder wachsen, darum werden langjährige Pläne
       zur Umwandlung von militärisch genutzten Liegenschaften in eine zivile
       Nachnutzung (Konversion) bis auf Weiteres gestoppt. Auch die Übergabe eines
       Areals am ehemaligen Flughafen Tegel an Berlin verzögert sich nun um
       mindestens 20 Jahre.
       
       "Die Bundeswehr hat aufgrund der Sicherheitslage und des notwendigen
       Aufwuchses der Streitkräfte das Land Berlin informiert, dass aus heutiger
       Sicht die Liegenschaft Tegel Nord noch bis in die 2040er Jahre teilweise
       vom Militär genutzt werden muss", sagte Martin Pallgen, Sprecher der
       Senatsverwaltung für Stadtentwicklung (Senstadt), am Dienstag der taz. Die
       großen Bauvorhaben an verschiedenen Stellen des Geländes sind davon aber
       nicht tangiert.
       
       Das Bundesverteidigungsministerium hatte am Montagabend erklärt, dass es
       die Umwandlung von bundesweit 187 militärisch genutzten Liegenschaften für
       zivile Zwecke aussetzt. Betroffen sind zudem 13 weitere Objekte, die die
       Bundeswehr derzeit betreibt - wozu auch Teile des Flughafens Tegel gehören.
       All diese Orte würde der „strategischen Liegenschaftsreserve der
       Bundeswehr“ zugeführt, weil sie "aufgrund militärischer Eignung von der
       Bundeswehr in den kommenden Jahren mit hoher Wahrscheinlichkeit genutzt
       werden können", heißt es in der Mitteilung.
       
       Auf dem sogenannten Areal Tegel Nord, nach Angaben der Finanzverwaltung
       etwa 60 Hektar groß, ist seit den 90er Jahren die Hubschrauber-Staffel der
       Bundeswehr stationiert. Ursprünglich sollte sie bis 2029 in Tegel bleiben
       und dann zum BER umziehen, wo der überwiegende Teil der Flugbereitschaft
       der Bundeswehr, die Regierungsmitglieder und Abgeordnete durch die Welt
       fliegt, bereits seit 2020 stationiert ist.
       
       ## Früherer Auszug hinfällig
       
       Anfang diesen Jahres hatte der Senat erklärt, mit der Bundeswehr über einen
       früheren Auszug zu verhandeln, damit dort eine Flüchtlingsunterkunft für
       2.000 bis 3.000 Menschen entstehen kann. Diese Pläne sind offenbar recht
       weit gediehen, die Bundeswehr hat schon mit dem Auszug aus Tegel begonnen,
       wie die Reinickendorfer Bezirksbürgermeisterin Emine Demirbüken-Wagner
       (CDU) vor etwa einem Monat [1][auf Instagram] schrieb.
       
       Doch obwohl die Bundeswehr ihren Tegel-Standort nun weiter nutzen will,
       könne Berlin einen Teil des Areals "zeitnah übernehmen, etwa für Zwecke der
       Flüchtlingsunterbringung", sagte Pallgen. Auch die geplante
       Rettungsakademie der Berliner Feuerwehr sei nicht betroffen, stellte er
       klar.
       
       Insbesondere Integrationssenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) dürfte damit ein
       mittelgroßer Stein vom Herzen fallen, denn die geplante
       Gemeinschaftsunterkunft wird dringend gebraucht. Baubeginn soll im ersten
       Quartal 2026 sein. Ob sich dieser knappe Zeitplan nun einhalten lässt, ist
       allerdings offen. Eine entsprechende Nachfrage bei der Senstadt wurde bis
       Redaktionsschluss nicht beantwortet.
       
       Die geplante Flüchtlingsunterkunft hat nichts zu tun mit [2][Deutschlands
       größter und umstrittenster Notunterkunf]t in zeltartigen Leichtbauhallen
       neben dem früheren Terminal C. [3][Diese wird bis Jahresende geschlossen,
       an ihrer Stelle soll ein kleineres Ankunftszentrum für Asylbewerber in
       Containerbauweise entstehen].
       
       ## Senatsprojekte nicht gefährdet
       
       Auch auf das geplante [4][Schumacher-Quartier] mit mehreren tausend
       Wohnungen sowie die [5]["Urban Tech Republic"], ein Großprojekt für
       Forschung und Technologie, das bis zu 20.000 Arbeitsplätze bringen soll,
       hätten die Bundeswehr-Pläne keine Auswirkungen, erklärte Alexander Möller,
       Sprecher der Tegel Projekt GmbH, am Dienstag auf taz-Anfrage. Der Grund und
       Boden, auf dem diese Vorhaben entstehen sollen, gehört zu 100 Prozent der
       Tegel Projekt, die wiederum eine "Tochter" des Landes Berlin ist. Der
       Sprecher von Senstadt bestätigte dies und erwähnte auch die Berliner
       Hochschule für Technik (BHT), die ebenfalls nicht betroffen sei.
       
       Für Berlin scheint also die Vergrößerung der Bundeswehr keine unmittelbaren
       Konsequenzen zu haben - andernorts mag dies sehr wohl der Fall sein. „Wir
       sind uns der Tragweite der Entscheidung sehr bewusst und wissen, dass in
       vielen Fällen bereits Planungen bestehen, betroffene Flächen zivil zu
       nutzen“, sagte Nils Hilmer, Staatssekretär im Verteidigungsministerium. „Wo
       immer dies möglich ist, werden wir versuchen, auch bestehende zivile
       Planungen zu berücksichtigen.“
       
       Die Umwandlung von Bundeswehrstandorten für zivile Zwecke hatte in den
       frühen 1990er Jahren nach Ende des Kalten Kriegs begonnen worden und wurde
       nach Aussetzung der Wehrpflicht in den 2010er Jahren fortgesetzt.
       
       Wie es langfristig mit dem Bundeswehrstandort Tegel Nord weitergeht, "hängt
       von der Sicherheitslage und dem Bedarf der Streitkräfte ab", so Pallgen. Es
       sei verabredet, sich hierzu gegenseitig auf dem aktuellen Stand zu halten
       und "bis zum Ende der 2030er-Jahre Klarheit zu schaffen, ob und wann eine
       Übergabe an Berlin möglich ist". In der Zwischenzeit stimmten sich das Land
       Berlin und die Bundeswehr eng ab, etwa zu Fragen der infrastrukturellen
       Erschließung und Sanierung des Geländes.
       
       28 Oct 2025
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Susanne Memarnia
       
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